Kiautschou

Schönen Gruss aus Kiautschou

Kiautschou

Verwaltungszentrum Tsingtau

Die Kiautschou-Bucht wurde 1898 mit Hinterland von China mit allen Hoheitsrechten auf 99 Jahre an das Deutsche Reich verpachtet.

Ich bin ein Deutscher
Gruss aus Kiaotschau, Ich bin ein Deutscher

Pachtgebiet Kiautschou

Kiautschou
Kiau-Tschou

Größe:

552 km², zuzüglich eines 50 km breiten neutralen Streifen.

Pachtgebiet = Hamburg.

Einflussgebiet = ½ Sachsen.

Kiautschou-Bucht mit Tsingtau
Kiautschou-Bucht mit Tsingtau

Gouverneure (Reichsmarineamt):

  • 07.03.1898 – 19.02.1899 Carl Rosendahl, Kapitän zur See (1852 – 1917)
  • 19.02.1899 – 27.01.1901 Otto Ferdinand Paul Jäschke, Kapitän zur See (1851 – 1901)
  • 27.01.1901 – 08.06.1901 Max Rollmann, Kapitän zur See (provisorisch)
  • 08.06.1901 – 19.08.1911 Oskar von Truppel, Kapitän zur See (1854 – 1931)
  • 19.08.1911 – 07.11.1914 Alfred Meyer-Waldeck, Kapitän zur See (1864 – 1928)
Kiautschou-Bucht. Besetzung 1898
Kiautschou-Bucht. Besetzung 1898

Kiautschou, deutsches Pachtgebiet in der chinesischen Provinz Schantung, benannt nach der Kiautschoubucht und der früher an dieser belegenen, jetzt ganz verlandeten und unansehnlich gewordenen Stadt Kiautschou („Leimstadt“ nach dem Kiauhö, „Leimfluss“), umfasst 515 km² und hat 84.000 Einwohner. Das Pachtgebiet erstreckt sich hauptsächlich auf die beiden nach SW., bez. NO. gerichteten Halbinseln, die den Eingang in die 33 km lange, 26 km breite und etwa 550 km² große Kiautschoubucht flankieren, und auf die der Bucht vor- und eingelagerten Inseln sowie auf einen schmalen, um die Bucht laufenden Landstreifen, der die beiden auf den Halbinseln gelegenen Bezirke miteinander verbindet.

Kiautschou-Bucht. Schlägt seine Krallen in ein Land der deutsche Aar, So ist es deutsch und bleibt es immerdar!
Kiautschou-Bucht. Schlägt seine Krallen in ein Land der deutsche Aar, So ist es deutsch und bleibt es immerdar!

Die Grenzlinien wurden durch eine deutsch-chinesische Kommission festgelegt, die ihre Arbeiten am 10. Oktober 1898 beendete. Nach dem Land zu wird das Pachtgebiet von einer neutralen Zone zu 50 km Breite umschlossen, einschließlich derer das Gebiet eine Fläche von 7100 km² besitzt; in der neutralen Zone bedarf China für jede Maßnahme der deutschen Zustimmung.

Schönen Gruss aus Kiautschou
Schönen Gruss aus Kiautschou

Die Kiautschoubucht liegt auf der südöstlichen Seite der Halbinsel Schantung, wo diese an den Rumpf des Festlandes ansetzt. Von den zahlreichen der fast genau nach O. gerichteten Einfahrt vorgelagerten sämtlich zum Pachtgebiet gehörigen Riffe und Inseln sind die wichtigsten Tai-kungtau und Tschu-tscha-tau (Round Island); weiter ab liegen die Inseln Fu-tau vor dem Eingang des Lauschan-Hafens auf der Südseite der östlichen Halbinsel und die erheblich größere Insel Tolo-schan (Schuiling-schan) südlich der westlichen Halbinsel.

Kiautschou, Ich bin ein Deutscher
Kiautschou, Ich bin ein Deutscher

 Innerhalb der Einfahrt liegt die niedrige Insel Tschi-posan oder Hwang-tau, im nördlichen Teil der Bucht die große Insel Yin-tau (Kartoffelinsel) Der randliche Teil der Bucht ist stark versandet, so dass weite Strecken bei Ebbe trocken gelegt werden und die beiden letztgenannten Inseln fast schon verlandet sind.

Gruss aus Kiautschou
Gruss aus Kiautschou

Die Bucht friert selbst in strengen Wintern nur in den flachen, für Seeschifffahrt unwichtigen Teilen zu. Die Einfahrt ist 3,4 km breit, 24–40 m tief und bietet gute Ankerplätze mit 12–20 m Tiefe. Von den auf die beiden Halbinseln beiderseits entfallenden Bezirken des Pachtgebiets ist der auf der östlichen Seite, an dessen Spitze sich der Hauptort Tsingtau befindet, der größere. Die am weitesten gegen die Einfahrt vorspringenden Punkte der Halbinseln sind die Landzunge an der Iltisbucht auf der östlichen und das Kap Jäschke (Kap Evelyn) auf der westlichen Seite. Die größere östliche Halbinsel ist verhältnismäßig wenig gegliedert, während in die westliche von N. die Hai-hsi-Bucht und von S. die Arkona-See tief einschneiden.

Mein schönes Fräulein dürft ich's wagen?
Mein schönes Fräulein dürft ich’s wagen?

Besatzungstruppen:

III. Seebataillon (Cuxhaven)

Letzter Kommandeur: von Kessinger

Gesamtbevölkerung:

200.000, 4.500 Weiße, ca. 400 Deutsche (Stand 1912)

5 Dollar Deutsch-Asiatische Bank, 1907
5 Dollar Deutsch-Asiatische Bank, 1907

Währung:

Mark und Pfennig, ab 1905 Dollar und Cents (chinesische Dollarwährung)

200 Dollar Deutsch-Asiatische Bank 1914
200 Dollar Deutsch-Asiatische Bank 1914

Verwaltung:

Die oberste Verwaltung liegt in den Händen eines Gouverneurs, dem ein Gouvernementsrat und zur Beratung in chinesischen Angelegenheiten versuchsweise ein chinesisches Komitee von zwölf Mitgliedern zur Seite gestellt sind. Das Gouvernement hat gegenüber den heimischen Behörden die größtmögliche Selbständigkeit, hat aber große Freiheit bezüglich der Selbstverwaltung, des Handels und des Gewerbebetriebes gewährt. Die Regierung hat überall das Verkaufsrecht auf Grundstücke und übernimmt den Landverkauf teilweise selbst. Angekauft wurden 1902/03 von der Regierung rund 196, verkauft rund 15 Hektar. Dafür bleibt die Regierung an einer beim Weiterverkauf der Grundstücke sich ergebenden Preissteigerung beteiligt.

Kiautschou, Unsere jüngsten Colonisten
Kiautschou, Unsere jüngsten Colonisten

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Unsere Blaujacken. And're Städtchen, and're Mädchen
Unsere Blaujacken. And’re Städtchen, and’re Mädchen

Wirtschaft:

Steuern werden erhoben: Grundsteuer, Verkaufssteuer für Opium, Abgaben für Hafen und Leuchtfeuer, Hundesteuer, Jagdgebühren, Gewerbescheingebühren, Stempelabgaben, Gerichtsgebühren. Immerhin hat das Deutsche Reich bisher fast die gesamten Ausgaben bestritten. Die Einnahmen beliefen sich 1901/02 auf 495.990 Mark, während der deutsche Etat von 1904 einen Reichszuschuss von 12.583.000 Mark für Kiautschou eingestellt hat.

Tsingtau, Germania-Brauerei
Tsingtau, Germania-Brauerei

Die Germania-Brauerei wurde 1901 in Tsingtau gegründet. Inzwischen ist sie eine der größten Brauereien Chinas. „Tsingtao“-Bier kann man auch in Deutschland kaufen.

Tsingtau, Germania-Brauerei
Tsingtau, Germania-Brauerei

Die deutsche Besatzung in Tsingtau besteht regelmäßig aus einem Seebataillon, einer Feldbatterie und einer Abteilung Matrosenartillerie. Dazu kommt eine Chinesentruppe von 120 Mann unter deutschen Offizieren; auch für den Polizeidienst werden teilweise Chinesen verwendet.

Kiautschou, Fort von Chin-tau-kau. Major Kopka von Lassow und Kapitänleut. Franz Grapow
Kiautschou, Fort von Chin-tau-kau. Major Kopka von Lassow und Kapitänleut. Franz Grapow

Die Besetzung der zur chinesischen Provinz Schantung gehörigen Kiautschou-Bai und des um die Bai gelegenen Bezirks durch Deutschland erfolgte am 14. November 1897 durch die Landung der unter dem Befehl des Vizeadmirals von Diederichs stehenden deutschen Truppen.

1. Ostasiatisches Panzergeschwader
1. Ostasiatisches Panzergeschwader

Durch Vereinbarung mit der chinesischen Regierung sind dem Deutschen Reich für die Dauer der vereinbarten Pachtzeit von 99 Jahren alle der chinesischen Regierung zustehenden Hoheitsrechte übertragen worden.

Kiautschou, Tsingtau, Bismarckkaserne
Kiautschou, Tsingtau, Bismarckkaserne

Es steht der deutschen Regierung frei, innerhalb des überlassenen Gebietes alle nötigen Baulichkeiten und Anlagen zu errichten und für den Schutz derselben die erforderlichen Maßnahmen zu treffen. Das überlassene Gebiet umfasst die gesamten inneren Wasserbecken der Kiautschou-Bucht bis zur Hochwassergrenze, ferner die südlich und nördlich von dem Eingang der Bucht liegenden grösseren Landzungen bis zu deren natürlichen Abgrenzung durch die geeigneten Höhenzüge‚ sowie die innerhalb der Bucht und vor derselben gelegenen Inseln.

Kiautschou, Tsingtau, Bismarckstraße
Kiautschou, Tsingtau, Bismarckstraße

 

Briefmarken:

Eine deutsche Postagentur ist am Hauptsitz der Regierung in Tsingtau eröffnet worden. .

Eine vierzehntägige Postdampfer-Verbindung zwischen Kiautschou- Bucht und Schanghai ist eingerichtet.

Kiautschou 1 Cent, 1905
Kiautschou 1 Cent, 1905
Kiautschou 4 Cents, 1905
Kiautschou 4 Cents, 1905
Kiautschou 2 1/2 Dollar, 1905
Kiautschou 2 1/2 Dollar, 1905

Geschichte:

1860
Expedition der preußischen Kriegsschiffe „Arcona„, „Thetis“ und „Frauenlob“ nach China. „Frauenlob“ geht am 2. September 1860 im Taifun vor Yokohama verloren.

1861
Handelsvertrag zwischen China und Preußen.

Ferdinand Freiherr von Richthofen

Ferdinand Freiherr von Richthofen

* 05.05.1833 in Karlsruhe in Schlesien, † 06.10. 1905, Berlin, Von 1868 bis 1871 unternahm er sieben große Reisen nach China und legte damit auch die Grundlage zum Erwerb des Pachtgebietes Kiautschou.

1868 – 1871
Freiherr von Richthofen unternimmt sieben große Reisen nach China und weist auf die künftige Rolle Kiautschous als Flottenstützpunkt hin. Auf diese Landeskenntnis beruft sich Admiral von Tirpitz, als er einen solchen Stützpunkt in Asien sucht.

1886
Die Reichspost eröffnet Poststellen in China.

23. Juli 1896
Das deutsche Kriegsschiff S.M.S. Iltis fällt einem Taifun zum Opfer, auch der Kommandant, Kapitänleutnant Braun, ertrinkt. Er war von Admiral von Tirpitz beauftragt worden, die Bucht von Kiautschou auf ihre Eignung zum Flottenstützpunkt zu untersuchen.

1. Kreuzerdivision vor Kiautschou S.M.S. Arkona, S.M.S. Irene, Flaggschiff Kaiser, S.M.S. Prinzess Wilhelm, Vizeadmiral Otto von Diederichs
1. Kreuzerdivision vor Kiautschou S.M.S. Arkona, S.M.S. Irene, Flaggschiff Kaiser, S.M.S. Prinzess Wilhelm, Vizeadmiral Otto von Diederichs

1. November 1897
Nachdem die deutschen katholischen Missionare Nies und Henle in China ermordet wurden, gibt Kaiser Wilhelm II. den Befehl zur sofortigen Besetzung der Kiautschou-Bucht. Das ostasiatische Geschwader, bestehend aus S.M.S. Kaiser, S.M.S. Prinzess Wilhelm und S.M.S. Cormoran (später noch S.M.S. Irene und S.M.S. Arcona [II]) begeben sich unter Befehl des Konteradmirals Otto von Diederichs (1843 – 1918) nach Kiautschou um die dortige Bucht nebst Befestigungen zu besetzten. Diese Aktion war keinesfalls eine spontane Reaktion auf die Ermordung der Deutschen, sondern nur der offizielle Vorwand eines über Jahre sorgfältig vorbereiteten Unternehmens.

Kiautschou, Tsingtau, Diederichsstein
Kiautschou, Tsingtau, Diederichsstein

1898
In Tsingtau eröffnet eine deutsche Postagentur.

6. März 1898
Abschluss eines Pachtvertrages Deutschlands mit der chinesischen Regierung auf 99 Jahre über ein an der Kiautschoubucht gelegenes Gebiet. Der deutsche Handel mit China beläuft sich 1897 bereits auf 80 Millionen Mark, während im gleichen Jahr der Gesamthandel mit den deutschen Schutzgebieten erst 35 Millionen Mark ausmacht.

Kiautschou, Tsingtau, Chinesische Handkarren
Kiautschou, Tsingtau, Chinesische Handkarren

27. April 1898
Das vertraglich bestimmte Pachtgebiet von Kiautschou wird offiziell unter deutschen „Schutz“ genommen. Die Deutschen errichten eine Musterkolonie. Das kleine Fischerdorf TsingTau entwickelt sich schnell zu einer modernen Stadt. Dank einer modernen Trinkwasseranlage und Abwasserversorgung zählt Tsingtau zu den gesündesten Städten und entwickelt sich zu einer blühenden Stadt, die Bevölkerung wächst von 83.000 auf ca. 200.000 Menschen im Jahr 1914 an.

1. Juni 1899
In Tsingtau wird ein Stadtfernsprechdienst eröffnet.

Dezember 1900
Das Pachtgebiete Kiautschou erhält Anschluss an das Welttelegrafennetz durch die deutschen Kabel Schanghai-Tsingtau und Tschifu-Tsingtau.

Kiautschou, Tsingtau, Gouverneurs Wohnhaus
Kiautschou, Tsingtau, Gouverneurs Wohnhaus

1900/01
Der Boxeraufstand in China wird von einem internationalen Expeditionskorps, hauptsächlich bestehend aus Russen und Japanern, blutig niedergeschlagen. Später wird Generalfeldmarschalls Graf von Waldersee Oberbefehlshaber der internationalen Streitkräfte.

Februar 1901
Im Pachtgebiet Kiautschou werden die deutschen Kolonialmarken 1901 (mit Schiffsmotiv) eingeführt, nachdem bis dahin die deutschen Inlandswert-Zeichen mit Aufdruck „China“ benutzt worden sind.

8. April 1901
Die erste Teilstrecke der Shantungeisenbahn Tsingtau-Kiautschou wird eröffnet.

Kiautschou, Tsingtau, Prinz Heinrichstraße
Kiautschou, Tsingtau, Prinz Heinrichstraße

1904
Eröffnung der Mole 1 des neuen Überseehafens für Ozeandampfer.

17. Juni 1907
Die Deutsch-Asiatische Bank in Tsingtau gibt eigene Banknoten aus.

25. Oktober 1909
Die deutsch-chinesische Hochschule in Tsingtau wird eröffnet.

1913
Eine Monatsschrift, der „West-östliche Bote“, in deutscher Sprache mit chinesischen Anmerkungen, erscheint erstmals.

Kiautschou, Tsingtau, Friedrichstraße
Kiautschou, Tsingtau, Friedrichstraße

15. August 1914
Japanisches Ultimatum zur bedingungslosen Übergabe Tsingtaus wird von der deutschen Regierung unbeantwortet gelassen.

5. September 1914
Weit überlegene japanische Truppenverbände greifen völkerrechtswidrig vom neutralen chinesischen Gebiet aus an. Die Japaner landen in Kiautschou und beginnen mit der Beschießung Tsingtaus.

15. August 1914
24 Stunden Ultimatum der Japaner zur bedingungslosen Übergabe (ca. 4800 Deutsche stehen ca. 65.000 Japanern gegenüber). Das Ultimatum bleibt unbeantwortet. Kapitän zur See Meyer-Waldeck telegrafiert am 23.08.1914 an Kaiser Wilhelm II. : „Einstehe für Pflichterfüllung bis zum äußersten„.

Kiautschou, Tsingtau, Gouvernements-Lazarett
Kiautschou, Tsingtau, Gouvernements-Lazarett

27. August 1914
Blockade des Pachtgebietes durch englische und japanische Kriegsschiffe.

2. September 1914
1. Landungswelle von 2000 Engländern und 2300 Japaner. Deutsche Hilfskreuzer und der österreichische Kreuzer Kaiserin Elisabeth greifen in die Kämpfe ein.

Beschießung der japanischen Stellungen von Tsingtau durch S.M. Kanonenboot Jaguar und den österreichischen Kreuzer Kaiserin Elisabeth.
Beschießung der japanischen Stellungen von Tsingtau durch S.M. Kanonenboot Jaguar und den österreichischen Kreuzer Kaiserin Elisabeth.

 

26./27. September 1914
Rollende Sturmangriffe der japanischen und englischen Truppen. Sie erleiden schwere Verluste, der Eroberungsversuch der Festung wird vereitelt.

28. September 1914
Völlige Einschließung der Kolonie auch von Land her.

Kiautschou, Tsingtau, Iltiskaserne
Kiautschou, Tsingtau, Iltiskaserne

Anfang Oktober 1914
Die deutsche Besatzung verteidigt sich mit aller Entschlossenheit. Oberleutnant zur See Plüschow „der Flieger von Tsingtau“ mit seinem Flugzeug (Typ Taube) unternimmt er immer wieder Angriffe auf japanische Schiffe.

Gunther Plüschow

Gunther Plüschow

* 08.02.1886 in München, † 28.01.1931 in Argentinien (Flugzeugabsturz). Der Flieger von Tsingtau.

17. Oktober 1914
Das deutsche Torpedoboot „S90“ unter dem Kommando von Kapitänleutnant Brunner durchbricht die Blockade und versenkt den japanischen Kreuzer „Takatschio“.

Torpedoboot S90 versenkt den japanischen Kreuzer Takatschio
Torpedoboot S90 versenkt den japanischen Kreuzer Takatschio

29. Oktober 1914
Das Gebiet wird 9 Tage und Nächte von Land und See aus beschossen. S.M.S. Iltis wird von der eigenen Mannschaft versenkt.

31. Oktober 1914
Zum Geburtstag des japanischen Kaisers unternehmen die Japaner einen vergeblichen Generalsturm.

Vergeblicher Sturmangriff der Japaner und Engländer auf Tsingtau
Vergeblicher Sturmangriff der Japaner und Engländer auf Tsingtau

7. November 1914
Den deutschen und österreichischen Truppen geht die Munition aus, damit endet die Verteidigung Tsingtaus. Die deutschen Kriegsschiffe sowie der Kleine Kreuzer Kaiserin Elisabeth der k. u. k. Kriegsmarine werden von der eigenen Besatzung versenkt. Die Festung kapituliert unter ehrenvollen Bedingungen. Die Besatzung wird in eine 5 Jährige Kriegsgefangenschaft nach Japan abtransportiert. Der deutsche Pilot Gunther Plüschow, „Der Flieger von Tsingtau“, erhält vorher den Befehl die Stadt mit wichtigen Dokumenten zu verlassen. Er erreicht nach abenteuerlichem Fluge die Heimat.

Mitsuomi Kamio (1856 – 1925) übernimmt als japanischer Militärgouverneur von 1914 bis 1919 das Pachtgebiet Kiautschou.

Kiautschou, Tsingtau, 6. Oktober 1914. Beim ersten Sturm auf die Infanteriewerke von Tsingtau wurden die vereinigten Japaner und Engländer mit einem Verlust von 2500 Mann zurückgeschlagen
Kiautschou, Tsingtau, 6. Oktober 1914. Beim ersten Sturm auf die Infanteriewerke von Tsingtau wurden die vereinigten Japaner und Engländer mit einem Verlust von 2500 Mann zurückgeschlagen

März 1917
Abschluss eines englisch-japanischen Geheimvertrages über die Abtretung Kiautschous sowie der sonstigen Rechte und Privilegien Deutschlands in Schantung an Japan.

Die Helden von Tsingtau im japanischen Gefangenlager.
Die Helden von Tsingtau im japanischen Gefangenlager.

1919
Der Versailler Vertrag bestimmt in seinen Artikeln 156 bis 158, dass das Deutsche Reich alle seine Rechte am Kiautschou-Gebiet, ebenso Eisenbahnen, Bergwerke und Unterseekabel entschädigungslos an Japan abtreten muss.

Alfred Meyer-Waldeck

Alfred Meyer-Waldeck

* 27.11.1864 in Sankt Petersburg (Russland), † 25.08.1928 in Bad Kissingen, Gouverneur des Pachtgebietes Kiautschou von 1911 bis 1914

Alfred Meyer-Waldeck blieb bis 1920 in japanischer Kriegsgefangenschaft. Er wurde danach rückwirkend zum Vizeadmiral befördert.

1922
Kiautschou wird an China zurückgegeben.

Qingdao, das alte Tsingtau ist heute eine Hafenstadt in der ostchinesischen Provinz Shandong. Die Stadt ist für ihr Tsingtao-Bier, das auf die alte Germania-Brauerei aus der deutschen Kolonialzeit zurückgeht, bekannt. Die Altstadt ist von deutscher Architektur geprägt. In Qingdao leben heute ca. 4 Millionen Einwohner.

Kiautschou, Karte 1912
Kiautschou, Karte 1912
Tsingtau, Stadtplan
Tsingtau, Stadtplan

Quellenhinweise:

  • „Deutschlands Kolonien“ von Rochus Schmidt Verlag des Vereins der Bücherfreunde Schall & Grund 1898
  • „Großes Lehrbuch der Geographie“ E. von Seydlitz, Königliche Universitäts- und Verlagsbuchhandlung Breslau 1902
  • „Harms Vaterländische Erdkunde“ 7. Auflage Braunschweig und Leipzig Hellmuth Wollermann 1906
  • „Konversationslexikon“, Leipzig und Wien 1909
  • „Die deutschen Kolonien“ Geographie, E. von Seydlitz – Königliche Universitäts- und Verlagsbuchhandlung Breslau 1910
  • „Deutschlands Kolonien“ von W. Scheel Verlagsanstalt für Farbfotographie Weller & Hüttich 1912
  • „Die deutschen Kolonien“ Herausgegeben von Kurd Schwabe Nationalausgabe – Band I/II 1914
  • „Deutsches Kolonial-Lexikon“ Leipzig 1920
  • „Der Kampf um unsere Schutzgebiete – Unsere Kolonien einst und jetzt“ von P. Jos. M. Abs Düsseldorf 1926
  • zeitgenössische Postkarten mit ihren originalen Bildunterschriften.

Im Sinne der Wiederherstellung des Deutschen Reiches aus https://deutsche-schutzgebiete.de/wordpress/kolonien-blog/ am 03.03.2020 entnommen.




Samoa

Talofa Samoa, Unsere neuen Landsleute

Samoa

Verwaltungszentrum Apia

Deutsche Kolonie von 1900 bis 1919

Samoa, Apia, Talofa Samoa (Gruss aus Samoa)
Samoa, Apia, Talofa Samoa (Gruss aus Samoa)

Samoa (Deutsch-Samoa)

Wappen:

Samoa, Wappen (Entwurf)
Samoa, Wappen (Entwurf)

Größe:

  • Savaii 1707 km²,
  • Upolu 868 km²,
  • Manono und Apolima 13,2 km²

Zusammen 2588 km²

Samoa oder Schiffer-Inseln
Samoa oder Schiffer-Inseln

Gouverneure:

  • 01.03.1900 – 19.12.1911 Dr. Wilhelm Heinrich Solf (1862 – 1936)
  • 19.12.1911 – 29.08.1914 Dr. Erich Schultz-Erwerth (1870 – 1935)
Flaggenhissung auf Samoa am 1. März 1900
Flaggenhissung auf Samoa am 1. März 1900

Bevölkerung:

Ca. 34.000 Samoaner, ca. 500 andere Südseeinsulaner, etwa 1100 ausschließlich männliche Chinesen, ca. 1000 Mischlinge, ca. 500 Weiße, ca. 270 Deutsche (Stand 1912)

"Fita-Fita" - die Eingeborenen-Polizeitruppe auf Samoa
„Fita-Fita“ – die Eingeborenen-Polizeitruppe auf Samoa

 

Schutztruppe:

nur eine Polizeitruppe Einheimischer

Fita-Fita, eine Leibgarde von Söhnen samoanischer Häuptlinge
Fita-Fita, eine Leibgarde von Söhnen samoanischer Häuptlinge

Sitz des Gouverneurs:

Apia

Apia, Samoa
Samoa, Hafen von Apia

Samoa (Schifferinseln, Navigatorsinseln), polynesische Inselgruppe, nordöstlich von den Fidschiinseln, unter 13°5´-14°5´ südlicher Breite und 168°9´-172°45´ westlicher Länge, besteht aus vier größern und mehreren kleinern, den größern zugerechneten Inseln:

Samoa, Aus dem deutschen Colonial-Leben
Samoa, Aus dem deutschen Colonial-Leben

Deutscher Besitz:

  • Savaii 1707 km², 12.816 Einheimische
  • Upolu 868 km², Manono und Apolima 13,2 km², gemeinsam 20.662 Einheimische

Zusammen 2588 km² und 33.478 Einheimische (1906)

Samoa, Apia mit Mulinuu
Samoa, Apia mit Mulinuu

Amerikanischer Besitz:

  • Tutulia 138 km², 3746 Einheimische
  • Manuainseln 58,5 km², 1421 Einheimische
  • Rofa 1,5 km²

Zusammen 199 km², 5167 Einheimische

Dazu kommen auf deutschem Gebiet 1970 Nichteinheimischen, darunter 381 Weiße (192 Deutsche). Von den Eingebornen sind 6000 Katholiken, 600 Mormonen, der Rest Protestanten (Londoner Missionsgesellschaft, Australische Methodistenmission).

Samoa, Apia
Samoa, Apia

Briefmarken:

Am 21. September 1886 eröffnet die Reichspost auf Samoa ein Filiale. Die ersten Ausgaben erscheinen 1887. Anfangs werden die Marken (Mark und Pfennigausgaben) des Deutschen Reichs verwenden. Zu erkennen sind diese Verwendungen nur am Stempel „Apia KDPAG“ (KDPAG = Kaiserlich Deutsche Postagentur) ohne Segment und Sterne (DR 37c) und allen anderen Werten an „Apia KDPAG“ ohne Segment mit Sternen. Ab 1900 wurden eigene Briefmarken mit der Kaiserlichen Jacht Hohenzollern als Motiv zur Ausgabe gebracht.

Samoa 10 Pfennig, 1900
Samoa 10 Pfennig, 1900
Samoa 40 Pfennig, 1900
Samoa 5 Mark, 1900
Samoa 5 Mark, 1900

Geografie:

Die kettenförmig von WNW. nach OSO. auf etwa 500 km angeordnete Inselreihe ist mit Ausnahme von Rosa, einem im äußersten Osten gelegenen Korallenatoll, vulkanischen Ursprungs, mit meist steilen, von Korallenriffen umgebenen Küsten, die nur zwei Häfen von Bedeutung haben: Pago-Pago auf Tutuila und Apia auf Upolu. Schöne, wohlbewässerte, fruchtbare Ebenen umgeben die im Innern (auf Savaii zu 1646 m) aufsteigenden Bergmassen, deren vulkanische Tätigkeit zeitlich von O. nach W. erloschen zu sein scheint.

Talofa Samoa, Unsere neuen Landsleute
Talofa Samoa, Unsere neuen Landsleute

Dort sind die Berge schon überall mit üppigem Grün bekleidet, hier breiten sich noch weithin nackte Lavafelder aus. Noch 1866 fand bei Olosenga ein submariner und neuestens auf Savaii ein vulkanischer Ausbruch statt. Heiße Quellen sind selten, Erdbeben dagegen häufig, wenn auch nicht gefährlich.

Talofa Samoa, Unsere neuen Landsleute
Talofa Samoa, Unsere neuen Landsleute

Klima:

Das Klima ist sehr gleichmäßig. Man kennt zwei Jahreszeiten: die (häufig durch heiteres Wetter unterbrochene) Regenzeit von November bis April und die wenig ausgesprochene Trockenzeit von Mai bis November. Östliche Winde herrschen vor, da die Inseln im Gebiete des Südostpassats gelegen sind. Apia: Jahrestemperatur 25,3°, wärmster Monat (Februar) 26,5°, kältester (Juli) 23,8°; mittlere Jahresextreme 32,9° und 17,5°. Die Regenmenge (Apia 1903: 3178 mm, 1904: 2864 mm) ist großen Schwankungen unterworfen. Gegen Ende der Regenzeit treten häufig Orkane auf, die besonders 1875, 1889 (s. Apia) und 1905 Verheerungen anrichteten.

Talofa Samoa, Unsere neuen Landsleute
Talofa Samoa, Unsere neuen Landsleute

Gesundheitlich ist das Klima der Ansiedelung Weißer zuträglich. Dichter Tropenwald, von Banianen (Ficus), Pandaneen und Palmen gebildet und von Lianen und Epiphyten erfüllt, gemischt mit Farnbäumen, bedeckt die Gruppe der Samoainseln. An Säugetieren zählt die Samoagruppe nur noch Mäuse und kleinere Fledermäuse. Die Reptilien sind durch die kosmopolitischen Geckos und Skinke vertreten. Die polynesischen Einwohner sind ein schöner Menschenschlag, von heller Farbe, schlank und gut gebaut. Ihr Kulturzustand ist ganz der anderer Polynesier.

Samoa, Hafen von Apia
Samoa, Hafen von Apia

Wirtschaft:

Die Einheimischen sind gute Schiffer, treiben Fischerei, fertigen Zeuge, Matten u.a. und wohnen in wohlgebauten Hütten und Dörfern, neben denen sie Kokosnußpalmen, Bananen, Taro, Yams, Bataten, Kawa und Tabak, in geringem Umfange Kakao und Kaffee kultivieren. Die ihnen auferlegte Kopfsteuer, die 1905/06 gegen 96,000 Mark einbrachte, haben sie pünktlich bezahlt. Da sich die Einheimischen zur Eingehung eines dauernden Arbeitsverhältnisses nicht herbeilassen, ist in Deutsch-Samoa (1903) Mangel an Arbeitskräften, und man führte Melanesier und chinesische Kulis ein.

Samoa, Gebrüder Marquardt's völkerschaftliche Schaustellung
Samoa, Gebrüder Marquardt’s völkerschaftliche Schaustellung

 Im Besitz europäischer Pflanzungen waren 1904: 15,548 Hektar, davon waren 4577 unter Kultur (Kakao 1035, Kokospalmen 3298, Kaffee 29, Vanille 2,3, Bananen, Taro 88); 46 weiße Beamte und 1008 farbige Arbeiter wurden beschäftigt. Im Pflanzungsbetrieb sind tätig die Deutsche Handels- und Plantagengesellschaft der Südsee-Inseln (Kopraernte 1904: 1965 Ton., Kakao), die Deutsche Samoagesellschaft (Kakao), Upolu-Kakaogesellschaft. Neuestens haben sich die Safata-Samoagesellschaft (Kopra, Kakao) und die Samoa-Kautschukkompanie gebildet.

Gruss aus Samoa
Gruss aus Samoa

Geschichte:

Die Inselgruppe wurde 1722 von Roggeveen entdeckt, der die östlichen Manuainseln Baumannsinseln nannte. Bougainville gab ihr 1768 den Namen Schifferinseln. Danach wurde Samoa 1787 von Lapérouse, 1791 von Edwards, 1824 von Kotzebue besucht. Doch erst, seitdem 1830 der Missionar Williams seine Tätigkeit auf den Inseln begonnen hatte, wurden sie genauer aufgenommen und wissenschaftlich erforscht. 1839 vermaß der Amerikaner Wilkes die Gruppe, später der Deutsche Grässe im Auftrag der Firma Godeffroy.

Kavabereitung auf Samoa
Kavabereitung auf Samoa

Die politischen Zustände auf den Samoainseln ließen viel zu wünschen übrig. Jedes Dorf hatte ursprünglich seinen eignen Häuptling; doch waren zuweilen mehrere Dörfer zu einem Bezirk vereinigt unter einem „Tupu“, dem ein Beirat von Dorfvorstehern zur Seite stand. Die Könige, „Tui“, waren von dem Rate der Tupu abhängig. Vor mehr als 100 Jahren soll ein gemeinsamer König, der „Tui Samoa“, geherrscht haben.

Samoa, Interior of a Native House
Samoa, Interior of a Native House

Seit Europäer und Amerikaner eingriffen, bildeten sich zwei Parteien: Taimuna und Puletua, die einen offenen Bürgerkrieg führten, bis 1874 eine Regierung der „Taimuna und Faipule“ zur Herrschaft kam. Die Taimuna ist eine Versammlung von Häuptlingen, die Faipule von Leuten geringeren Standes. 1879 wurde Häuptling Malietoa König der Inseln. Inzwischen war die Annektierung der Gruppe 1872 von Neuseeland befürwortet worden; die Amerikaner erlangten in demselben Jahr den Hafen Pago-Pago. Das Hissen der nordamerikanischen Flagge (1877) wurde jedoch von der Union nicht gebilligt.

Samoa, Grüsse aus Apia
Samoa, Grüsse aus Apia

Doch schloss sie 1878 mit Samoa einen Freundschafts- und Handelsvertrag, worin ihnen der Hafen Pago-Pago auf Tutuila zur Niederlage für Kohlen etc. zur Verfügung gestellt wurde. Gleichlautende Verträge schlossen 1879 Deutschland, das den Hafen Saluafata auf Upolu zugewiesen bekam, und Großbritannien, dem gleichfalls die Anlage einer Marine- und Kohlenstation gestattet wurde. Nachdem der deutsche Reichstag 1880 die Errichtung einer deutschen Schutzherrschaft in Samoa abgelehnt hatte, gingen die drei Mächte eine Konvention mit dem König Malietoa Talavou ein, wonach Stadt und Distrikt von Apia unter eine Munizipalität mit den betreffenden Konsuln an der Spitze gestellt wurden.

Samoa-Inseln, Fort, von Tanuleuten errichtet
Samoa-Inseln, Fort, von Tanuleuten errichtet

Nachdem am 8. November 1880 Malietoa Laupepa König geworden war, begannen bald Zwistigkeiten, da eine feindliche Partei den Häuptling Tamasese zum König wählte. Nachdem Malietoa und seine Anhänger die Deutschen beleidigt und beraubt hatten, wurde er im August 1887 durch die Besatzung eines deutschen Kriegsschiffes nach den Marshallinseln gebracht. Doch blieb Tamasese nicht lange im unbestrittenen Besitz der königlichen Macht. Schon Mitte 1888 riefen die Anhänger Malietoas den Häuptling Mataafa zum König aus; Tamasese wurde geschlagen und hart bedrängt.

Samoa, Samoaner Haus im Bau
Samoa, Samoaner Haus im Bau

Da Mataafas Anhänger deutsche Pflanzungen beraubten, wurden von zwei deutschen Kriegsschiffen Mannschaften gelandet, von denen am 18. Dezember eine kleine Abteilung überfallen und fast vernichtet wurde, worauf stärkere deutsche Abteilungen die Rebellen vertrieben. Ein Orkan vernichtete am 16. März 1889 im Hafen von Apia zwei deutsche und drei amerikanische Kriegsschiffe.

Samoa, Lagune und Kirche von Safune auf Savaii
Samoa, Lagune und Kirche von Safune auf Savaii

Die drei Mächte schlossen am 14. Juni 1889 einen Vertrag ab, wonach Malietoa wieder eingesetzt und die Inseln unter ihren gemeinschaftlichen Schutz gestellt wurden. Doch wurde dadurch die innere Ruhe nicht gesichert. Samoa war in den nächsten Jahren der Schauplatz von nebenbuhlerischen Kämpfen unter den Eingebornen und von Quertreibereien unter den beteiligten Mächten, Deutschland, England, Vereinigte Staaten, bis das deutsch-amerikanisch-englische Abkommen vom 2. Dezember 1899 die Inseln unter Deutschland und die Vereinigten Staaten in der Weise teilte, dass ersteres Upolu, Savaii und die anderen westlich, die letzteren Tutuila und die östlich vom 171.° gelegenen Inseln erhielt, während England einige Salomoninseln, die Tongainseln und Niue bekam.

Samoa, Samoan War-Canoe
Samoa, Samoan War-Canoe

Das samoanische Königtum wurde abgeschafft und dafür eine Art Selbstverwaltung der Samoaner eingeführt. Die Entschädigung der bei den vorangegangenen Wirren betroffenen Eigentümer sollte ein Schiedsgericht unter dem Vorsitz des Königs von Schweden regeln, das für Deutschland entschieden hat. Die Auszahlung der auf 40.000 Dollar festgesetzten Entschädigungssumme erfolgte erst 1905.

Samoa, Samoanische Schönheit
Samoa, Samoanische Schönheit

Chronologie:

1847 – 1861
Eröffnung deutscher, englischer und amerikanischer Konsulate im Königreich Samoa.

1860
Das Hamburger Haus Godeffroy eröffnet eine Handelsstation.

1865
Anlage erster deutscher Kokosplantagen

1878
Reise von S.M.S. Bismarck nach Samoa.

S.M.S. Bismarck
S.M.S. Bismarck

24.01.1879
Abschluss eines Handels- und Freundschaftsvertrages zwischen dem Deutschen Reich und dem Königreich Samoa.

1884
Der deutsche Generalkonsul Dr. Stübel lässt die Hafenstadt Apia durch deutsche Marinesoldaten besetzen.

10. November 1884
Vertrag des deutschen Generalkonsuls Dr. Stübel mit dem König Malietoa von Samoa zwecks „Herstellung größerer Rechtssicherheit und Strafpflege„, um sich in Fragen der Eigentumsrechte gegen Briten sowie die Annexionsgelüste der Neuseeländer abzusichern. Den Deutschen wird ein nicht unwesentlicher Einfluss auf die Gesetzgebung des Landes eingeräumt. Die in britischen Händen befindlichen Aktien der Godeffroyschen Gesellschaft in Höhe von 2 Millionen Mark werden von einem Hamburger Konsortium zurückgekauft.

Samoa, Apia
Samoa, Apia

23. Januar 1885
Die Deutschen werfen den Briten vor Intrigen gegen sie zu führen. Das deutsche Kanonenboot S.M.S. Albatros landet eine Abteilung auf dem Munizipalgebiet (neutral) vor Apia und hisst die deutsche Flagge; dies führt zu einem erneuten Notenwechsel zwischen dem Deutschen Reich und Großbritannien.

Nach dem Tode Godffroys entstand die „Deutsche Handels und Plantagengesellschaft“.

23. Juli 1887
Bereits bevor Samoa deutsch wird, befand sich In Apia eine deutsche Postagentur, die dem Konsulatssekretär Schlüter übertragen wird.
Sie war ursprünglich 1886 als Postdampfschiffsagentur errichtet worden. Daneben gibt es ein samoanisches Postamt. (Samoa ist souveränes Königreich.)

Samoa, Apia, Wharf der deutschen Handels- u. Plantagen-Gesellschaft
Samoa, Apia, Wharf der deutschen Handels- u. Plantagen-Gesellschaft

Große Opfer forderte die Durchsetzung deutscher Wirtschaftsinteressen auf Samoa. Nicht in Kamerun und auch nicht in Ostafrika ist damals so viel deutsches Seemannsblut geflossen, wie auf den samoanischen Inseln. Die eigenen Schutzgebiete in Neu-Guinea und auf den Inseln der Bismarck-Gruppe haben nicht so hartnäckige Kämpfe nötig gemacht, wie der Schutz des deutschen Einflusses auf Samoa. Dort brach 1888 ein Aufstand gegen die deutschen Einwanderer und Händler aus, zu dessen Bekämpfung die Kreuzerfregatte S.M.S. Olga, sowie das Kanonenboot S.M.S. Eber entsandt wurden. Später kam noch S.M.S. Adler hinzu.

Samoa, Königs-Palast, davor in der Umzäunung das deutsche Kriegsdenkmal von 1888 - 1889
Samoa, Königs-Palast, davor in der Umzäunung das deutsche Kriegsdenkmal von 1888 – 1889

Die Aufständischen waren von US-Amerikanern reichlich mit Waffen versehen und führten den Krieg aus Verstecken, die das waldige und bergige Innere der Inseln reichlich bot. Am 18. Dezember 1888 wurden die Landungstruppen von S.M.S. Olga und S.M.S. Eber in der Nähe von Apia von den Samoanern heftig beschossen. Auf deutscher Seite wurden die Leutnants Singer und Spengler und 15 Männer getötet, sowie Leutnant Burchard und 38 Männer wurden verwundet. Ein Amerikaner namens Klein hatte die Samoaner angeführt und als er zur Rechenschaft gezogen werden sollte, war er plötzlich verschwunden. Ein US-amerikanisches Kriegsschiff, das während des Aufstandes eine zwielichtige Rolle spielte, hatte ihm Zuflucht gewährt und gab ihm eine Überfahrt nach Kalifornien.

Samoa, Tivoli-Hotel, Engl. Kirche, Gen.-Consul Rose, Gebauers Haus
Samoa, Tivoli-Hotel, Engl. Kirche, Gen.-Consul Rose, Gebauers Haus

Von Zeit zu Zeit treten in der Südsee orkanartige Stürme auf und ein solcher suchte unvermutet nachmittags am 13. März 1889 auch Apia auf Samoa heim. Im Hafen lagen außer den deutschen Schiffen S.M.S. Olga, S.M.S. Eber und S.M.S. Adler, drei amerikanische Kriegsschiffe, U.S.S. Trenton, U.S.S. Vandalia und U.S.S. Nipsic sowie die englische Korvette H.M.S. Calliope vor Anker und unter Dampf, um gegen die hereinrollende See anzudampfen und dadurch auf die Ankerketten wirkende Kraft zu vermindern. Dies gelang auch bis zum anderen Morgen früh, dann aber begannen bei dem immer heftiger werdenden Sturm S.M.S. Adler, S.M.S. Eber und U.S.S. Nipsic vor ihren Ankern zu treiben und selbst die Anwendung der vollen Dampfkraft vermochte nichts dagegen auszurichten.

Samoa, Apia, The Beach
Samoa, Apia, The Beach

S.M.S. Eber stieß dabei zuerst mit U.S.S. Nipsic , dann mit S.M.S. Olga zusammen, dann brach die Kette und das Schiff wurde mit solcher Gewalt auf ein Korallenriff am Strand geworfen, dass es kenterte und mit dem Kiel nach oben lag. Nur vier Mann der Besatzung, Leutnant Gaedicke, der Steuermann und zwei Matrosen wurden von den Wellen an Land gespült, die ganze übrige Besatzung von 86 Mann mit dem Kommandanten, Kapitänleutnant Wallis, den Leutnants zur See Ehrhardt und von Ernsthausen und dem Assistenzarzt Dr. Machenhauer, fanden in den Fluten den Tod. U.S.S. Nipsic kollidierte ebenfalls mit S.M.S. Olga und trieb dann auf das Riff. Sie konnte Boote aussetzen und den größten Teil ihrer Mannschaft retten, die Übrigen kenterten mit einem Boot und kamen um. Sehr bald darauf trieb auch S.M.S. Adler auf den Strand, lag aber nur auf der Seite und die Mannschaft konnte bis auf 20 Mann gerettet werden. Ihr folgte U.S.S. Vandalia, deren Rumpf bald zerschellte.

S.M.S. Adler, Wrack, Samoa - Fotounterschrift "SMS. Adler, Samoa, 16. II. 1884, Onkel Machenauer + " (Foto von Jan Drösler)
S.M.S. Adler, Wrack, Samoa – Fotounterschrift „SMS. Adler, Samoa, 16. II. 1884, Onkel Machenauer + “ (Foto von Jan Drösler)

Einige Seeleute enterten in die noch stehende Bemastung und konnte durch Boote von U.S.S. Trenton gerettet werden, die Übrigen, unter ihnen der Kapitän büßten, ihr Leben ein. Die deutsche Handelsbark „Peter Godefroy“ und der dänische Schoner „Azur“ wurden ebenfalls zertrümmert. Jetzt fing auch H.M.S. Calliope an, zu treiben. Der Kapitän, der den Untergang vor Augen sah, griff zu dem gewagten Mittel, durch das enge Fahrwasser zwischen den dem Hafen vorgelagerten Riffen die offene See zu gewinnen. Dank der besonders starken Maschine gelang es, gegen die furchtbaren Wellen anzudampfen. Wenn auch nur sehr langsam drang das Schiff vorwärts und kam ohne Verluste an Mannschaft und ohne schwere Havarie aus. Nun lagen nur noch S.M.S. Olga und U.S.S. Trenton im Hafen. Der Wind drehte sich etwas westlich und es war zu hoffen, dass die beiden Schiffe ihn durchhielten. Doch nun begann das steuerlos gewordene US-Schiff, auf S.M.S. Olga zu treiben.

Samoa, Apia, Wrack S.M.S. Adler
Samoa, Apia, Wrack S.M.S. Adler

 Der Zusammenstoß mit diesem großen Schiff drohte verhängnisvoll zu werden und der Kommandant, Korvettenkapitän von Ehrhardt, glaubte dieser Gefahr nur dadurch entgehen zu können, dass er sein Schiff an einer möglichst günstigen Stelle auf den Strand setzte. Schnell entschlossen ließ er die Ankerkette schlippen, dampfte mit voller Kraft unmittelbar an der Seite von U.S.S. Trenton vorbei, wobei diesem das Bugspriet abgebrochen wurde, während S.M.S. Olga das Unterraaen einbüßte und jagte diese an einer weichen Stelle auf den Strand von Matautu. Dadurch wurde nicht nur das Schiff selbst vor dem Untergang bewahrt, sondern auch die gesamte Mannschaft gerettet. Auch U.S.S. Trenton trieb nun auf das Riff, aber der größte Teil der Besatzung konnte gerettet werden. Erst am 17. März legte sich der furchtbare Sturm, der so vielen Seeleuten das Leben gekostet hatte.

Samoa, Apia-Denkmal für S.M.S. Adler, Eber und Olga
Samoa, Apia-Denkmal für S.M.S. Adler, Eber und Olga

14. November 1899
Erwerb der Samoa-Inseln Upolu und Sawai nach langwierigen Verhandlungen mit Großbritannien. England verzichtet auf seine Rechte in Samoa, es kommt zur Aufteilung zwischen Deutschland (Westsamoa) und den USA (Ostsamoa). Die westlich vom 171. Grad liegenden Samoa-Inseln Sawaii und Upolu erhält das Deutsche Reich.

Samoa's Einverleibung
Samoa’s Einverleibung

1900
Auf Grund einer Verordnung müssen die Einheimischen auf Samoa ihr brachliegendes Land mit jährlich mindestens 50 Kokospalmen bepflanzen

1901
Die deutschsprachige „Samoanische Zeitung“ erscheint erstmalig.

1909
Eröffnung der Regierungsschule in Apia mit 60 Schülern.

Samoa, Apia, Hospital
Samoa,, Apia, Hospital

5. Dezember 1913
Der Gouvernementsrat von Samoa führt Ausfuhrzölle auf Kopra (getrocknete Kokosnussstücke) und Kakao ein.

1. Aug. 1914
In Apia auf der Insel Upolu des Schutzgebietes Samoa wird eine Funkstation eröffnet. Samoa hat keinen Anschluss an das Welttelegrafennetz.

29. August 1914
Vor Apia erscheinen französische und englische Kriegsschiffe und landen 1400 Mann, welche die Verwaltungsgebäude besetzen. An einen Widerstand kann die kleine einheimische Polizeitruppe nicht denken. Der deutsche Gouverneur lehnt die Übergabe ab und wird als Kriegsgefangener nach Fiji überstellt.
Samoa kommt unter neuseeländische Verwaltung. Ein Teil der Deutschen wird auf Samoa gefangen gesetzt, ein anderer Teil nach Neuseeland gebracht.

Samoa, Hissung der englischen Flagge in Apia nach der Besetzung
Samoa, Hissung der englischen Flagge in Apia nach der Besetzung

1918/19
Auf Samoa wütet eine verheerende Grippeepidemie, die von Neuseeländern eingeschleppt wurde, ca. 10.000 Samoaner sterben.

1920
Neuseeland erhält Deutsch-Samoa als Völkerbundsmandat. Es kommt zu Beschwerden Samoas gegen die neuseeländische Verwaltung.

1961
Der ehemals deutsche Teil Samoas wird als Westsamoa als erster polynesischer Staat unabhängig, Ostsamoa ist bis heute als „American-Samoa“ Teil der USA.

Samoa, Briefmarke 1989 (Otto von Bismarck, Öffnung der Berliner Mauer 1989, S.M.S. Adler)
Samoa, Briefmarke 1989 (Otto von Bismarck, Öffnung der Berliner Mauer 1989, S.M.S. Adler)

Quellenhinweise:

  • „Deutschlands Kolonien“ von Rochus Schmidt Verlag des Vereins der Bücherfreunde Schall & Grund 1898
  • „Großes Lehrbuch der Geographie“ E. von Seydlitz, Königliche Universitäts- und Verlagsbuchhandlung Breslau 1902
  • „Harms Vaterländische Erdkunde“ 7. Auflage Braunschweig und Leipzig Hellmuth Wollermann 1906
  • „Konversationslexikon“, Leipzig und Wien 1909
  • „Die deutschen Kolonien“ Geographie, E. von Seydlitz – Königliche Universitäts- und Verlagsbuchhandlung Breslau 1910
  • „Deutschlands Kolonien“ von W. Scheel Verlagsanstalt für Farbfotographie Weller & Hüttich 1912
  • „Die deutschen Kolonien“ Herausgegeben von Kurd Schwabe Nationalausgabe – Band I/II 1914
  • „Deutsches Kolonial-Lexikon“ Leipzig 1920
  • „Der Kampf um unsere Schutzgebiete – Unsere Kolonien einst und jetzt“ von P. Jos. M. Abs Düsseldorf 1926
  • zeitgenössische Postkarten mit ihren originalen Bildunterschriften.

Im Sinne der Wiederherstellung des Deutschen Reiches aus https://deutsche-schutzgebiete.de/wordpress/kolonien-blog/ am 03.03.2020 entnommen.




Deutsche Südsee-Schutzgebiete

Deutsch-Neuguinea, Rabaul, Bismarck-Archipel, Warenhaus und Verwaltungsgebäude der Neu Guinea Compagnie

Deutsche Südsee-Schutzgebiete

Deutsch-Neuguinea, Marianen, Karolinen und Marshall-Inseln.

Die deutschen Besitzungen im Stillen Ozean wurden in ein westliches und östliches Gebiet eingeteilt.

Deutsch-Neu-Guinea, Friedrich Wilhelms-Hafen, Erima-Hafen
Deutsch-Neu-Guinea, Friedrich Wilhelms-Hafen und Erima-Hafen
  • zum westlichen Gebiet zählen

    • Deutsch-Neu-Guinea (Kaiser-Wilhelms-Land)
    • der Bismarck-Archipel (Neu-Pommern, Neu-Mecklenburg)
    • die beiden nördlichen Salomonen-Inseln (Buka und Bougainville)
    • die Marshall-Inseln
    • die Karolinen
    • die Marianen (außer Guam)
  • zum östlichen Gebiet zählt

Deutsche Besitzungen im Stillen Ozean
Deutsch-Neuguinea, Landkarte 1919
Deutsch-Neuguinea, Landkarte 1919

Westliches Gebiet in der Südsee (Deutsch-Neuguinea, Marianen, Karolinen und Marshall-Inseln)

Wappen:

Deutsch-Neuguinea, Wappen (Entwurf)
Deutsch-Neuguinea, Wappen (Entwurf)

Kaiser Wilhelms-Land

Größe:

ungefähr 179.000 km² (= ½ Preußen).

Kaiser-Wilhelms-Land, Bismarck-Archipel, Salomonen
Kaiser-Wilhelms-Land, Bismarck-Archipel, Salomonen

Gouverneure und Kaiserliche Kommissare:

  • 1885 – 1888 Georg Freiherr von Schleinitz (1834 – 1910), Landeshauptmann der Neuguinea-Co.
  • 1888 – 1889 Reinhold Kraetke (1845 – 1934), Landeshauptmann der Neuguinea-Co.
  • 1889 – 1892 Fritz Rose (1855 – 1922), Kaiserlicher Kommissar
  • 1892 – 1895 Georg Schmiele (1855 – 1895), Landeshauptmann der Neuguinea-Co.
  • 1895 – 1896 Hugo Rüdiger, Landeshauptmann der Neuguinea-Co.
  • 1896 – 1897 Curt von Hagen (1859 – 1897), Landeshauptmann der Neuguinea-Co.
  • 1897 – 1899 Hugo Skopnik, Landeshauptmann der Neuguinea-Co.
  • 1899 – 1902 Rudolf von Bennigsen (1860 – 1912), Gouverneur
  • 1902 – 1914 Dr. Albert Hahl (1868 – 1945), Gouverneur
  • 1914 Eduard Haber (1866 – 1947), Gouverneur

Währung:

Von 17. Mai 1885 bis 15. April 1911 Neuguinea-Mark und Neuguinea-Pfennig, danach Mark und Pfennig des Deutschen Reichs.

Deutsch-Neuguinea, Neuguinea-Mark
Deutsch-Neuguinea, Neuguinea-Mark

Bevölkerung:

Wird veranschlagt auf 100.000 Einwohner. Melanesier oder Papuas mit zahlreichen von einander abweichenden, aber verwandten Mundarten.

Schutztruppe:

Eine kleine Schutztruppe wird von der Neu-Guinea Compagnie unterhalten.

G. Soelle, Kaiserl. Polizei- und Hafenmeister mit Truppe in Neu-Guinea
G. Soelle, Kaiserl. Polizei- und Hafenmeister mit Truppe in Neu-Guinea
Deutsch-Neu-Guinea, die Schutztruppe in Berlinhafen
Deutsch-Neu-Guinea, die Schutztruppe in Berlinhafen

Briefmarken:

Die Reichspost eröffnete am 15. Februar 1888 eine Filiale in Deutsch-Neuguinea. Von 1888 bis 1901 verwendete man die 2 Mark und Pfennig-Ausgaben des Deutschen Reichs. Zu erkennen sind diese nur am Stempel „Finschhafen“, „Berlinhafen“ u.a. Ab 1897 trugen die Briefmarken den Aufdruck „Deutsch-Neu-Guinea“. Ab 1901 wurden eigene Marken mit der Kaiserlichen Jacht Hohenzollern als Motiv zur Ausgabe gebracht.

Deutsch-Neu-Guinea, 5 Pfennig, 1901
Deutsch-Neu-Guinea, 5 Pfennig 1901
Deutsch-Neu-Guinea, 10 Pfennig, 1901
Deutsch-Neu-Guinea, 10 Pfennig, 1901
Deutsch-Neu-Guinea, 5 Mark, 1901
Deutsch-Neu-Guinea, 5 Mark, 1901

Bodengestalt und Bewässerung:

An der 800 km langen Küste zahlreiche Korallenriffe, kleinere Inseln und Einbuchtungen. Von letzteren sind die bedeutendsten der Huongolf und die Astrolabebai.

Das Innere ist noch wenig erforscht. Zwischen Huongolf und Astrolabebai das Finisterregebirge (3475 m), dem ein ca. 1000 m hohes Küstengebirge vorgelagert ist. Im Innern die noch unbekannte Kraetkekette und weiter südlich die Bismarckkette, welche vielleicht mit der Gordonkette identisch ist.

Deutsch-Neu-Guinea, Glocke von Kela
Deutsch-Neu-Guinea, Glocke von Kela
Deutsch-Neu-Guinea, Station Yabim
Deutsch-Neu-Guinea, Station Yabim

Der im Jahre 1896 entsandten Expedition der Herren Dr. Lauterbach, Dr. Kersting und E. Tappenbeck ist die Entdeckung des größtenteils schiffbaren Ramuflusses zu verdanken. Durch eine neuere Expedition wurde dessen Identität mit dem Ottilienflusse festgestellt und derselbe durch den Dampfer Johann Albrecht auf einer Strecke von 110 Seemeilen befahren.

Im Norden des Schutzgebietes der Kaiserin Augusta-Fluss, für grössere Fahrzeuge schiffbar, mit günstiger, nicht durch Riffe versperrter Mündung. In die Astrolabebai mündet der Gogolfluss, in den Huongolf der Markhamfluss.

Deutsch-Neu-Guinea. Erstes Missionsfest auf dem Sattelberg
Deutsch-Neu-Guinea. Erstes Missionsfest auf dem Sattelberg
Deutsch-Neu-Guinea. Hotel in Friedrich-Wilhelms-Hafen
Deutsch-Neu-Guinea. Hotel in Friedrich-Wilhelms-Hafen

Klima:

Ausgeprägtes Tropenklima. An der Küste höchste Temperatur im Schatten 35° C., niedrigste 20° C., mittlere Jahrestemperatur 26° C. Vom April bis September Südostpassat, vom Oktober bis März Nordwestmonsun. Scharfer Unterschied zwischen Regen- und Trockenzeit in den meisten Jahren nicht vorhanden.

Stationen:

an der Astrolabebai Friedrich Wilhelmshafen (Sitz des Landeshauptmanns), Konstantinhafen, Stephansort, Erima; Maraga, Jomba.

Der norddeutsche Lloyd vermittelt über Singapur den Verkehr mit Neu-Guinea in achtwöchigem Turnus. Außerdem besteht Segelschiffverkehr mit Australien.

Deutsch-Neu-Guinea, Idyll vom Hansemannberg
Deutsch-Neu-Guinea, Idyll vom Hansemannberg
Deutsch-Neu-Guinea, Rheinische Mission Hansemannberg
Deutsch-Neu-Guinea, Rheinische Mission Hansemannberg

Schulen für die Eingeborenen sind von den Missionaren begründet worden.

Die Landeshoheit über Neu-Guinea, den Bismarck-Archipel und die nördlichen Salomoninseln wird von der Neu-Guinea Compagnie ausgeübt.

Handel:

Exportiert werden hauptsächlich Tabak (von Stephansort 1896: 96.960 Pfund, 1897: 79.300 Pfund)‚ Copra, Nutzhölzer, Baumwolle, Trepang und Perlmutt. Der Wert der Einfuhr betrug 1896/7: 900.000 Mark.

Deutsch-Neu-Guinea, Soldat der Deutschen Schutztruppe, Baumwohnungen
Deutsch-Neu-Guinea, Soldat der Deutschen Schutztruppe, Baumwohnungen
Deutsch-Neuguinea, Papua im Kriegsschmuck, Gazelle-Halbinsel, Einfahrt nach Rabaul
Deutsch-Neuguinea, Papua im Kriegsschmuck, Gazelle-Halbinsel, Einfahrt nach Rabaul

Der Bismarck-Archipel

Größe:

ungefähr 52.000 km² (= 2/3 Bayern).

Bevölkerung:

Wird veranschlagt auf ungefähr 180.000 – 200.000 Einwohner (Melanesier oder Papuas). Die Hauptinseln des Bismarck-Archipels sind die durch den St. Georg-Kanal getrennten Inseln Neu-Pommern mit der Gazelle-Halbinsel und Neu-Mecklenburg. Im Nordwesten liegen die Admiralitätinseln. Im St. Georg-Kanal die Inselgruppe Neu-Lauenburg. Am nordwestlichen Ende von Neu-Mecklenburg die Insel Neu-Hannover.

Deutsch-Neu-Guinea, Friedrich Wilhelms-Hafen, Erima-Hafen
Deutsch-Neu-Guinea, Friedrich Wilhelms-Hafen, Erima-Hafen
Deutsch-Neu-Guinea, Stephansort, Assistenten-Haus, Krankenhaus Stephansort
Deutsch-Neu-Guinea, Stephansort, Assistenten-Haus, Krankenhaus Stephansort

Bodengestalt und Bewässerung:

Sämtliche Inseln sind gebirgig. Auf Neu-Mecklenburg gibt es Berge bis zu einer Höhe von 1200 m. Neu-Pommern hat zahlreiche Küstenflüsse; Holmesfluss auf der Gazelle-Halbinsel.

Verkehrsmünze:

Diwarra (Muschelgeld bei den Eingeborenen).

Handel:

Ausfuhrartikel: Kopra, Baumwolle, Trepang, Perlmutter, Schildplatt. Der Wert der Einfuhr betrug 1896/97 ca. 700.000 Mark.

Deutsch-Neuguinea, Rabaul, Bismarck-Archipel, Warenhaus und Verwaltungsgebäude der Neu Guinea Compagnie
Deutsch-Neuguinea, Rabaul, Bismarck-Archipel, Warenhaus und Verwaltungsgebäude der Neu Guinea Compagnie
Deutsch-Neuguinea, Bewaffnete Bukaleute
Deutsch-Neuguinea, Bewaffnete Bukaleute

 

Stationen:

Mioko (auf Neu-Lauenburg), Matupi (Blanchebai), Ralum u. s. W.

Hauptstation:

Herbertshöhe (Regierungssitz).

Der Handel wird namentlich durch die Deutsche Handels- und Plantagen-Gesellschaft der Südseeinseln und das deutsche Handlungshaus Hernsheim & Co., sowie durch das Haus Forsayth (Ralum) vermittelt.

Der Archipel hat ein durch die Meeresumgebung gemildertes Tropenklima. Geringster Regenfall meist Juli bis Oktober.

Marianen, Karolinen, Marshall-Inseln, Palau-Inseln
Marianen, Karolinen, Marshall-Inseln, Palau-Inseln

Nördliche Salomoninseln

Größe:

ungefähr 21000 km² (= 1 Württemberg).

Bevölkerung:

Geschätzt auf ungefähr 80.000 – 100.000 Einwohner (Melanesier).

Inseln:

Die grösseren in deutschem Besitz befindlichen Inseln sind 1899: Bougainville, Choiseul und Ysabel.

Auf Bougainville das Kaisergebirge mit. dem vulkanischen Balbiberg (3067 m).

Das Innere der Salomoninseln ist noch unerforscht (dichter Tropenwald).

Klima:

wie im Bismarck-Archipel.

 

Deutsch-Neu-Guinea, Berlinhafen, Eingeborene von Tambeo
Deutsch-Neu-Guinea, Berlinhafen, Eingeborene von Tambeo
Deutsch-Neu-Guinea, Gazelle-Halbinsel, Fischerkanu
Deutsch-Neu-Guinea, Gazelle-Halbinsel, Fischerkanu

Die Marshallinseln

Größe:

ungefähr 400 km²‚ auf etwa 353 Inselgruppen verteilt.

Bevölkerung:

ungefähr 15000 Einwohner, reine Mikronesier mit dunkler Hautfarbe. 83 Weiße, davon 43 Deutsche.

Die Inseln gehören zu Mikronesien und gliedern sich in zwei Gruppen: die Ratackgruppe im Osten und die Ralikgruppe im Westen.

Deutsch-Neu-Guinea, Sonntagsgäste auf dem Sattelberg
Deutsch-Neu-Guinea, Sonntagsgäste auf dem Sattelberg
Deutsch-Neu-Guinea, Baumwohnungen
Deutsch-Neu-Guinea, Baumwohnungen

Briefmarken:

Die Reichspost ist seit 1. Oktober 1888, bis 29. März 1889 ohne Postwertzeichen und ohne eigene Stempel vertreten. Von 1889 bis 1901 werden die Marken (Mark und Pfennigausgaben) des Deutschen Reiches verwenden. Zu erkennen sind diese Verwendungen nur am Stempel „Jaluit I (Marshall-Inseln)“ 1897/99 wurden die Reichspostausgaben mit Aufdruck „Marschall-Inseln“ verwendet. Ab 1900 wurden eigene Marken mit der Kaiserlichen Jacht Hohenzollern als Motiv zur Ausgabe gebracht.

Marshall-Inseln, 5 Pfennig, 1900
Marshall-Inseln, 5 Pfennig, 1900
Marshall-Inseln, 30 Pfennig, 1900
Marshall-Inseln, 30 Pfennig, 1900
Marshall-Inseln, 5 Mark, 1900
Marshall-Inseln, 5 Mark, 1900

 

Handel:

Hauptsächlicher Ausfuhrgegenstand ist Kopra (1896/97: 2366 Tonnen).

Verwaltung:

Die Inseln stehen unter Reichsverwaltung.

Jaluit, Sitz des Kaiserlichen Landeshauptmanns. Bezirksamt auf Nauru.

Klima:

Sehr feuchtwarmes, gleichmäßiges Tropenklima (27° C.). Durchschnittlich etwa 300 Regentage im Jahr und 4000—5000 mm Regenmenge.

Simpsonhafen, Arbeiten am Durchstich des Malagunan Passes
Simpsonhafen, Arbeiten am Durchstich des Malagunan Passes
Deutsch-Neu-Guinea, Rheinische Mission
Deutsch-Neu-Guinea, Rheinische Mission

Marianen

Marianen (Ladronen, Diebsinseln) sind außer Guam dem Deutschen Reich gehörige mikronesische Inselgruppe vulkanischen Ursprungs im Stillen Ozean. Sie gliedern in eine südliche Hälfte, zu welcher Guam, die größte Insel, Tinian, Rota und Saipan gehören und eine nördliche Hälfte. Die zehn nördlichen Inseln sind unbewohnt. Die Inseln sind 626 km² groß, haben ca. 2400 Einwohner und sind ein Bezirksamt von Deutsch-Neuguinea im weitern Sinne.

Größe:

Inselgruppe im nordwestlichen Teil des Stillen Ozeans, zwischen 13–21° nördlicher Breite und 145–146° östlicher Länge, eine von Nord nach Süd gestreckte Reihe von 15 Inseln, 1140 km² groß mit etwa 11.500 Einwohner. Unter 16° nördlicher Breite teilt sie ein Kanal in zwei Abteilungen.

Kaiser Wilhelms-Land, Eingeborener von Beliao beim Aushacken einer Sagopalme
Kaiser Wilhelms-Land, Eingeborener von Beliao beim Aushacken einer Sagopalme
Das grösste Geisterhaus in Tumleo
Das grösste Geisterhaus in Tumleo

Bevölkerung:

Die Bewohner der Inseln, die Chamorro, waren bei der Entdeckung durch Magalhães sehr zahlreich und hatten eine gewisse Kultur, nahmen aber durch Kriege mit den Spaniern und dann durch Krankheiten so rasch ab, daß man tagalische Familien aus Luzon einführte. Die jetzige Bevölkerung besteht aus einem Gemisch von Chamorro und Tagalen und Karoliniern. Eine Epidemie raffte 1856 die Hälfte der Bewohner hinweg.

Briefmarken:

Am 18. November 1899 eröffnet die Reichspost auf den Marianen. Von 1899 bis 1900 wurden Reichspostausgaben mit diagonalem Aufdruck von 48 Grad und ab Mai 1900 von 56 Grad „Marianen“ verwendet. Ab 1901 wurden eigene Marken mit der Kaiserlichen Jacht Hohenzollern als Motiv zur Ausgabe gebracht.

Marianen, 30 Pfennig, 1901
Marianen, 30 Pfennig, 1901
Marianen, 40 Pfennig, 1901
Marianen, 40 Pfennig, 1901
Marianen, 5 Mark, 1901
Marianen, 5 Mark, 1901

 

Regierungssitz:

Saipan

Klima:

Das Klima ist gesund, Pflanzen- und Tierwelt wie auf den Karolinen.

Handel und Wirtschaft:

Landbau wird nur in beschränktem Maße betrieben, das Hauptprodukt ist Kopra. Tierzucht, Fischerei und Jagd treten hinzu.

Geschichte:

Die Marianen wurden 1521 von Ferdinand Magellan entdeckt und Ladronen (Diebsinseln) benannt. 1667 wurde sie von Spanien in Besitz genommen und nach der spanischen Königin Maria Anna von Österreich, der Gemahlin von König Philipp IV., benannt. 1898 bez. 1899 wurden die Inseln an die USA und an das Deutsche Reich verkauft. Am 18. November 1899 eröffnet die Reichspost auf den Marianen.

Neuguinea, Asafeier
Neuguinea, Asafeier
Neuguinea, In einem Papuadorf

Karolinen

Für die Verwaltung werden die Inseln in einen Bezirk der Ostkarolinen, östlich des 148.° östlicher Länge, mit Ponape als Sitz des Vizegouverneurs, und einen der Westkarolinen, wozu auch die Palauinseln gerechnet werden, mit einem Bezirksamtmann auf Yap geteilt.

Die Karolinen sind eine Inselgruppe im westlichsten Teil des Stillen Ozeans, zu Mikronesien gehörig, erstreckt sich durch 27 Längengrade (137°-164° östliche Länge) und 9 Breitengrade (10°6’–0°55′ nördliche Breite)

Größe:

Die Karolinen bestehen aus zahllosen Inseln, die über fast 2 Millionen km² Fläche verstreut sind, aber zusammen nur etwa 1000 km² Größe haben. Die westlich davon liegenden Palauinseln betrachtet man als eine selbständige Gruppe. Von den Inseln sind die wichtigsten Ponape, Yap, Truk, Kusaie mit zusammen 796 km², zugleich die einzigen hohen (bis 892 Meter) Inseln, während die anderen niedrige und kleine Koralleneilande sind. Unter letzteren sind die bedeutendsten die Uliti- und Hall-Atolle mit 16 km², Lukunor, Wolea-, Lamotrek-, Enderby-, Namonuito-, Mortlock- und Senjäwingruppe.

Neuguinea, Prinz Heinrichhafen
Neuguinea, Prinz Heinrichhafen
Deutsch Neu-Guinea, Abreise von Wareo
Deutsch Neu-Guinea, Abreise von Wareo

Bevölkerung:

Die Bevölkerung zählt 1901 etwa 36.000 (einschließlich der Palauinseln) Einwohner, darunter (1903) 125 Weiße. Die Karoliner gehören zu den Mikronesiern. Merkwürdig sind die großartigen, aus früherer Zeit stammenden Steinbauten, Hafendämme u. a. auf manchen Inseln.

Klima:

Das Klima ist feucht, aber nicht ungesund; das Thermometer zeigt im Dezember 25–30°, im Juni 29–31°. Heftige Orkane richten oft große Verheerungen an.

Briefmarken:

Am 12. Oktober 1899 eröffnet die Reichspost auf den Karolinen eine Filiale. Von 1899 bis 1900 wurden Marken der Reichspost mit diagonalem Aufdruck „Karolinen“ verwendet. Ab November 1900 wurden eigene Marken mit der Kaiserlichen Jacht Hohenzollern als Motiv zur Ausgabe gebracht.

Karolinen, 20 Pfennig, 1900
Karolinen, 20 Pfennig, 1900
Karolinen, 30 Pfennig, 1900
Karolinen, 30 Pfennig, 1900
Karolinen, 5 Mark, 1900
Karolinen, 5 Mark, 1900

Handel:

Den wichtigen Koprahandel hat hauptsächlich die deutsche Jaluitgesellschaft in Händen.

Geschichte:

Die Inselgruppe wurde 1527 durch den Portugiesen Diego da Rocha entdeckt und Sequeirainseln getauft, erhielt aber 1686 von dem Spanier Lazeano nach König Karl II. ihren jetzigen Namen. Von Manila aus versuchten die Jesuiten die Bewohner der Karolinen zum Christentum zu bekehren, ihre Expeditionen misslangen aber und als 1731 Pater Cantova ermordet wurde, kümmerte sich Spanien nicht mehr um die Inselgruppe. Untersucht wurde sie 1817 durch Kotzebue mit Chamisso, 1824 durch Duperrey, besonders aber 1827 und 1828 durch Lütke. Als Spanien 1875 sein in Vergessenheit geratenes Besitzrecht geltend machen wollte, wurden seine Ansprüche sowohl von Deutschland als von England zurückgewiesen. Als dann Spanien 1885 gegen die deutsche Besitzergreifung protestierte, erklärte sich Deutschland bereit, die Streitfrage dem Schiedsgericht des Papstes zu unterwerfen. Dieser entschied am 22. Oktober, dass die Karolinen und Palauinseln Spanien gehören, dieses aber Deutschland volle Freiheit und Schutz des Handels und der Schifffahrt sowie das Recht, auf den Karolinen eine Schiffs- und Kohlenstation anzulegen, gewähren sollte. Auf die Schiffs- und Kohlenstation verzichtete Deutschland 1886, kam aber durch ein Abkommen vom 30. Juni 1899 in den Besitz der Inselgruppe, für die Spanien eine Geldentschädigung von 25 Millionen Pesetas (20.250.000 Goldmark) erhielt.

Deutsch Neu-Guinea, Namanula
Deutsch Neu-Guinea, Namanula
Deutsch Neu-Guinea, Südlicher Teil von Rabaul, vom Namanulaweg aus gesehen
Deutsch Neu-Guinea, Südlicher Teil von Rabaul, vom Namanulaweg aus gesehen

Geschichte (westliche Südsee-Schutzgebiete):

11. November 1880
Unter der Führung des Geheimen Kommerzienrates von Hansemann 1880 bildet sich in Berlin eine Gesellschaft, welche in der Südsee ein großes Kolonialunternehmen in Angriff nehmen will.
In einer Denkschrift werden dem Reichskanzler Otto von Bismarck diesbezügliche Vorschläge unterbreitet.

15. Februar 1881
Der stellvertretende Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Graf Limburg-Stirum, gibt Herrn von Hansemann auf seine Eingabe vom 11. November 1880, die Gründung eines Südseekolonialunternehmens betreffend, im Namen Bismarcks eine ablehnende Antwort. Diese nimmt auf die Ablehnung der Samoavorlage im April 1880 Bezug: man müsse es Privatunternehmungen überlassen, auf eigene Hand vorzugehen. Letzteren wolle man allerdings Marine und Konsularschutz angedeihen lassen. Dieser Bescheid entmutigt Hansemann nicht, der seine Ziele weiter verfolgt.

Dorfszene auf dem Bismarck-Archipel, S.M.S. Bussard
Dorfszene auf dem Bismarck-Archipel, S.M.S. Bussard

26. Mai 1884
Die bereits am 11. November 1880 von von Hansemann gegründete Gesellschaft konstituiert sich nach den Bestimmungen des preußischen Landrechtes unter dem Namen „Neuguinea-Compagnie“ zu Berlin mit dem Zweck, in der Südsee ein Staatswesen mit eigenen Hoheitsrechten, jedoch unter dem Schutze des Deutschen Reiches, zu errichten. Die Durchführung wird der „Deutschen Handels- und Plantagen-Gesellschaft“ übertragen und der Forschungsreisende Dr. Otto Finsch für die Leitung gewonnen.

19. August 1884
Bismarck gibt die telegrafische Weisung an den deutschen Generalkonsul in Sydney und den kaiserlichen Kommissar in Neubritannien (Neupommern), von Oertzen, „dass die Absicht bestehe, zunächst im Archipel von Neubritannien und auf dem außerhalb der berechtigten Interessensphäre der Niederlande und Englands liegenden Teile der Nordostküste von Neuguinea, überall, wo deutsche Niederlassungen bereits beständen oder in Ausführung begriffen seien, alsbald die deutsche Flagge zu hissen„.

20. August 1884
Bismarck antwortet der in Berlin von Direktor von Hansemann von der Diskontogesellschaft gegründeten „Neuguinea-Compagnie“ auf ihr Gesuch vom 20. August 1884, dass er bereit sei, die von dieser Gesellschaft beabsichtigten Erwerbungen, soweit die Unabhängigkeit der Gebiete feststehe, zu schützen.

Deutsch-Neu-Guinea, Herbertshöhe, Marktweiber (Gazelle-Halbinsel)
Deutsch-Neu-Guinea, Herbertshöhe, Marktweiber (Gazelle-Halbinsel)

11. September 1884
Dr. Finsch tritt mit Kapitän Dallmann und Steuermann Sechstroh seine Südseereise von Sydney aus auf der „Samoa“ an. (Ausreise von Bremen am 15. Juni.)

3. November 1884
Die Kommandanten der Kriegsschiffe S.M.S. Elisabeth und S.M.S. Hyäne hissen in Gegenwart von Dr. Finsch (der schon vorher in verschiedenen Häfen die deutsche Flagge gehisst hatte) auf Matupi, einer kleinen Insel im Bismarck-Archipel, die Flagge und stellen das Land unter den Schutz des Deutschen Reiches.

27. November 1884
In einem von Finsch und Dallmann entdeckten Hafen in Neuguinea, der bald „Finschhafen“ getauft wird, wird von dem Kommandanten Langemack in Anwesenheit von Dr. Finsch und Kapitän Dallmann auf der so genannten „Flaggenhalbinsel“ die Reichsflagge gehisst.

Deutsch-Neu-Guinea, Strandpromenade in Friedrich Wilhelmshafen
Deutsch-Neu-Guinea, Strandpromenade in Friedrich Wilhelmshafen

23. Dezember 1884
Bismarck teilt den anderen Mächten mit, dass die Erwerbungen der „Neuguinea-Compagnie“ unter deutschen Schutz gestellt seien, nachdem deutsche Kriegsschiffe in Papua (Neuguinea) die Reichsflagge gehisst haben.

4. – 10. März 1885
Deutsch-britische Verhandlungen in London. Herbert Bismarck bereinigt die entstandenen Differenzen, so dass nunmehr das Deutsche Reich unangefochten im Besitz seiner Erwerbungen in Neuguinea bleibt. Am 27. Februar 1885 war bereits ein aus vier Schiffen bestehendes Südseegeschwader gebildet worden. Auch die Marshall- und Karolinen- sowie ein Teil der Salomon-Inseln werden durch dieses Abkommen der deutschen Interessensphäre überlassen.

17. Mai 1885
Kaiser Wilhelm I. verleiht der Neuguinea-Compagnie einen Schutzbrief, durch den ihr die Landeshoheit übertragen wird.
Die NGC. führt eine eigene Flagge: auf weißem Grunde eine schwarz-weiß-rote Gösch in der linken oberen Ecke, rechts unten ein schreitender roter Löwe. Auch prägt die Compagnie eigene Münzen in Kupfer, Bronze, Silber und Gold mit der Bezeichnung „Neuguinea-Mark“ und „Neuguinea-Pfennig“. Auf der Rückseite tragen sie das Bild eines Paradiesvogels. Am 15. April 1911 werden sie außer Kurs gesetzt.

1 Neu-Guinea Mark, 1894
1 Neu-Guinea Mark, 1894

2. September 1885
Dr. Finsch, der im Auftrage der Neuguinea-Compagnie seit Juni 1884 die Besitzergreifung Neuguineas und des Bismarck-Archipels vorgenommen hat, kehrt nach Berlin zurück, wo er noch als Berater bis zum Juni 1886 bei der Gesellschaft bleibt.

15. Oktober 1885
Die Marshall-Inseln werden durch die Reichsregierung in Besitz genommen. Kapitänleutnant Röttger, Kommandant des deutschen Kanonenbootes S.M.S. Nautilus, schließt mit Oberhäuptern der Marschall-Inseln Verträge ab, durch welche die Inseln „unter deutschen Schutz gestellt werden„. Flaggenhissung auf der Marshall-Insel Jaluit.

17. Dezember 1885
Die Karolinen- und Palau-Inseln werden durch einen Schiedsspruch 17. Dezember des Papstes Leo XIII. Spanien zuerkannt.

Gruss aus Yap (Karolinen)
Gruss aus Yap (Karolinen)

1886
England erkennt den deutschen Einfluss in der Südsee an. Deutschland erhält die drei nördlichen Salomon-Inseln Bougainville (mit Buka), Choiseul und Isabel zugeteilt. 1899 werden die beiden letzteren Inseln bei der Samoaauseinandersetzung an England gegeben.

19. April 1886
Die Schradersche Expedition in Neuguinea kehrt nach Finschhafen zurück, ohne ihre Aufgabe, das Innere bis zur englischen Grenze zu erforschen, ganz erfüllt zu haben. Außer dem Astronomen Schrader nahmen an der Expedition der Botaniker Hollrung und der Geologe Schneider teil. Die Forscher widmen sich auch dem Gebiet des Augustaflusses, den sie zusammen mit dem Landeshauptmann Admiral von Schleinitz auf dem Dampfer „Ottilie“ (Kapitän Rasch) einige hundert Kilometer aufwärts befahren. Von Schleinitz dringt am 10. Juni als erster 400 Seemeilen vor. Der Fluss war kurz vorher erst von Kapitän Dallmann entdeckt worden.

Juni 1886
Freiherr von Schleinitz mit Frau und vier Kindern trifft als erster Landeshauptmann der Neuguinea-Compagnie in Finschhafen ein und verlässt es nach dem Tode seiner Frau und der schweren Erkrankung seiner Kinder am 12. März 1888. Sein Nachfolger wird der spätere Postminister Krätke.

Gruss aus Jaluit (Marshall-Inseln)
Gruss aus Jaluit (Marshall-Inseln), Kaiserlich Deutsche Landeshauptmannschaft

30. Juni 1886
Ausfahrt des ersten deutschen staatlich subventionierten Dampfers nach Ostasien.

23. und 30. Oktober 1886
Flaggenhissung auf den Salomon-Inseln.

13. Dezember 1887
Die westlichen Salomon-Inseln kommen unter deutsche Oberhoheit. Im späteren Samoaabkommen müssen sie jedoch bis auf Bougainville zusammen mit den Tonca-Inseln den Briten zugestanden werden.

1. Januar 1888
Das Schutzgebiet Neuguinea wird dem Weltpostverein angegliedert. Ende 1887 richtet die Neuguinea-Compagnie eine regelmäßige Schiffsverbindung mit dem kleinen Dampfer „Ottilie“ zwischen Finschhafen und Australien (Cooktown In Queensland) ein. Die Fahrt dauert fünf Tage. Am 15. Februar 1888 wird die erste deutsche Postagentur in Finschhafen eingerichtet. Die Verbindung mit Australien wird bereits 1889 aufgegeben und eine solche mit Soerabaya auf Java eingerichtet. Später (1891 geht die „Ottilie“ unter) wird der Anschluss von Soerabaya nach Singapore verlegt.

Deutsch-Neu-Guinea, Herbertshöhe, Wohnhaus in Takubar, Gazelle-Halbinsel
Deutsch-Neu-Guinea, Herbertshöhe, Wohnhaus in Takubar, Gazelle-Halbinsel

18. März 1888
Die an der Küste von Neuguinea liegende Ritter-Insel versinken bei einem heftigen Vulkanausbruch in den Fluten. Mehr als 5000 Menschen sollen dabei durch eine 20 m hohe Flutwelle (Tsunami) ums Leben gekommen und zahlreiche Dörfer an der Südostecke Neuguineas fortgespült worden sein. Dabei ertrinken die deutschen Forscher von Below und Hunstein, die sich in Südneupommern aufgehalten haben.

1891
Finschhafen in Neuguinea wird aufgegeben, da alle dort ansässigen Europäer, einschließlich des Arztes, der Malaria erliegen.

1892- 1893
Der Postdienst von Neuguinea, der von Angestellten der Neuguinea-Compagnie ausgeübt wird, gerät allmählich so in Unordnung, da sich die Reichspostverwaltung entschließt, den Postfachbeamten Wilhelm Gerbich zwecks Neuordnung der Postverhältnisse zu entsenden.

Deutsch-Neu-Guinea, Männer und Knabe der Gazelle-Halbinsel (Raluna)
Deutsch-Neu-Guinea, Männer und Knabe der Gazelle-Halbinsel (Raluna)

11. Mai 1893
Um eine eigene Verbindung zwischen dem Deutschen Reich und Neuguinea zu haben, eröffnet der Norddeutsche Lloyd eine Neuguinea-Zweiglinie, die Anschluss in Singapur an die seit 1885 bereits bestehende Ostasien- und Australienlinie des Lloyd hat.

30. Juni 1896
Nachdem die Expedition von Elhers und dem Polizeiwachtmeister Piering in Neuguinea mit der Ermordung der beiden Deutschen ein frühzeitiges Ende genommen hat (sie wollten die Insel bis zur englischen Küste durchqueren), tritt eine gut ausgerüstete Expedition unter Leitung von Dr. Lauterbach, zu der auch der Arzt Dr. Kersting und Tappenbeck gehören, die Reise ins Innere von Stephansort aus an. Die deutschen Forscher stellen zum ersten Male fest, dass das Bismarckgebirge in Neuguinea aus kristallinen Gesteinen besteht und die Möglichkeit eines Goldvorkommens bietet.
In der gleichen Zeit sind schon Nachrichten über Australien von Goldfunden in Britisch-Neuguinea nach Europa gedrungen. Leider sind die Ergebnisse dieser Forschungen, wie auch solcher anderer Expeditionen (Rodatz 1902, Dammköhler 1905/06 u. a.) nicht bekannt bzw. müssen die Expeditionen zu frühzeitig abgebrochen werden, um praktisch verwertbare geologische Ergebnisse zu zeitigen.

April 1899
In Neuguinea werden besondere Postwertzeichen eingeführt, Indem die bisher gebräuchlichen deutschen Marken mit dem Aufdruck Deutsch-Neuguinea versehen werden.

Deutsch-Neu-Guinea, Friedrich-Wilhelmshafen "Am Pier"
Deutsch-Neu-Guinea, Friedrich-Wilhelmshafen „Am Pier“

1. April 1899
Die Hoheitsrechte der Neuguinea-Compagnie gehen auf das Deutsche Reich über, welches dafür der Gesellschaft 4 Millionen Mark als Entschädigung in zehn Jahresraten zahlt und ihr 50.000 ha Land als Eigentum gibt. (Das Abkommen war im Oktober 1898 abgeschlossen worden.)

30. Juni 1899
Nachdem der Schiedsspruch des Papstes Leo XIII. zwischen Deutschland und Spanien über die Besitzrechte einiger Südseeinseln zugunsten Spaniens ausgefallen war, erwirbt Deutschland von diesem die Marianen. (mit Ausnahme von Guam, das 1898 bereits den USA. zugefallen war) sowie Karolinen- und Palau Inseln für rund 17 Millionen Mark.
Nauru, die reiche Phosphat-Insel, wurde schon 1888 von Deutschland in Besitz genommen.

1906
Die Regierung in Neuguinea, die ursprünglich in Friedrich-Wilhelms-Hafen gewesen ist und dann nach Herbertshöhe verlegt wurde, siedelt nach Simsonhafen am äußersten Ende der Blanchebucht um. Der Ort wird später nach seinem alten Namen Rabaul benannt. Der Norddeutsche Lloyd lässt einen Pier mit einem Kostenaufwand von 700.000 Mark erbauen.

Deutsch-Neu-Guinea, Mioko. Faktorei
Deutsch-Neu-Guinea, Mioko. Faktorei

19. Januar 1906
Die erste Fernsprechanlage in Neuguinea wird in Herbertshöhe fertig gestellt, etwas später folgt Rabaul.

18. März 1907
Einführung einer Kopfsteuer für die Einheimischen in Neuguinea.

Rabaul und Umgebung, 1914
Rabaul und Umgebung, 1914

31. März 1907
Aufbruch der Guttaperchaexpedition in Neuguinea unter Schlechter.

10. Juli 1907
Berlin-Hafen wird in Neuguinea für den Auslandsverkehr eröffnet.

1907
Eröffnung einer Regierungsschule in Namanula bei Rabaul in Neuguinea mit 27 Schülern.

Deutsch Neu-Guinea, Pflanzerleben in Neu-Mecklenburg
Deutsch Neu-Guinea, Pflanzerleben in Neu-Mecklenburg

1909
De Beförderungsdauer von Briefen zwischen dem Deutschen Reich und Rabaul beträgt 42 – 49 Tage.

1910
Eröffnung einer Fortbildungsschule in Saipan.

18. Dezember 1910
Professor Bernhard Schultze, Jena, der deutsche Beauftragte der deutsch-niederländischen Grenzexpedition in Neuguinea, meldet, dass
960 km des Augustaflusses befahren worden sind. Gleichzeitig ist damit die Grenzregulierung zwischen Deutschland und Holland in Neuguinea beendigt.

1911 – 1914
Das Gouvernement in Neuguinea versucht, ein Siedlungsprogramm durchzuführen. 50000 ha Land werden in Losen bis zu 150 ha Kleinsiedlern zur Verfügung gestellt. Neben Kokospalmen wird vor allem die Kakaokultur begünstigt.

Karolinien, Ponape, Steinbrücke
Karolinien, Ponape, Steinbrücke

24. Mai 1912
Gründung der Deutschen Südsee-Gesellschaft für drahtlose Telegrafie in Neuguinea. Bis zum Ersten Weltkrieg (1914 – 1918) hatte diese Kolonie als einzige keinen Anschluss an das Weltkabelnetz. Die Funkstation wird in Bitapaka errichtet, doch erst behelfsmäßig Ende Juli 1914 in Betrieb genommen, so dass die Nachrichten von dem Ausbruch des Weltkrieges am 5. August 10.15 Uhr empfangen werden können. Einige Tage später wird auch der Sendebetrieb eingerichtet.

1912 – 1913
Die große deutsche Sepikexpedition erforscht das Stromgebiet des Kaiserin-Augusta-Flusses in Neuguinea, welcher an seiner Mündung Sepik genannt wird. Die Expedition steht unter der Leitung des landeskundigen Geologen Stolle. Dr. Walter Behrmann als Geograph, die Ethnologen Dr. Thurnwald und Dr. Roesicke und andere Deutsche gehören der von dem späteren Kameruner Gouverneur Dr. Ebermaier in der Heimat organisierten und vom Reichskolonialamt und dem Staatsmuseum sowie der Kolonialgesellschaft finanzierten Expedition an.

6. Februar 1913
Erste Befahrung des Töpferflusses in Neuguinea durch Dr. Behrmann.

Deutsch Neu-Guinea, Badende Papuakinder

22. Juli 1913
Frau Emma Kolbe gestorben. Sie war als „Queen Emma“ wegen ihrer Pioniertätigkeit in Neupommern bekannt.

26. Oktober 1913
Dr. Thurnwald erreicht von der Nordküste aus den Kaiserin-Augusta-Fluss in Neuguinea.

1. Dezember 1913
Aufnahme des Funkbetriebes auf der Großstation Nauru in der Südsee.
Die gewaltigen Phosphorlager von Nauru, einer Marschall-Insel, sind von einer englischen Gesellschaft gepachtet worden.

Deutsch Neu-Guinea, Dorfhaus in Kela
Deutsch Neu-Guinea, Dorfhaus in Kela

1. Dezember 1913
Die Deutsche Südseephosphatgesellschaft (Bremen), welche die reichen Phosphatlager auf Angaur (Karolinen) ausbeutet, lässt Funkstationen auf Angaur und Jap (Karolinen) errichten (Baubeginn war bereits 1909).

1913
Der amtliche Jahresbericht über die deutschen Schutzgebiete enthält Angaben über Goldfunde (Schwemmgold), die auch im deutschen Gebiet gemacht worden sind, nachdem schon seit Jahren in Britisch-Papua (Neuguinea-Ost) australische Prospektoren erfolgreich gearbeitet haben. Auch Erdöl wird im nordwestlichen Distrikt festgestellt.

1914
Die geplante Deutsch-Englische Luftschiffexpedition zur Erforschung Neu-Guinea entfällt wegen des Weltkrieges.

Deutsch-Englische Luftschiffexpedition zur Erforschung v. Neu-Guinea, 2 Pfennig
Deutsch-Englische Luftschiffexpedition zur Erforschung v. Neu-Guinea, 2 Pfennig
Deutsch-Englische Luftschiffexpedition zur Erforschung v. Neu-Guinea, 1 Mark
Deutsch-Englische Luftschiffexpedition zur Erforschung v. Neu-Guinea, 1 Mark

August 1914
Die japanische Marine besetzt die Karolinen, Palau-, Marianen und Marschall-Inseln und nimmt diese deutschen Schutzgebiete in der Südsee nördlich des Äquators unter japanische Verwaltung.

11. September 1914
Nachdem bereits am 12. August die australische Flotte versucht hat, die Funkstation in Neuguinea zu erstürmen, erfolgt nun ein neuer Angriff auf diese, welche nur schwach durch die kleine Polizeitruppe und die von den Deutschen gebildete Wehrabteilung (50 Mann) zunächst verteidigt werden konnte. Bitapaka bei Herbertshöhe muss aufgegeben und der Funkturm vernichtet werden. Diese Station (unter Leitung des Ingenieurs Kleinschmidt, der Ende September an Malaria verstirbt) könnte dem Kreuzergeschwader unter Admirals Graf Spee die Bewegungen der englischen Flotte eine Zeit lang übermittelte.

Deutsch Neu-Guinea, Zeltlager einer Expedition
Deutsch Neu-Guinea, Zeltlager einer Expedition

 

12. September 1914
Rabaul, der Gouvernementssitz von Neuguinea, wird von den Australiern eingenommen, nachdem vorher verschiedene kleine Gefechte mit der Polizeitruppe stattgefunden haben, bei denen die Australier Verluste zu beklagen hatten.
Der kleinen Polizeitruppe von wenigen hundert Einheimischen mit einigen Deutschen standen mehr als 3000 Australier, die unter dem Schutz ihrer Kriegsschiffe gelandet waren, gegenüber.

1914 – 1918
Grenz- und Forschungsexpedition des Hauptmanns Detzner in Neuguinea. Durch den Ausbruch des Weltkrieges ist Detzner gezwungen, im Innern des Landes zu bleiben und nutzt die Zeit durch zahlreiche Reisen in dem östlichen Teil von Neuguinea aus, um das Innere des Landes sowie die dort lebenden Volksstämme wie kein Forscher vorher kennen zu lernen. Leider sind seine bei der Grenzexpedition im Jahre 1914 gemachten umfangreichen Aufzeichnungen, Karten, Zeichnungen und Photos während seiner Abwesenheit von der Küste in Morobe verloren gegangen. Auch sein dort zurückgelassenes persönliches Gepäck ist von dem australischen Kommandanten aufgebrochen und konfisziert worden. Nach Rabaul Anfang 1919 zurückgekehrt, wird Detzner noch Anfang Februar nach Australien gebracht und dort mehrere Monate zusammen mit den deutschen Zivilgefangenen interniert.
Abschluss eines englisch-japanischen Geheimvertrages über die Abtretung Kiautschous, der sonstigen Rechte und Privilegien Deutschlands in Schantung sowie der deutschen Südsee-Inseln nördlich des Äquators an Japan.

Deutsch Neu-Guinea, Herberthöhe, Verwaltungsgebäude der D.H.P.O. auf Mioko, Neu-Lauenberg-Gruppe
Deutsch Neu-Guinea, Herberthöhe, Verwaltungsgebäude der D.H.P.O. auf Mioko, Neu-Lauenberg-Gruppe

1921
Australien als Mandatar von Deutsch-Neuguinea liquidiert unter Bruch des geschlossenen Abkommens das Vermögen der dort ansässigen Deutschen und weist dieselben unter besonders kränkenden Bestimmungen aus. Erst 1926 sind wieder Deutsche in Neuguinea tätig.

2. August 1940
Im Widerspruch zum Mandatsrecht erklärt die australische Regierung Neuguinea als achten australischen Militärbezirk.

Ab 1945
Atombombenversuche der USA auf den Atollen Bikini und Eniwetok (Marshallinseln).

1949
Verwaltungsmäßige Zusammenlegung von Neuguinea mit Papua.

16.09.1975
Unabhängigkeitserklärung von Papua-Neuguinea.

Quellenhinweise:

  • „Deutschlands Kolonien“ von Rochus Schmidt Verlag des Vereins der Bücherfreunde Schall & Grund 1898
  • „Großes Lehrbuch der Geographie“ E. von Seydlitz, Königliche Universitäts- und Verlagsbuchhandlung Breslau 1902
  • „Harms Vaterländische Erdkunde“ 7. Auflage Braunschweig und Leipzig Hellmuth Wollermann 1906
  • „Konversationslexikon“, Leipzig und Wien 1909
  • „Die deutschen Kolonien“ Geographie, E. von Seydlitz – Königliche Universitäts- und Verlagsbuchhandlung Breslau 1910
  • „Deutschlands Kolonien“ von W. Scheel Verlagsanstalt für Farbfotographie Weller & Hüttich 1912
  • „Die deutschen Kolonien“ Herausgegeben von Kurd Schwabe Nationalausgabe – Band I/II 1914
  • „Deutsches Kolonial-Lexikon“ Leipzig 1920
  • „Der Kampf um unsere Schutzgebiete – Unsere Kolonien einst und jetzt“ von P. Jos. M. Abs Düsseldorf 1926
  • zeitgenössische Postkarten mit ihren originalen Bildunterschriften.

Im Sinne der Wiederherstellung des Deutschen Reiches aus https://deutsche-schutzgebiete.de/wordpress/kolonien-blog/ am 03.03.2020 entnommen.




Kamerun

Kamerun, Teilansicht der Akwastadt

Kamerun

Verwaltungszentrum Duala

Deutsche Kolonie von 1884 bis 1919

Kamerun, Gouvernements-Gebäude, von Puttkamer, Plantage am Kriegshafen
Kamerun, Gouvernements-Gebäude, von Puttkamer, Plantage am Kriegshafen

Kamerun

Wappen:

Kamerun, Wappen (Entwurf)
Kamerun, Wappen (Entwurf)

Größe:

495.000 km² (entspricht ungefähr der Größe des Deutschen Reichs).

Kamerun, Landkarte 1900
Kamerun, Landkarte 1900
Kamerun, Landkarte 1912
Kamerun, Landkarte 1912
Kamerun 1914
Kamerun, Landkarte 1914
Kamerun, Landkarte 1919
Kamerun, Landkarte 1919

Reichskommissare und Gouverneure:

  • 1884 – 1885 Dr. Maximilian Buchner, Reichskommissar (1846 – 1921)
  • 1885 – 1891 Julius Freiherr von Soden (1846 – 1921)
  • 1891 – 1895 Eugen von Zimmerer (1843 – 1918)
  • 1895 – 1906 Jesko von Puttkamer (1855 – 1917)
  • 1907 – 1910 Dr. Theodor Seitz (1863 – 1949)
  • 1910 – 1911 Dr. Otto Gleim (1866 – 1929)
  • 1912 – 1916 Dr. Karl Ebermaier (1862 – 1943)
Marktszene in Kamerun
Marktszene in Kamerun
Kamerun-Victoria am Kamerunberg
Kamerun-Victoria am Kamerunberg

Bevölkerung:

ca. 3.500.000 Einwohner, darunter 1897: 253 Europäer, wovon 181 Deutsche. An den südlichen Abhängen des Kamerungebirges leben die Bakwiri ca. 37.000, an den westlichen die Bamboko ca. 20.000, am Kamerunbecken die Duala ca. 20.000. Dünn bevölkert ist das Urwaldgebiet (150 – 200 km breit), dichter das hochgelegene Savannenland. Angehörige der Kru werden als Faktoreiarbeiter und Matrosen verwandt.

Kamerun, Kamerunstrand, Gouverneur-Haus, Post, Beamtenmesse, Schulhaus, Hafenamt
Kamerun, Kamerunstrand, Gouverneur-Haus, Post, Beamtenmesse, Schulhaus, Hafenamt
Kamerun, Duala
Kamerun, Duala

Schutztruppe:

1898 besteht die Schutztruppe aus 1 Kommandeur, 6 Offiziere, 2 Ärzte, 16 Unteroffiziere, 311 Farbige. Deutschen Militärpersonen unterstehende Polizeitruppen befinden sich in den einzelnen Stationen.

1912 besteht die Schutztruppe aus 2 Stabsoffizieren, 16 Hauptleuten, 44 Oberleutnants und Leutnants, 17 Sanitätsoffizieren, 2 Zahlmeistern, 10 Unterzahlmeistern, 3 Oberfeuerwerkern und Feuerwerkern, 8 Büchsenmachern, 70 Unteroffizieren, 28 Sanitätsunteroffizieren, 1550 farbigen Soldaten. Die Schutztruppe zerfällt in 12 Kompanien und ein Artilleriedetachement.

Kamerun, Schutztruppe
Kamerun, Schutztruppe
Kamerun, Duala, Gerichtsgebäude "Palaverhaus"
Kamerun, Duala, Gerichtsgebäude „Palaverhaus“

Kommandeure der Schutztruppe:

  • 08.07.1894 – 06.08.1896 Hauptmann von Stetten
  • 18.10.1897 – 17.04.1901 Major von Kamptz
  • 18.05.1901 – 31.01.1903 Oberst von Pavel
  • 06.04.1903 – 18.02.1908 Generalmajor Mueller
  • 18.02.1908 – 13.09.1913 Oberstleutnant Puder
  • 13.04.1914 – 1916 Major Zimmermann
Kamerun, Ansicht von Victoria
Kamerun, Ansicht von Victoria
Kamerun, Ansicht von Victoria mit Buea-Weg
Kamerun, Ansicht von Victoria mit Buea-Weg

Regierungssitz:

Duala

Der Sitz der Regierung befindet sich auf der Jossplatte, am linken Ufer der Mündung des Wuri in den Kamerunfluss, unmittelbar südlich von Bellstadt in Kamerun.

Verwaltungsbezirke:

Kamerun, Edea, Victoria, Kribi.

 

Kamerun, West-Afrika, Duala
Kamerun, West-Afrika, Duala
Kamerun, West-Afrika, Bibundi

Stationen:

Rio del Rey, Edea (Ediä), Campo, Yaunde, Lolodorf, Buea, Johann Albrechtshöhe.

Ortschaften:

Etwa 25 km von seiner Mündung liegen am Wuri 3 Dualadörfer, Bellstadt, Akwastadt und Didostadt.

Briefmarken:

Am 1. Juni 1887 wurde Kamerun zum Weltpostverein angemeldet. Von 1887 bis 1901 werden die Marken (Mark und Pfennigausgaben) des Deutschen Reichs verwenden. Diese sind nur an der Verwendungen der Stempel „Kamerun“ und seltener „Victoria-Kamerungebiet“ zu erkennen. Ab 1900 wurden eigene Briefmarken mit der Kaiserlichen Jacht Hohenzollern als Motiv zur Ausgabe gebracht.

Kamerun 20 Pfennig 1900
Kamerun 20 Pfennig 1900
Kamerun 40 Pfennig, 1900
Kamerun 40 Pfennig, 1900
Kamerun 3 Mark, 1900
Kamerun 3 Mark, 1900

Handel und Verkehr:

Die Ausfuhr besteht in Palmkernen, Gummi, Palmöl, Elfenbein, Kakao, Ebenholz, Tabak, Kolanüssen etc. Wert derselben 1896/97: 3.705.955 Mark.

Eingeführt werden Manufakturwaren, Spirituosen, Materialwaren, gemünztes Geld, Salz, Holz und Holzwaren, Eisen und Eisenwaren, Tabak, Reis, Pulver etc. Wert der Einfuhr 1896/97: 5.895.759 Mark.

Bodengestalt und Bewässerung:

Das höchste Gebirge im ganzen Umkreis des Atlantischen Oceans ist das Kamerungebirge (höchster Gipfel der MongomaoLoba, 3960 m). Das Plateauland (7—800 m) steigt im Norden zu dem 1800—3000 m hohen Gebirge von Adamaua an.

Kamerun, Markt in Victoria
Kamerun, Markt in Victoria
Kamerun, Kirche der Basler Mission in Duala-Bonaduma
Kamerun, Kirche der Basler Mission in Duala-Bonaduma

Flüsse:

Der Rio del Rey, (ein Meereseinschnitt), der Kamerufluss, nimmt auf den Mungo und den Bimbiafluss, den Wuri (im Unterlauf Madiba Duala) mit dem Abo und dem Dibombe, den Dibambu und den Kwakwa (ein Mündungsarm des Sanaga). In dieBiafrabai münden der Lom oder Sanaga, der grösste Strom Kameruns (Nachtigalschnellen) und der Nyong. Das nördliche Gebiet von Kamerun durchfließt der schiffbare Benue, der bedeutendste Nebenfluss des Niger, der als internationaler Wasserarm (Nigerschifffahrtsacte 1885) den Nordosten des Schutzgebiets mit dem Atlantischen Ozean direkt verbindet; im südlichen findet sich der Oberlauf des Ngoko- bzw. des Ssangaflusses, durch den ein Anschluss Zum Congo besteht.

Kamerun, S.M.S. Sperber auf Reede vor Victoria (Limbe-Fluss)
Kamerun, S.M.S. Sperber auf Reede vor Victoria (Limbe-Fluss)
Kakaoernte mit Bali-Weyboys
Kakaoernte mit Bali-Weyboys

Klima:

Das Jahr hat vier Temperaturabschnitte; der Februar mit 27, 10° Celsius ist im Durchschnitt der wärmste, der Juli mit 23, 48° Celsius der kühlste Monat.

Geschichte:

1868
Die Firma C. Woermann richtet eine Faktorei im Gebiet des Kamerunflusses ein und benutzt hierzu eine auf dem Fluss verankerte Hulk (ausgedientes Schiff).

Hulk der Firma C. Woermann am Kamerunfluss, 1868
Hulk der Firma C. Woermann am Kamerunfluss, 1868

1877-1879
Der erste Woermanndampfer „Aline“ wird erbaut und in den Westafrikadienst gestellt (1279 BRT.). 1884 sind es bereits fünf Schiffe, die die Verbindung zwischen Hamburg und Kamerun aufrechterhalten.

1881
Die Firma C. Woermann gründet in Duala die erste Niederlassung auf dem Festland.

1883/84
Bereits Ende 1883 fasst Fr. Colin aus Landau den Plan, im Gebiet der freien Bagas und Susus in Westafrika, gegenüber den englischen Los-Inseln, eine deutsche Kolonie zu gründen, die Dembiahkolonie. Er legt zunächst am Dubrekafluss eine Faktorei an und verhandelt mit den benachbarten Stammesführern. Nachdem das Auswärtige Amt seinen Plänen zugestimmt hat, kommen Dr. Nachtigal und Dr. Buchner, an Bord der Kriegsschiffe S.M.S. Elisabeth und S.M.S. Möwe, an der Sangariküste an. Es gelingt, mit einigen Stammesführern Schutzverträge abzuschließen, doch stellt sich bei sorgfältiger Prüfung heraus, dass andere Stammesführer bereits Verträge (1880) mit den Franzosen abgeschlossen haben. Diese werden respektiert. In dem deutsch-französischen Vertrag vom 24. Dezember 1885 wird das Gebiet der Dembiahkolonie an Frankreich abgetreten. Damit kommt auch die im März 1885 gegründete Handelsgesellschaft „Fr. Colin, Deutsch-Afrikanisches Geschäft“ unter französische Gerichtsbarkeit.

Faktorei der Firma C. Woermann am Kamerunfluss. Schauplatz der Verhandlungen, die zur Erwerbung Kameruns führten.
Faktorei der Firma C. Woermann am Kamerunfluss. Schauplatz der Verhandlungen, die zur Erwerbung Kameruns führten.

19. Mai 1884
Dr. Nachtigal, deutscher Generalkonsul in Tunis, wird von Otto von Bismarck beauftragt, nach Westafrika zu fahren, um „…die dort ansässigen Deutschen unter deutschen Schutz zu stellen„. Die Instruktion bezieht sich auf den Küstenstrich zwischen dem Nigerdelta und Gabun, insbesondere das Gebiet gegenüber der spanischen Insel Fernando Po von der Mündung des Kamerunflusses (Kamerun aus dem portugiesischen Wort cameröes = Krabben gebildet) bis zum Kap St. John. In der Weisung heißt es, dass die Errichtung einer Verwaltung sowie einer Garnison deutscher Truppen nicht beabsichtigt ist.

11. – 14. Juli 1884
In Bimbia wird am 11. Juli der erste Schutzvertrag unterzeichnet. Nachdem die Agenten der Firmen Woermann und Jantzen & Thormählen bereits vorgearbeitet haben, gelingt es dem Reichskommissar Dr. Nachtigal und seinem Begleiter Dr. Buchner, auch die Könige Bell und Aqua, deren Stammesführer bisher infolge englischen Einflusses dagegen waren, zum Unterzeichnen eines Schutzvertrages zu bewegen. Am 14. Juli erfolgt die feierliche Flaggenhissung in den Dörfern Bell, Aqua und Didotown in Anwesenheit des Kriegsschiffes S.M.S. Möwe.
Großbritannien war um einige Tage zu spät gekommen, obschon bereits 1882 das Land den Briten als Protektorat angeboten worden war; diese aber auf dieses Angebot nicht geantwortet hatten.

Gustav Nachtigal

Dr. Gustav Nachtigal

* 23.02.1834 in Eichstedt/Altmark (Reg.-Bez. Magdeburg), † 20.04.1885 an Bord von S.M.S. Möwe vor Westafrika, Arzt und Afrikareisender, 1884 stellte er Togo und Kamerun unter deutschen Schutz.

1884/85
In den darauf folgenden Wochen und Monaten werden von Dr. Buchner weitere Verträge im Innern abgeschlossen, zuletzt in Südkamerun. Die Besitzverhältnisse und die Hoheitsrechte unter den Küstenstammesführern waren sehr schwierig, ein Umstand, der zu Konflikten mit den alteingesessenen Kolonialmächten Großbritannien und Frankreich führte.

18. – 22. September 1884
Aufstand gegen den deutschfreundlichen König Bell, veranlasst durch britische Kaufleute. Der Aufstand wird durch ein Landungskorps der Kriegsschiffe S.M.S. Bismarck und S.M.S. Olga, die unter dem Kommando des Admirals Knorr stehen, unterdrückt, nachdem die Joßplatte, wo sich die Aufständischen verschanzt haben, erstürmt ist. Bei diesem Kampf fällt der Agent der Firma Woermann, Pantenius.

29. April 1885
Über die Abgrenzung der gegenseitigen Interessen wird ein Abkommen zwischen Großbritannien und Deutschland getroffen.

3. Juli 1885
Der erste Gouverneur von Kamerun, Freiherr von Soden, trifft ein. In seiner Begleitung ist als Kanzler der Referendar Jesko von Puttkamer sowie als Amtsdiener der Unteroffizier Füllbier, der eine Polizeitruppe ausbilden soll, zu deren Aufstellung es jedoch erst 1891 kommt.

Parade der Kameruner Schutztruppe vor dem Gouverneur
Parade der Kameruner Schutztruppe vor dem Gouverneur

24. Dezember 1885
Unterzeichnung eines Protokolls zwischen Deutschland und Frankreich, welches die Machtsphären beider Staaten In Afrika, wo sich dieselben berühren, definitiv feststellt. Durch Austausch der durcheinander liegenden kleinen Schutzgebiete wird die Grenzfrage in Kamerun befriedigend gelöst.

10. Oktober 1886
Die deutsche Reichsmarkwährung wird eingeführt. (Früher wurde 1886 nach Krus ein Geschäft abgeschlossen. 1 Kru wird jetzt = 20 Mark = 80 Liter Palmöl = 160 Liter Palmkerne bewertet.)

Münzen, Deutschland 1900
Münzen, Deutschland 1900 (Mark und Pfennig)

Dezember 1893
50 Dahomeysoldaten der Polizeitruppe rebellierten, weil ihre Frauen wegen angeblicher Faulheit geprügelt wurden. Außerdem forderten sie als vom Deutschen Reich in Dahomey freigekaufte Sklaven Sold. In der ersten Zeit erhielten sie aber lediglich Kleidung, Kost und Logis. Als die Aufständischen das Regierungsgebäude und die Häuser auf der Joßplatte plündern, wird der Aufruhr von der Mannschaft des Kreuzers S.M.S. Hyäne niedergeschlagen.

15. März 1894
Verständigung zwischen Deutschland und Frankreich über strittige Gebiete. Deutschland erhält den so genannten „Entenschnabel“. Diese Grenzziehung besteht bis 1911.

Dezember 1894
Der Landeshauptmann Jesko von Puttkamer (Togo) wird stellvertretender Gouverneur (Gouverneur von Zimmerer erkrankt).

Jesko von Puttkamer

Jesko von Puttkamer

* 02.07.1855 in Berlin, † 23.01.1917 in Charlottenburg, Gouverneur von Kamerun und Kaiserlicher Kommissar von Togo.

Dezember 1894
Oberleutnant von Stetten führt eine Strafexpedition gegen die Bakwiri, die ihren Boden gegen die Landnahme durch Faktoreien verteidigen. Seine Begleiter sind Dr. Preuß und Leutnant Hans Dominik. Als der Stammesführer „Dschagga“ fällt, unterwerfen sich die Bakwiri, womit die Pflanzungsarbeit am Kamerunberg beginnen kann. Die Gebeine des 1891 gefallenen Hauptmanns von Gravenreuth, des „Löwen von Ostafrika“, werden gefunden und in Duala unter seinem Denkmal beigesetzt.

1897
Gründung der großen Kakaopflanzung „Viktoria“ am Kamerunberg (Dr. Eugen Zintgraff). Grundkapital 2,5 Millionen Mark.

1898
Vergabe eines großen Gebietes (vom Umfange Bayerns) als Konzession an eine hamburgisch-englische Spekulationsgesellschaft.

1899
Die Expedition Schlechter stellt den Reichtum des Waldgebietes an Kautschuk liefernden Pflanzen fest. Zahllose Händler dringen in das Waldgebiet ein, es kommt zu Konflikten mit ansässigen Stämmen. Ein Aufstand des Bulistamm im Hinterland von Kribi wird blutig niedergeschlagen.

Duala, Nachtigall-Denkmal
Duala, Nachtigall-Denkmal
Gravenreuth-Denkmal für Kamerun
Gravenreuth-Denkmal für Kamerun

1900
Beginn intensiver Durchführung von Schutzimpfungen gegen Pocken.

1902 – 1904
Eine deutsch-englische Grenzexpedition nimmt genaue Vermessungen der Grenzlinie zwischen Yola und dem Tschadsee vor.

1902
Die Pflanzungen am Kamerunberg nehmen eine eigene Gebirgsbahn von 7 km Länge in Betrieb, die später bis Soppo, 4 km unterhalb Buea, verlängert wird.

21. Februar 1902
Eine Verordnung des Reichskanzlers über die Haussklaverei in Kamerun bezweckt eine systematische allmähliche Abschaffung der Sklaverei.

1903
In den Waldgebieten am oberen Dja und Njong im Süden kommt es nach Ermordung und Flucht der Händler zu ernsten Unruhen, die niedergeschlagen werden.

Kamerun, Einsacken von Palmkernen
Kamerun, Einsacken von Palmkernen

1905 – 1907
Nachdem die Gesellschaft „Südkamerun“ einen Dampfer auf den oberen Njong brachte, kommt es zu einem gemeinsamen Aufstand der dort ansässigen Stämme.

15. April 1907
Umwandlung der Kopfsteuer in eine Gebäudesteuer.

1. Juni 1907
Verordnung über Bezahlung von Arbeitern in Kamerun. Mit Ausnahme von Südkamerun müssen alle Löhne in Bargeld bezahlt werden.

1908
Religiöse Aufstände der islamischen Bevölkerung im Norden werden von der Polizeitruppe schnell niedergeworfen.

1908
Durch einen Vertrag zwischen Deutschland und Frankreich wird die Süd- und Ostgrenze reguliert.

Kamerun, Faktorei am Bibundi-Fluß der Westafr. Pflanzungs-Gesellschaft "Bibundi"
Kamerun, Faktorei am Bibundi-Fluß der Westafr. Pflanzungs-Gesellschaft „Bibundi“

1. März 1908
Das Gouvernement in Buea richtet eine eigene Druckerei ein, die einen europäischen Drucker und 15 einheimische Lehrlinge beschäftigt.

1909
Die Manengubabahn im Norden Kameruns wird eröffnet (160 km).

1909
Gründung eines großen Lepraheims in Ossidinge, welches eigenen landwirtschaftlichen Betrieb (1200 ha) erhält, so dass sich die Kranken selbst ernähren können. Die Ansiedlung der Leprosen findet 1911 statt (600 Kranke).

Oktober 1909
Eine Tischlereilehrwerkstatt in Duala wird in Betrieb genommen. Es werden fünf farbige Gesellen und zehn Lehrlinge beschäftigt.

1. Oktober 1910
Eröffnung der landwirtschaftlichen Schule in Viktoria mit 19 Schülern. Ausbildung (dreijähriger Kursus) von einheimischen landwirtschaftlichen Aufsichtsbeamten.

Kamerun, Kaiserliche Gouvernementswerkstätte in Duala
Kamerun, Kaiserliche Gouvernementswerkstätte in Duala

16. Dezember 1910
Hauptmann Hans Dominik, welcher 16 Jahre der Kameruner Schutztruppe angehörte, stirbt auf der Heimreise nach Deutschland. Dominik diente auf der Station Jaunde.

4. November 1911
Deutsch-französisches Marokkoabkommen (Marokko-Vertrag ), durch welches Deutschland Neukamerun und damit Zutritt zu dem Kongo und seinem größten rechten Nebenfluss Ubangi erhält.

1912
Gründung der Tabakpflanzung Batschenga bei Jaunde in Südkamerun

1912
Die erste Funkstation wird nahe bei Duala von der Gesellschaft Telefunken errichtet.

1912
Gründung der Afrikanischen Frucht-Compagnie, G. m. b. H., Bananenpflanzung in der Tikoebene.

Kamerun, Lehrerfamilie in Marienberg, Sanaga
Kamerun, Lehrerfamilie in Marienberg, Sanaga

1. Februar 1913
Übernahme des Ubangivorsprunges in deutsche Verwaltung.

22. Februar 1913
Einführung einer Kopfsteuer von 10 Mark in ganz Kamerun.

1. April 1913
Deutschland übernimmt die französische Station Carnot in Neukamerun.

1. Juni 1913
Abschluss des Gebietsaustausches mit Frankreich in Alt- und Neukamerun.

9. – 19. Juni 1913
Oberleutnant von Hagen nimmt Besitz von dem letzten von Frankreich abgetretenen Gebiet in Neukamerun.

10. September 1913
Erhöhung der Einfuhrzölle zugunsten der Erbauung von Automobilstraßen.

30. Oktober 1913
Eröffnung eines Europäerkrankenhauses in Jaunde.

Kamerun, Polizeitruppe
Gruss aus dem Schutzgebiet Kamerun, Polizeitruppe in Kamerun

1. August 1914
Die Mittellandbahn wird von Duala über Eseka (173 km) bis km 180 fertig gestellt. Spurweite 1 m.

1. August 1914
In Kamerun wird die Nachricht von dem Kriegsausbruch in Europa bekannt. Der Ausnahmezustand wird verhängt. Am 15. August verlegt der Gouverneur seinen Dienstsitz von Buea nach Duala. Die Barre des Kamerunflusses bei Duala wird durch Versenkung mehrerer Dampfer gesperrt. Die Schutztruppe verfügt über einen Bestand 185 weißer und 1550 schwarzer Soldaten, die Polizeitruppe zählt 30 Weiße und 1200 Eingeborene.
Rudolf Manga Bell, ein Enkel König Bells, wird im August 1914 hingerichtet. Bell wehrte sich gegen die geplanten Umsiedlungen der Einheimischen aus Duala und die Aufgabe ihrer traditionellen Siedlungsplätze, indem er deutsche Anwälte beauftragte, in Berlin auf dem parlamentarischen Weg dies zu verhindern. Seine Aktivitäten wurden ihm als Hochverrat ausgelegt.

2. August 1914
Der Gouverneur überträgt alle militärischen Befehlsbefugnisse auf den Kommandeur Major Zimmermann.

5. August 1914
Der Kriegszustand wird über Kamerun verhängt.

Das Wohnhaus des Gouverneurs von Kamerun in Buea.
Das Wohnhaus des Gouverneurs von Kamerun in Buea. v.l.n.r. Gouverneur Dr. Seitz, Frau Seitz, Frl. von Cleve, Gesellschaftsdame, Adjudant Oberleutnannt von Puttkamer

7. August 1914
Belgischer Vorschlag zur Neutralisierung des konventionellen Kongobeckens, zu dem auch fast ganz Neukamerun gehört, an Frankreich, das sich am 7. August einverstanden erklärt. Großbritannien weigert sich (am 17. August), die Neutralisierung anzuerkennen.

7. August 1914
Französische Truppen greifen den deutschen Zollpostens Singa an der Ostgrenze an, wohin eine Kolonne von 300 Soldaten von dem französischen Grenzort Bangui bereits am 5. August in Marsch gesetzt worden ist. Vom Norden aus über den Schari wird die Einnahme von Kusseri versucht, die Franzosen müssen sich unter schweren Verlusten zurückziehen..

12. August 1914
In Ermangelung von Banknoten und Hartgeld werden Schatzscheine im Gesamtwert von 2 Millionen Mark ausgegeben.

25. August 1914
Die britische Truppen rücken von Nigerien über die Nordwestgrenze und besetzen Nssanakang.

Kameruner Schutztruppe bei Rast auf der Basler Missionsstation Nyasosso
Kameruner Schutztruppe bei Rast auf der Basler Missionsstation Nyasosso

28. August 1914
Die Belgier treten in den Kampf ein.

9. September 1914
Eine britische Abteilung rückt an der Küste entlang in Kamerun ein. Bei Nssanakang werden sie zurückgeschlagen.

26. September 1914
Britische und französische Kriegsschiffe dringen in die Kamerunbucht ein und beschießen Duala, um Truppenteile zu landen. Die in der Nähe liegende deutsche Funkstation, welche bis dahin mit Nauen in Verbindung stand, wird von den Deutschen selbst rechtzeitig zerstört.

 

1914 English forces preparing embarkment to attack the port of Duala Cameroun
1914 English forces preparing embarkment to attack the port of Duala Cameroun

27. September 1914
Britische Truppen besetzen Duala von der See aus. Ein großer Teil der Deutschen muss in englische und französische Gefangenschaft gehen, da es nicht genügend Waffen gab, um alle Männer zu bewaffnen. Den Deutschen in Viktoria und Buea erging es im November ebenso.

Kamerun 25 Pfennig, Britische Besetzung
Kamerun 25 Pfennig, Britische Besetzung

 

8. Oktober 1914
Ein britischer Angriff auf Jabassi wird zunächst abgewiesen, ist dann aber am 14. Oktober erfolgreich.

26. Oktober 1914
Edea und Sanaga werden von den Franzosen besetzt.

Kamerun, Teilansicht der Akwastadt
Kamerun, Teilansicht der Akwastadt

10. Juni 1915
Die deutsche Station Garua am Benue, die den britischen Truppen lange Widerstand geleistet hat, muss kapitulieren. Am 27. Juni muss im Zentrum Ngaundere und schließlich am 24. Oktober auch das westlich davon gelegene Banjo geräumt werden. Die deutschen Truppen ziehen sich zu der Hauptabteilung nach Jaunde zurück, wo sie sich bis zur Jahreswende 1915/16 halten.

Januar 1916
Die deutsche Schutztruppe in Stärke von 900 Weißen und 14.000 schwarzen Soldaten und Trägern tritt den Marsch nach der benachbarten spanischen Rio-Muni-Kolonie an, wo sie am 14. Februar entwaffnet und unter spanischen Schutz gestellt wird. Der Truppe sind 40.000 Eingeborene gefolgt. Die Deutschen, die nicht nach Spanien übergeführt, sondern vorher in französische Gefangenschaft geraten sind, werden zusammen mit den Togo-Deutschen in das berüchtigte Lager von Dahomey gebracht.
Im Norden hält sich noch westlich des Logoneflusses auf der Station Mora, die 3. Kompanie unter Hauptmann von Raben. Am 18. Februar 1916 ergeben sich die Deutschen, da ihnen die Munition ausgegangen ist.

Gouvernements-Palast in Buea am südlichen Abhang des Kamerunberges
Gouvernements-Palast in Buea am südlichen Abhang des Kamerunberges

1916
Abschluss eines Geheimvertrages zwischen Frankreich und Großbritannien über die Teilung Kameruns. Nach diesem wird bereits während des Ersten Weltkrieges Kamerun in ein kleineres, an Nigerien grenzendes englisches und in ein weit größeres französisches Verwaltungsgebiet aufgeteilt. Diese Teilung wird auch nach Unterstellung Kameruns unter Mandatsverwaltung beibehalten, jedoch wird Neukamerun dem französischen Kolonialreich unmittelbar einverleibt.

Anfang 1919
Die Reichspost in Berlin gibt am Sammlerschalter die letzten Kamerun-Briefmarken aus.

7. Mai 1919
Deutschland verliert mit dem Versailler Vertrag nun auch völkerrechtlich die Kolonie Kamerun. Nach Entscheidung des Obersten Rates wird Frankreich als Mandatar Kameruns eingesetzt. Die Scheidung des englischen Mandatsgebietes entspricht der militärischen Aufteilung vom März 1916.

1960 Französisch-Kamerun wird unabhängig.

1961 Zusammen mit Britisch-Kamerun wird die „Bundesrepublik Kamerun“ gegründet.

1972 Umwandlung in die „Vereinigte Republik Kamerun“.

Quellenhinweise:

  • „Deutschlands Kolonien“ von Rochus Schmidt Verlag des Vereins der Bücherfreunde Schall & Grund 1898
  • „Großes Lehrbuch der Geographie“ E. von Seydlitz, Königliche Universitäts- und Verlagsbuchhandlung Breslau 1902
  • „Harms Vaterländische Erdkunde“ 7. Auflage Braunschweig und Leipzig Hellmuth Wollermann 1906
  • „Konversationslexikon“, Leipzig und Wien 1909
  • „Die deutschen Kolonien“ Geographie, E. von Seydlitz – Königliche Universitäts- und Verlagsbuchhandlung Breslau 1910
  • „Deutschlands Kolonien“ von W. Scheel Verlagsanstalt für Farbfotographie Weller & Hüttich 1912
  • „Die deutschen Kolonien“ Herausgegeben von Kurd Schwabe Nationalausgabe – Band I/II 1914
  • „Deutsches Kolonial-Lexikon“ Leipzig 1920
  • „Der Kampf um unsere Schutzgebiete – Unsere Kolonien einst und jetzt“ von P. Jos. M. Abs Düsseldorf 1926
  • zeitgenössische Postkarten mit ihren originalen Bildunterschriften.
Im Sinne der Wiederherstellung des Deutschen Reiches aus https://deutsche-schutzgebiete.de/wordpress/kolonien-blog/ am 03.03.2020 entnommen.



Deutsch-Südwestafrika

Deutsch-Südwest-Afrika, Lüderitzbucht

Deutsch-Südwestafrika

Verwaltungszentrum Windhuk

Deutsche Kolonie von 1885 bis 1919

Deutsch-Süd-West-Afrika
Deutsch-Süd-West-Afrika, Eisenbahn der Strecke Swakopmund, Windhoek durch das Khangebirge

Deutsch-Südwestafrika

Wappen:

Deutsch-Südwestafrika, Wappen (Entwurf)
Deutsch-Südwestafrika, Wappen (Entwurf)

Größe:

835.100 km² entspricht 1 ½ Deutsches Reich (Kaiserreich).

Deutsch-Südwestafrika, Landkarte 1912
Deutsch-Südwestafrika, Landkarte 1912
Deutsch-Südwestafrika, Landkarte 1919
Deutsch-Südwestafrika, Landkarte 1919

Reichskommissare und Gouverneure:

  • 5/1885 – 8/1890 Dr. Heinrich Ernst Göring, Reichskommissar, späterer Landeshauptmann (1839 – 1913)
  • 8/1890 – 3/1891 Louis Nels (stellvertretend) (1855 – 1910)
  • 3/1891 – 15.03.1894 Hauptmann Curt von François, späterer Landeshauptmann (1852 – 1931)
  • 15.03.1894 – 19.08.1905 Major Theodor Leutwein, Landeshauptmann, ab 1898 Gouverneur (1849 – 1921)
  • 19.08.1905 – 11/1905 Lothar von Trotha (stellvertretend) (1848 – 1920)
  • 11/1905 – 20.05.1907 Friedrich von Lindequist, Gouverneur (1862 – 1945)
  • 20.05.1907 – 20.06.1910 Bruno von Schuckmann, Gouverneur (1857 – 1919)
  • 28.08.1910 – 09.07.1915 Dr. Theodor Seitz, Gouverneur (1863 – 1949)
Deutsch-Südwest-Afrika, Lüderitzbucht, Bismarckstraße
Deutsch-Südwest-Afrika, Lüderitzbucht, Bismarckstraße

Bevölkerung:

200.000. Zahlreichster Bestandteil der Eingeborenen sind die Hereros, ein Bantustamm, nach Schinz 86.000 Seelen. Sie bewohnen das innere Hochland nördlich vom Swakop, nordwärts bis jenseits Waterberg, ostwärts bis zum 18. Grad östlicher Länge von Greenwich, 80—90.000 km². Die Bergdamara (nach Missionar Viehe an Zahl 35.000), durchaus verschieden von den Hottentotten, kommen südlich von der Etoshapfanne in ganz Deutsch-Südwestafrika vor und leben in kleinen Abteilungen zwischen den Herero und Hottentotten. Die Hottentotten (ca. 10.000) oder Nama (von gelblicher Hautfarbe) finden sich in Groß-Namaland und einem Teil des Kaokofeldes.

Frauen des Herero-Häuptlings Kaweiho
Frauen des Herero-Häuptlings Kaweiho

Die Ovambo (ca. 60.000), ein Bantustamm im Ambolande, zwischen dem 18. Grad südlicher Breite und dem Kunene. Die Buschmänner, einige Tausend an Zahl, führen in der Kalahari und in dem Gebiet zwischen der Etoshapfanne und Damaraland ein ungebundenes Leben. Die Bastards, stärkste Niederlassung bei Rehoboth (sämtlich Christen), sind Mischlinge von Europäern und Hottentotten (nach Wagner 2000 an Zahl). Die weisse Bevölkerung beträgt nach der Zählung vom 1. Januar 1897 2628 Personen, davon 1221 Deutsche männlichen Geschlechts.

Ovambos beim Fischfang
Ovambos beim Fischfang

Schutztruppe:

Diese Schutztruppe 1897 aus einem stellvertretenden Kommandeur, 30 Offizieren, Ärzten und Beamten, 6 Zahlmeisteraspiranten und 740 Mann. Zur Unterstützung der Ortspolizeibehörde ist ein Polizeikorps aus abkommandierten deutschen Mannschaften der Schutztruppe und farbigen Polizisten errichtet worden.

Deutsch-Südwest-Afrika, Patrouille der Schutztruppen
Deutsch-Südwest-Afrika, Patrouille der Schutztruppen

Die Schutztruppe für Deutsch-Südwestafrika besteht 1914 aus 6 Stabsoffizieren, 13 Hauptleuten, 70 Oberleutnants und Leutnants, 2 Feuerwerksoffizieren, 9 Veterinäroffizieren, 1 Kriegsgerichtsrat, 1 Kriegsgerichtssekretär, 2 Intendanturräten, 5 Intendantursekretären, 1 Intendanturbausekretär, 4 Proviantamtsinspektoren, 2 Bekleidungsamtsinspektoren, 2 Stabsapothekern, 1 Zahnarzt, 1 Waffenrevisor, 11 Waffenmeistern, 4 Magazinaufsehern, 20 Unterzahlmeistern, 5 Oberfeuerwerkern und Feuerwerkern, 2 Schirrmeistern, 342 Unteroffizieren, 1444 Mannschaften. Die Schutztruppe gliedert sich in 9 Kompanien, 3 Batterien und 2 Verkehrszüge.

Deutsch-Südwest-Afrika, Otjou, Ausmarsch der Deutschen Schutztruppe
Deutsch-Südwest-Afrika, Otjou, Ausmarsch der Deutschen Schutztruppe

Kommandeure der Schutztruppe:

  • 01.06.1894 – 06.01.1895 Major Curt von Francois (1852 – 1931)
  • 10.11.1897 – 16.05.1904 Oberst Theodor Gotthilf Leutwein (1849 – 1921)
  • 17.05.1904 – 21.05.1906 Generalleutnant Lothar von Trotha (1858 – 1910)
  • 22.05.1906 – 31.03.1907 Generalmajor von Deimling (1853 – 1944)
  • 01.04.1907 – 19.03.1911 Oberst Ludwig von Estorff (1859 – 1943)
  • 19.11.1912 – 1914 Oberstleutnant Joachim von Heydebreck (1861 – 1914)
  • 1914 – 1915 Hauptmann Victor Franke (1866 – 1936)
Deutsch-Südwest-Afrika, Kaisergeburtstagsparade in Windhuk
Deutsch-Südwest-Afrika, Kaisergeburtstagsparade in Windhuk

Regierungssitz:

Windhoek (Windhuk)

Das Schutzgebiet gliedert sich in die 6 Bezirke: Keetmannshoop, Windhoek, Otyimbingwe, Gibeon, Swakopmund und Outyo. Diesen sind eine Anzahl von Ortspolizeibehörden unterstellt. Die Bergbehörde befindet sich in Windhoek.

Deutsch-Südwest-Afrika, Stationsgebäude Rehoboth
Deutsch-Südwest-Afrika, Stationsgebäude Rehoboth

Stationen:

von Nord nach Süd und West nach 0st geordnet

  • Offizierstationen: Grootfontein in Damaraland, Franzfontein, Outyo, Omaruru, Okahandya, Swakopmund‚ Otyimbingwe, Windhoek, Gobabis, Gibeon, Keetmannshoop.
  • Unteroffizierstationen: Otavifontein, Cap Cross, Okombahe, Gr. Barmen, Haigamkhab, Ururas, Rehoboth, Grootfontein im Namalande, Koes, Lüderitzbucht, Uhabis, Warmbad, Ukamas
  • ferner Marienthal, Khabus, Haaseuer.
Deutsch-Südwest-Afrika, Feste Keetmannshoop
Deutsch-Südwest-Afrika, Feste Keetmannshoop

Briefmarken:

Die Deutsche Post ist seit dem 7. Juli 1888 in Deutsch-Südwestafrika vertreten. Hier wurden zunächst die Briefmarken (Adlerausgabe) der Reichspost verwendet und sind nur an den entsprechenden Stempeln (Windhoek, Otjimbingue und Swakopmund) erkennbar. Das Schutzgebiet selbst gehörte bereits seit dem 1. Juli 1888 dem Weltpostverein an. 1897 und 1898 wurden Marken der Adlerausgabe mit Aufdruck „Deutsch-Südwest Afrika“  verwendet. Ab 1900 wurden eigene Briefmarken mit der Kaiserlichen Jacht Hohenzollern als Motiv zur Ausgabe gebracht.
Deutsch-Südwestafrika 3 Pfennig, 1900
Deutsch-Südwestafrika 3 Pfennig, 1900
Deutsch-Südwestafrika 40 Pfennig, 1900
Deutsch-Südwestafrika 40 Pfennig, 1900
Deutsch-Südwestafrika 5 Mark, 1900
Deutsch-Südwestafrika 5 Mark, 1900

Handel und Verkehr:

Die Schiffsverbindung mit Deutschland bewerkstelligt seit 1898 die Woermann-Linie am 25. jeden Monats. Die Schiffsverbindung zwischen Kapstadt und Walfischbai vermittelt der Küstendampfer „Leutwein“, Abfahrt alle 5 Wochen. Verkehrsmittel im Innern für Personen und Frachten ist der Ochsenwagen; mit 10 bis 20 Ochsen bespannt, legt derselbe täglich, beladen mit 30 bis 50 Zentnern, 18 bis 35 km zurück.

Der Bau einer schmalspurigen Feldbahn von Swakopmund nach Windhoek ist von der Regierung im Jahre 1897 in Angriff genommen worden; eröffnet sind ca. 40 Kilometer.

Deutsch-Südwest-Afrika, Mole Swakopmund
Deutsch-Südwest-Afrika, Mole Swakopmund

Eingeführt werden fast alle Gegenstände des europäischen Marktes, insbesondere Getränke, Tabak, Kaffee, Konserven, Mehl, Reis, Bekleidungs- und Schmucksachen. Einfuhr 1897: 887.325 Mark.

Ausgeführt werden Viehhäute, Hörner, Straußenfedern, Harze, Gerbstoffe, Guano (Cap Cross), rohe Felle. Ausfuhr 1897: 1.246.749 Mark.

Die der Küste vorgelagerten Guanoinseln (zwischen 24° 37’ und 28° S), sowie das Territorium der Walfischbai sind im Besitz der Kapkolonie (Südafrika).

Deutsch-Südwest-Afrika, Ausbooten der Passagiere, Swakopmund
Deutsch-Südwest-Afrika, Ausbooten der Passagiere, Swakopmund

Währung:

  • 1 Mark = 100 Pfennig
Münzen, Deutschland 1900
Mark und Pfennig

Bodengestalt:

In seiner ganzen Ausdehnung ist Deutsch-Südwestafrika eine bis zu 1200 m anfangs sanft, dann meist steil ansteigende Terrassen-Landschaft, die sich ca. 300 km vom Meere entfernt binnenwärts zu senken beginnt. Die Breite des Wüsten Küstengürtels beträgt mehrere Tagereisen, doch bilden die größeren Flüsse Oasen. Als Hafenplätze werden benutzt Lüderitzbucht (Angra Pequena), Sandwichhafen, die englische Walfischbai an der Mündung des Kuisseb, und Swakopmund an der Mündung des Swakop. Im Innern befinden sich ‚vereinzelt und unregelmäßig verteilt zahlreiche Gebirgszüge, Kuppen und Bergreihen, die um mehrere 100 m über das Durchschnittsniveau der Landoberfläche emporragen (Gneis und Granit). Im Süden das 2000 m hohe Karasgebirge, zwischen Rehoboth und Windhoek das Auasgebirge (2130 m hoch), weiter nördlich der Omatakoberg (2680 m hoch). Nach Osten fällt das Plateau zu der im Innern 500 m tiefer gelegenen Kalaharisteppe ab.

Deutsch-Südwest-Afrika, Wasserstelle Anicha (Vogelkranz)
Deutsch-Südwest-Afrika, Wasserstelle Anicha (Vogelkranz)

Bewässerung:

Sämtliche vorhandenen Flüsse können zu Verkehrszwecken nicht benutzt werden. Nur der Orange und Kunene, sowie der sich in den Ngamisee ergiessende Okavango haben das ganze Jahr hindurch fliessendes Wasser, die übrigen sich in den Atlantischen Ocean ergießenden Flüsse liegen während des größten Teils des Jahres trocken und bilden selbst zur Regenzeit selten ununterbrochene VVasseradern (Swakop, Kuisseb). Quellen finden sich in größerer Zahl im Hererolande; hier ist auch die Regenmenge bedeutender als in Groß-Namaland.

Deutsch-Südwest-Afrika, Wasserstelle Epako
Deutsch-Südwest-Afrika, Wasserstelle Epako

Klima:

Das Klima ist im Sommer heiß, aber trocken und gesund. Der Winter ist durchaus gemäßigt und Nachtfröste sind im Innern nicht selten.

Der Küstenstrich ist gleichmäßig kühl und hat bis 50 km landeinwärts nur Nebelniederschläge. Vorherrschende Winde aus südlicher Richtung, in der wärmeren Jahreshälfte (Oktober-März) auch Winde aus nördlicher Richtung, welche die Hauptregenzeit von Januar bis März verursachen.

Deutsch-Südwest-Afrika, Bahnhof Okahandja
Deutsch-Südwest-Afrika, Bahnhof Okahandja

Geschichte

Ursprünglich war das Land von Buschmännern und Bergdamaras bewohnt. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erfolgte von Nordosten her über den Okawangofluß die Einwanderung der Hereros und kurz darauf von Süden her über den Oranje in mehreren Zügen die der Hottentottenstämme. Der Name „Hottentotten“ ist eine zeitgenössische Bezeichnung für das Volk der Nama. Holländische Siedler gaben ihnen, ihrer eigentümlichen Sprache wegen, den Namen „Hottentotten“ (Stotterer). Sie selbst bezeichnen sich als Khoi-Khoi (die wahren Menschen) oder als Nama – nach ihrem Siedlungsgebiet Namaqualand, das wiederum nach einem Herrscher aus grauer Vorzeit benannt ist. Zu Begin des 19. Jahrhunderts folgten die Afrikaner-, Bersabaer- und Witboi-Hottentotten. Den kriegerischen Stämmen der Einwanderer gelang es schnell die ursprünglichen Bewohner des Landes zu unterjochen und teilweise auszurotten. Zwischen den Hereros und den „Hottentotten“ kam es zu jahrzehntelangen Kriegen. Anfangs waren die Hereros im Vorteil, als aber Ende der 60er Jahre des 19. Jahrhunderts Hendrik Witbooi die Führung übernahm, konnten die „Hottentotten“ das Gleichgewicht einigermaßen wieder herstellen.

Deutsch-Südwest-Afrika, Windhuk, Gouvernements-Haus
Deutsch-Südwest-Afrika, Windhuk, Gouvernements-Haus

12. März 1878
Die Walfischbai und das Land 15 Meilen im Umkreis werden für britischen Besitz erklärt. 1880 ziehen sich die Engländer wieder zurück und behaupten nur die Walfischbai. Im gleichen Jahre sucht Bismarck bei der Londoner Regierung um Schutz für die Rheinische Mission in Südwestafrika gegen die „Hottentotten“ und Hereros nach. Das Gesuch wird in London abgelehnt.

1882
Der Bremer Kaufmann Adolf Lüderitz ersucht die deutsche Regierung um Schutz für die von ihm zu erwerbenden Gebiete um Angra Pequena. Noch bevor dieses Gesuch bei dem Auswärtigen Amt eingeht, fragt Bismarck in London an, ob England Anspruch auf jene Gebiete erhebe. Er erhält eine ausweichende Antwort.

Adolf Lüderitz

Adolf Lüderitz

* 16.07.1834 in Bremen, † Ende Oktober 1886 im Oranjefluss ertrunken. Lüderitz war Kaufmann mit mehreren Faktoreien in Westafrika. Er erwarb 1883 das Gebiet um Angra Pequena (Lüderitzbucht) nebst dem angrenzenden Küstenstrich (Lüderitzland) im späteren Deutsch-Südwestafrika.

1883
Heinrich Vogelsang landet in Angra Pequena und erwirbt dort für Lüderitz käuflich Land. Im Oktober desselben Jahres kommt Adolf Lüderitz persönlich nach Südwestafrika.

Januar 1884
Das deutsche Kanonenboot „Nautilus“ unter Vizeadmiral Aschenhorn besucht die Küste Südwestafrikas mit dem Auftrag, die Lüderitzschen Erwerbungen zu besichtigen.

8. April 1884
Adolf Lüderitz reicht dem Auswärtigen Amt ein Gesuch um Schutzgewährung für seine Erwerbungen in Südwestafrika ein.

24. April 1884
Die Besitzungen des Kaufmanns Lüderitz nördlich vom Oranjefluss in Südwestafrika „werden unter deutschen Schutz gestellt“. Bismarck teilt dieses telegrafisch dem deutschen Konsul in Kapstadt und brieflich dem deutschen Botschafter in London mit.

7. August 1884
Von dem Kapitän zur See Herbig wird in Anwesenheit von Offizieren und Mannschaften der Korvette S.M.S. Elisabeth in Angra Pequena, das zunächst nur aus drei der Firma Lüderitz gehörenden Blockhäusern besteht, die deutsche Flagge gehisst. Das Gebiet erstreckt sich von dem Nordufer des Oranjeflusses bis zu 26 Grad rechte auf und beschränkt die Tätigkeit der Gesellschaft auf ihren eigenen Farmbetrieb. Die Geschichte dieser ersten kolonialen Siedlungsgesellschaft ist bezeichnend für das geringe Interesse der Deutschen; um 200.000 Mark Kapital zusammenzubringen, brauchte es zwei Jahre Zeit.

Angra Pequena, hissen der deutschen Flagge 1884
Angra Peguena, hissen der deutschen Flagge 1884

1886
Von einer Expedition an den Oranje kehrt Adolf Lüderitz nicht zurück und gilt seither als verschollen.

1890
Hauptmann von Francois bildet die erste Schutztruppeneinheit mit 20 Soldaten.

8. August 1892
Verleihung von Land-, Bergbau- und Eisenbahnberechtigungen im Damaraland an den Rechtsanwalt Dr. Scharlach und den Kaufmann C. Wichmann zu Hamburg. Diese so genannte Damaralandkonzession wird am 12. September mit Genehmigung der Reichsregierung an die zu diesem Zweck in London mit einem Anfangskapital von 300 000 Mark gegründete South Westafrican Company Limited weiter übertragen. In dem Konzessionsgebiet liegen die Kupfergruben von Otavi. Das Protokoll wird seitens der Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes von Dr. Kayser und von Schelling und seitens der englischen Gesellschaft von George Wilson und Dr. Scharlach am 14. November unterzeichnet. Das Kapital wird im Jahre 1902 auf 20 Millionen Mark erhöht. 1906 baut die Gesellschaft die Otavibahn, welche 1910 von der Regierung übernommen wird.

Deutsch-Südwest-Afrika, Windhuk, Kaiserliches Bezirksgericht
Deutsch-Südwest-Afrika, Windhuk, Kaiserliches Bezirksgericht

1893/94
Aufstand der „Hottentotten“ unter Hendrik Witbooi.

12. April 1893
Hauptmann Hugo von Francois führt mit seinen gemischten Truppen in den Witbooikämpfen einen Präventivschlag gegen Hornkranz und lost damit einen vermeidbaren Kolonialkrieg aus.

27. August 1894
Major Leutwein beginnt mit seinen gemischten Truppen den Sturm auf das Lager Hendrik Witboois in der Naukluft. Hendrik Witbooi ergibt sich am 15. September 1894 und gibt Leutwein das Versprechen, den „…Deutschen künftig Heeresfolge gegen innere und äußere Feinde zu leisten…„. Hendrik Witbooi steht über 10 Jahre und in 6 Feldzügen zu seinem Wort.

25. Juli 1895
Major Leutwein wird Landeshauptmann.

Theodor Gotthilf Leutwein

Theodor Gotthilf Leutwein

* 09.05.1849 in Strümpfelbronn (Baden), † 13.04.1921 in Freiburg (Baden), Kaiserlicher Generalmajor und Gouverneur in Deutsch-Südwestafrika

1895
Die Postbeförderung wird nach Versuchen mit Pferden, Reitochsen und Dromedaren endgültig mit Ochsenkarren durchgeführt.

1896
Der Ort Tsaochabmündung (Ort an der Mündung des Tsaochab) oder Tsaochabmund wird endgültig in Swakopmund, aus ersterem Wort entstanden, umbenannt. Seit 1903 schreibt man Windhuk statt Windhoek.

1896
Aufstand der „Khauashottentotten“ und der Osthereros.

1897
Erhebung eines kleinen Unterstammes der „Hottentotten“ (Afrikaner) im Südosten von Deutsch-Südwestafrika.

1897
Nachdem zunächst die gewöhnlichen deutschen Briefmarken in Deutsch-Südwestafrika verwendet werden, erhalten die Wertzeichen den schwarzen Aufdruck „Deutsch-Süd-Westafrika“, der 1898 in „Deutsch-Südwestafrika“ geändert wird. 1900 werden die Kolonialmarken mit dem Schiff eingeführt. 1914 wird anlässlich der Windhuker Landesausstellung der erste und einzige Kolonialsonderstempel benutzt.

Briefmarken aus Deutsch-Südwest-Afrika
Briefmarken aus Deutsch-Südwest-Afrika

1897
Die Rinderpest, von Südafrika eingeschleppt, wütet im Lande. Rund 60% des Viehbestandes der Einheimischen und 30% der Weißen gehen verloren. Händler und Spekulanten kaufen Farmland auf, wofür die Reichsregierung in Berlin auch den Ankauf von Hereroland erlaubt. Im Lande herrscht große Teuerung; u. a. steigen die Preise für Rindfleisch auf das Dreifache (45 Pfennig für 500g). Wer seine Schulden nicht zurückzahlen kann, verliert erst das Vieh und dann das Land. Besonders die Hereros leiden unter dieser Politik.

17. März 1898
Aufstand der „Swartbooihottentotten“, die sich im Kaokofeld ergeben.

Deutsch-Südwest-Afrika, Windhuk, Kaiserliches Postamt
Deutsch-Südwest-Afrika, Windhuk, Kaiserliches Postamt

16. Jan. 1899
Gründung des „Windhoeker Anzeiger“, der ersten der in den deutschen Kolonien erscheinenden Zeitungen.

16. Januar 1899
Da Deutsch-Südwestafrika keine Telegrafenlinien hat und Telegramme von der Heimat in die Kolonie und umgekehrt auf indirekten, sehr umständlichen Wegen befördert werden müssen, schließt die Reichsregierung mit der Eastern and South African Telegraph Company in London einen Mietvertrag auf 20 Jahre ab. Von dem Hauptkabel Mossamedes (Angola)-Kapstadt soll ein T-Stück eingeschaltet und in Swakopmund gelandet werden. Der Kapitän des englischen Kabeldampfers bringt das Kabel, angeblich versehentlich, im englischen Walfischbai an Land.

Deutsch-Südwest-Afrika, Leuchtturm Swakopmund
Deutsch-Südwest-Afrika, Leuchtturm Swakopmund

13. April 1899
In Swakopmund wird die erste Telegrafendienststelle mit internationalem Dienst eröffnet. Von da ab beginnt der Bau umfangreicher Telegrafenlinien in der Kolonie. Auch Heliographenlinien sind vor dem großen Aufstand 1904 eingerichtet worden.

1. Juni 1899
Erste landwirtschaftliche Ausstellung in Windhuk.

20. Juni/ 1. Juli 1902
Die erste deutsch-südwestafrikanische Eisenbahn von Swakopmund nach Windhuk durch die dort 100 km breite Sandwüste (Namib) wird eröffnet. (382 km lang; bis 1637 m ü. M.) Der Bahnbau war durch Eisenbahntruppen aus der Heimat begonnen worden.

Deutsch-Südwest-Afrika, Eisenbahn durch das Khangebirge
Deutsch-Südwest-Afrika, Eisenbahn durch das Khangebirge

1903
Nördlich der Mündung des Swakop wird aus Betonkörpern und Steinschüttung eine 370 m lange Mole erbaut, die aber nach zehn Jahren bereits versandet ist. 1911 wird ein neuer Molenbau von 650 m ) Länge begonnen. 1914 sind 240 m fertig gestellt. (Baufirma Grün & Bilfinger.)

1903
Wegen eines Streites Einheimischer um einen Hammel kommt es zu einer Schießerei, bei der der Distriktchef Jobst, Unteroffizier Sney, ein Siedler, ein Bondelwartskapitän und Andere zu Tote kommen. Die Bondelswarts flüchten daraufhin, versorgen sich mit Waffen aus Südafrika und ermorden mehrere Deutsche und Einheimische. Daraufhin führt die Schutztruppe eine Strafexpedition gegen die Bondelswarts im Süden der Kolonie durch, während dessen Verlauf sich unerwartet Anfang 1904 die Hereros erheben.

Deutsch-Südwest-Afrika, Verteidigung von Hohewarte gegen Hereros
Deutsch-Südwest-Afrika, Verteidigung von Hohewarte gegen Hereros

12. Januar 1904
Beginn des Hereroaufstandes:
Die Kapitäne der Hereros hatten im Norden der Kolonie große Landflächen an Händler und Spekulanten verkauft, die Hereros nutzten diese aber weiter als Weideland für ihre großen Vieherden. Siedler erschossen daraufhin die Rinder der Hereros und immer öfters kam es zu Schießereien zwischen den Hereros und den Einwanderern. Gouverneur Leutwein berichtete dem Kolonialamt in Berlin von den Sorgen und Problemen, aber nichts tat sich. Noch einmal wanden sich „Herero-Großleute“ an den deutschen Gouverneur, mit der Bitte, ein großes Hereroreservat von Otjituepa bis Omitava zu bilden. Schließlich kam zu Plünderungen deutscher Siedlungen und teilweise brutalen Morden an rund 150 deutschen Siedlern, darunter auch 5 Frauen. Auch wurden von den Hereros viele Angehörige des Damara-Volkes ermordet. Anfangs versuchen die Schutztruppen vergeblich den Hereros Herr zu werden; nur 766 deutsche Soldaten standen einigen Tausend gut bewaffneten Kämpfern der Hereros entgegen. Die Hereros gingen sogar in die Offensive, brachten den Deutschen eine Niederlange nach der anderen ein und belagerten bzw. besetzten Ortschaften im Aufstandsgebiet. In Berlin schrillten die Alarmglocken und man stellte eiligst ein Marineexpeditionskorps zusammen.

27. Januar 1904
Hauptmann Franke entsetzt das von den Hereros eingeschlossene Okahandja und am 4. Februar Omaruru.

Victor Franke

Victor Franke

Victor Franke * 21.07.1866 in Zuckmantel in Österreichisch Schlesien, † 07.09 1936 in Hamburg, Kommandeure der Schutztruppe 1914 – 1915

9. Februar 1904
Ein erstes Marineexpeditionskorps landet in Swakopmund. Es dauert jedoch noch ein halbes Jahr bis die Deutschen die Initiative zurückgewinnen können.

August 1904 „Schlacht am Waterberg“ und Niederschlagung des Hereroaufstandes.

1904 – 1908
Die „Hottentotten“ unter Hendrik Witbooi erheben sich (Oktober). Witbooi fällt, sein Nachfolger Simon Copper muss in die Kalahari zurückmarschieren. Gegen ihn geht der Zug des Hauptmanns von Erckert mit seinen Kamelreitern bis tief in die Wüste, wobei Erckert am 16. März 1908 den Tod findet.

1904
Nachdem der Leutnant a. D. Troost vom Auswärtigen Amt die „Konzession zum Betrieb eines öffentlichen, gewerbemäßigen Gütertransportunternehmens mittels Motorwagen in Deutsch-Südwestafrika“ erhalten hat, bringt er zwei Lastzüge nach der Kolonie, die jedoch vollkommen versagen. (Der eine in der Namibwüste stecken gebliebene Wagen neben der Eisenbahnlinie wird vom Volkswitz „Tröster in der Wüste“ benannt.) Die später, erst 1912, vom Gouverneur eingeführten Kraftwagen erwiesen sich ebenfalls, da zu schwer, als ungeeignet. Erst die Truppen der Südafrikanischen Union haben 1914 die richtigen Wagen, leichte Ford, gewählt, die sich bewährten.

2. – 4. Januar 1905
Gefecht bei Groß-Nabas.

Deutsch-Südwest-Afrika, Essenausgabe im Gefangenenlager
Deutsch-Südwest-Afrika, Essenausgabe im Gefangenenlager

1905 – 1907
Gouverneur von Lindequist macht sich um die Hebung der Viehzucht besonders durch Einführung von Karakulrammen aus der Buchara verdient.

20. Oktober 1906
Einführung der Schulpflicht für die Kinder der weißen Bevölkerung im Alter von 6-14 Jahren.

23. März 1907
Die Bondelswarts unterwerfen sich. Der Friede mit den aufständischen Stämmen wird in Ukamas geschlossen.

12. März 1907
Der Reichstag bewilligt die Kosten der Eisenbahn Lüderitzbucht-Keetmannshoop sowie die geforderten Kriegskosten.

31. März 1907
Aufhebung des Kriegszustandes.

1. April 1907
Die Eisenbahn Swakopmund-Windhuk wird wieder von der Zivilverwaltung übernommen.

Deutsch-Südwest-Afrika, Station Kolmanskuppe
Deutsch-Südwest-Afrika, Station Kolmanskuppe

14. Mai 1907
Der Reichstag bewilligt 5 Millionen Mark für die durch den Aufstand geschädigten Siedler.

18. Juli 1907
Beginn der Verschiffung größerer Mengen von Kupfererzen aus Swakopmund.

31. August 1907
Abnahme der Eisenbahnstrecke von Lüderitzbucht bis Aus.

4. Oktober 1907
Verordnung der Reichsregierung über die Einrichtung einer Landespolizei in Deutsch-Südwestafrika.

20. Oktober 1907
Grundsteinlegung des Elisabethhauses in Windhuk.

31. Oktober 1907
Gründung der Deutschen Farmgesellschaft für Südwestafrika 1907 unter Beteiligung der Liebig-Kompagnie.

12. November 1907
Bildung einer Deutsch-Südwestafrikanischen Züchtereigenossenschaft in Omaruru.

8. Dezember 1907
Gründung des Farmerbundes.

Deutsch-Südwest-Afrika, Bagger-Kolmmannskop Diamond Mines Ltd.
Deutsch-Südwest-Afrika, Bagger-Kolmannskop Diamond Mines Ltd.

April 1908
Erste Diamantfunde in Lüderitzbucht, im Juni Diamantfunde bei Kolmanskop.

1908
Fertigstellung der Bahn Lüderitzbucht-Seeheim-Keetmannshoop-Seeheim-Kalkfontein (545 km).

1908 – 1910
Hauptmann Streitwolf (kaiserlicher Resident des Caprivizipfels) unternimmt im Auftrag des damaligen Gouverneurs von Schuckmann eine Expedition durch den Caprivizipfel.

28. Januar 1909
Veröffentlichung der deutschen Regierung über die Selbstverwaltung in Deutsch-Südwestafrika.

28. Mai 1909
Erster Farmertag in Windhuk, am nächsten Tage wird die erste 1909 Landesausstellung eröffnet.

1910
Der Frauenbund der Deutschen Kolonialgesellschaft eröffnet in Keetmanshoop das Heimathaus, in dem auch eingewanderte Mädchen bis zur Erlangung einer Stellung Aufnahme finden.

Deutsch-Südwest-Afrika, Khau-Gebirge
Deutsch-Südwest-Afrika, Khau-Gebirge

Dezember 1911
Eröffnung des Betriebes der Eisenbahn Keetmanshoop-Windhuk (Karibib). (697 km.)

4. Februar 1912
Die Küstenfunkstation in Swakopmund und etwas später, am 3. Juni, eine solche in Lüderitzbucht, werden in Dienst gestellt. Der Bau der Großfunkstation Windhuk wird erst einige Tage nach Beginn des Weltkrieges fertig gestellt. (Letztere stand mit der Funkstation Kamina in Togo und Nauen in Verbindung.)

27. Mai 1913
Errichtung eines Landwirtschaftsrates.

9. Juni 1913
Gründung der Landwirtschaftsbank für Deutsch-Südwestafrika

14. August 1913
Die Ausgabe deutsch-südwestafrikanischer Hypothekenpfandbriefe wird genehmigt.

22 August 1913
Eröffnung des Johanniterkrankenhauses in Keetmanshoop.

9. September 1913
Einführung der Kaiserlichen Bergwerksverordnung von 1905 im Gebiete der Kaokoland- und Minengesellschaft.

24. September 1913
Gründung einer Fleischverwertungsgesellschaft in Okahandja.

Deutsch-Südwest-Afrika, Lüderitzbucht
Deutsch-Südwest-Afrika, Lüderitzbucht

27. November 1913
Gründung einer Genossenschaftsbank für den Norden in Omaruru.

1914
Eröffnung des Elisabethhauses (Wöchnerinnenheim) in Grootfontein.

5. Januar 1914
Eröffnung des Erholungsheims in Swakopmund.

21. Februar 1914
Verordnung zum Wehrgesetz für die Deutsche Schutztruppe. Wehrfähige Reichsangehörige, die sich dauernd im Schutzgebiet aufhalten, sind verpflichtet, ihre Dienstpflicht bei der Schutztruppe zu erfüllen.

22. Februar 1914
Studienreise des Professors Fritz Jaeger zur Erforschung der Etoschapfanne und des Kaokofeldes.

Juni 1914
Die ersten zwei Flugzeuge im Schutzgebiet sollen der Postbeförderung dienen.

Deutsch-Südwest-Afrika, S.M.S. Straßburg im Hafen Lüderitzbucht
Deutsch-Südwest-Afrika, S.M.S. Straßburg im Hafen Lüderitzbucht (1914)

4./5. August 1914
Die Kriegserklärung Englands an Deutschland wird über Lome in Togo nach Lüderitzbucht übermittelt; am 6. August wird diese Nachricht von Nauen aus direkt funkentelegrafisch bestätigt und gleichzeitig der Belagerungszustand vom Gouverneur Dr. Seitz erklärt. Am 7. August erfolgt die allgemeine Mobilmachung im Schutzgebiet.

8. und 13. August 1914
Die Küstenfunkstationen Lüderitzbucht und Swakopmund werden abgebrochen.

2. September 1914
Erstes Patrouillengefecht bei Beenbreck.

9. September 1914
Die Regierung der Südafrikanischen Union beschließt nach Überwindung innerer Widerstände den Krieg gegen Deutsch-Südwestafrika. Am 13. September überfallen Unionsstreitkräfte die deutsche Polizeistation Ramansdrift und beginnen damit die Feindseligkeiten.

10. September 1914
Die Deutschen besetzen die Walfischbai.

18. September 1914
Die Lüderitzbucht wird von den Unionstruppen besetzt. Vier Tage 1914 später werden die ersten deutschen Männer in das „concentration camp“ (Konzentrationslager) bei Pretoria, später in das von Pietermaritzburg abtransportiert; im Oktober folgen dorthin Frauen und Kinder.

Deutsch-Südwest-Afrika, Blick in die Moltkestraße, Swakopmund
Deutsch-Südwest-Afrika, Blick in die Moltkestraße, Swakopmund

23. September 1914
Eine deutsche Kolonne dringt nach Überschreitung des Oranje über Unionsgebiet gegen Ramansdrift vor.

23. und 24. September und 30. Oktober 1914
Beschießung von Swakopmund durch englische Hilfskreuzer.

26. September 1914
Der Kommandeur der Schutztruppe, Oberstleutnant von Heydebreck, vernichtet in dem Gefecht von Sandfontein 8 feindliche Schwadronen und nimmt 15 Offiziere und 200 Mann gefangen.

Oktober 1914
Bis Anfang Oktober haben die Truppen der Union an der Küste Lüderitzbucht, im Süden Ramansdrift und im Caprivizipfel Schuckmannsburg besetzt.

9. Oktober 1914
Das erste Gefecht des Burenfreikorps unter Kommandant de Wet bei van Rooisvley. Als am 8. September die Mobilmachung in der Südafrikanischen Union angeordnet wird, billigt ein kleiner Teil der Buren das Eingreifen der Regierung Bothas in den Weltkrieg nicht und greift zu den Waffen. Die Aufständigen gehen zum Teil über den Oranje nach Deutsch-Südwestafrika, wo sie sich zu einem Freikorps zusammenschließen. Der Rest der aufständischen Buren kämpft in der Union weiter. Das letzte Gefecht findet am 24. Januar 1915 bei Upington statt. General Maritz führt die Abteilungen Maritz, Kemp, Stadler.

Deutsch-Südwest-Afrika, Truppen-Garten, Windhuk
Deutsch-Südwest-Afrika, Truppen-Garten, Windhuk

12. November 1914
Der Kommandeur der Schutztruppe, Oberstleutnant von Heydebreck, wird bei der Explosion von Gewehrgranaten am 9. November in Kalkfontein-Süd schwer verwundet und erliegt den Verletzungen. Sein Nachfolger im Kommando ist der Major und spätere Oberstleutnant Franke.

18. Dezember 1914
Im Oktober besuchen der Bezirksamtmann Dr. Schultze, Jena, und die Leutnants Loesch und Roeder auf Einladung des Kommandanten das im Ovamboland an der Grenze Angolas und Deutsch-Südwestafrikas gelegene portugiesische Fort Naulila und werden dort hinterlistig getötet, obwohl sich Portugal nicht im Krieg mit Deutschland befindet. Zur Vergeltung erstürmt Hauptmann Weiß (mit Leutnant Bieder) an der Spitze seiner 6. Kompanie und mit Teilen der 2. Batterie Fort Naulila im Ovamboland.

11. Februar 1915
General Botha übernimmt den Oberbefehl über die Unionstruppen, von denen eine Abteilung bereits am 25. Dezember in Walfischbai gelandet war.

20. März 1915
Die Gefechte bei Pforte-Jakalswater-Riet veranlassen die Schutztruppe, die Räumung des Südens einzuleiten.

7. April 1915
Die Landesmitte und Windhuk werden geräumt.

Deutsch-Südwest-Afrika, Kriegerdenkmal Swakopmund
Deutsch-Südwest-Afrika, Kriegerdenkmal Swakopmund

5. Mai 1915
Die einzelnen Abteilungen der Schutztruppe müssen ständig verlustreiche Rückzugsgefechte gegen einen weit überlegeneren Feind bestehen. Der Oberkommandierende, General Botha, zieht in Karibib ein. Gouverneur Dr. Seitz verlegt seinen Sitz von Windhuk nach Grootfontein. Windhuk muss am 12. Mai durch die Stadtverwaltung dem Feinde übergeben werden.

21. Mai 1915 Einzelnen Abteilungen der Schutztruppe leisten weiterhin Widerstand. Die Hauptkräfte der Schutztruppe versammeln sich zwischen Kalkfeld und Waterberg. Die zwischen dem Gouverneur und General Botha an der Giftkuppe stattfindende Unterredung verläuft ergebnislos.

Deutsch-Südwest-Afrika, Heliographen-Station
Deutsch-Südwest-Afrika, Heliographen-Station

19. Juni 1915
Unionstruppen (etwa 35.000 Mann, ihre Gesamtzahl beträgt 60.000) treten von der Staatsbahn aus den Vormarsch nach Norden an. Der Rest der Schutztruppe zieht sich auf die vorbereitete Stellung bei km 514 der Otavibahn zurück und trifft am 26. in Otavi ein.

1. Juli 1915
Rückzugsgefecht bei Otavifontein (800 Deutsche gegen 8000 Unionssoldaten).

6. Juli 1915
Die während des Krieges im Norden errichtete Funkstation Tsumeb muss übergeben werden. Der Rest der Schutztruppe versammelt sich in Khorab.

9. Juli 1915
Bei km 500 der Otavibahn wird der Waffenstillstandsvertrag mit den für die Schutztruppe ehrenvollen Übergabebestimmungen von Dr. Seitz, Oberstleutnant Franke und General Botha unterzeichnet.

Deutsch-Südwest-Afrika, Militärbegräbnis
Deutsch-Südwest-Afrika, Militärbegräbnis

16. August 1915
Ganz Deutsch-Südwestafrika wird von der Südafrikanischen Union besetzt. Der Caprivizipfel wurde bereits 1914 von Großbritannien annektiert war bis 1929 Teil der britischen Kolonie Betschuanaland, dem heutigen Botswana.

Anfang 1919
Die Reichspost in Berlin gibt am Sammlerschalter die letzten Deutsch-Südwest-Afrika-Briefmarken aus.

28. Juni 1919
Das Deutsche Reich verliert mit dem Versailler Vertrag nun auch völkerrechtlich die Kolonie. Südwestafrika wird Mandatsgebiet des Völkerbundes unter südafrikanischer Verwaltung. Der Versailler Vertrag (Artikel 119) erlaubt den Engländern, mehr als 6000 Deutsche auszuweisen. Nach 1920, als die Südafrikanische Union das Mandat übernahm, erfolgten keine weiteren Ausweisungen.

November 1919
Die deutschen Beamten werden ausgewiesen. Der Ausweisungsbefehl lautet wörtlich: „Offiziere, Verbrecher und Beamte werden nach Deutschland abtransportiert“ Der Abtransport geschieht dementsprechend in unwürdigster Weise.

Deutsch-Südwest-Afrika, Telephon im Felde
Deutsch-Südwest-Afrika, Telephon im Felde

10. Januar 1920
Der Versailler Vertrag tritt in Kraft. Übertragung des Völkerbundsmandats für Deutsch-Südwestafrika an die Südafrikanische Union.

1923
Im „Londoner Abkommen“ zwischen Großbritannien und Deutschland wird das Heimatrecht der deutschen Siedler garantiert.

27. Oktober 1966
Die Vereinten Nationen entziehen Südafrika das Mandat. Beginn des Kriegs zwischen SWAPO und südafrikanischen Truppen.

Süd-West_Afrika, 100 Jahre Deutsche Besetzung
Süd-West-Afrika, Ersttagsbrief mit Sondermarken: 100 Jahre Deutsche Besetzung, 1984

21. März 1990
Verabschiedung der Verfassung; Wahl Sam Nujomas zum Präsidenten. Namibia wird unabhängig.

Am 1. März 1994 übergab die Republik Südafrika sowohl das Gebiet der Walfischbucht als auch die Pinguininseln an die Republik Namibia.

Quellenhinweise:

  • „Die Kämpfe der deutschen Truppen in Südwestafrika – Auf Grund amtlichen Material bearbeitet von der Kriegsgeschichtlichen Abteilung I des Großen Generalstabes“ Enst Siegfried Mittler und Sohn Berlin 1906 Band I und II.
  • „Deutschlands Kolonien“ von Rochus Schmidt Verlag des Vereins der Bücherfreunde Schall & Grund 1898
  • „Großes Lehrbuch der Geographie“ E. von Seydlitz, Königliche Universitäts- und Verlagsbuchhandlung Breslau 1902
  • „Harms Vaterländische Erdkunde“ 7. Auflage Braunschweig und Leipzig Hellmuth Wollermann 1906
  • „Konversationslexikon“, Leipzig und Wien 1909
  • „Die deutschen Kolonien“ Geographie, E. von Seydlitz – Königliche Universitäts- und Verlagsbuchhandlung Breslau 1910
  • „Deutschlands Kolonien“ von W. Scheel Verlagsanstalt für Farbfotographie Weller & Hüttich 1912
  • „Die deutschen Kolonien“ Herausgegeben von Kurd Schwabe Nationalausgabe – Band I/II 1914
  • „Deutsches Kolonial-Lexikon“ Leipzig 1920
  • „Der Kampf um unsere Schutzgebiete – Unsere Kolonien einst und jetzt“ von P. Jos. M. Abs Düsseldorf 1926
  • zeitgenössische Postkarten mit ihren originalen Bildunterschriften.
Im Sinne der Wiederherstellung des Deutschen Reiches aus https://deutsche-schutzgebiete.de/wordpress/kolonien-blog/ am 03.03.2020 entnommen.



Deutsch-Ostafrika

Deutsch-Ost-Afrika, Strand in Lindi

Deutsch-Ostafrika

Verwaltungszentrum Daressalam

Deutsche Kolonie von 1885 bis 1919

Gruß aus Dar-es-Salam - Haus des Gouverneurs - Postgebäude - Reichkommissar von Wissmann und Generalmajor von Liebert
Gruß aus Dar-es-Salam – Haus des Gouverneurs – Postgebäude – Reichkommissar von Wissmann und Generalmajor von Liebert

Deutsch-Ostafrika

Wappen:

Deutsch-Ostafrika, Wappen (Entwurf)
Deutsch-Ostafrika, Wappen (Entwurf)

Größe:

Mit den dazu gehörigen Wasserflächen 995.000 km² (= 2 x Deutsches Reich).

Deutsch-Ostafrika, Landkarte 1912
Deutsch-Ostafrika, Landkarte 1912
Deutsch-Ostafrika, Landkarte 1919
Deutsch-Ostafrika, Landkarte 1919

Reichskommissare und Gouverneure:

  • 27.05.1885 – 08.02.1888 Dr. Carl Peters, Reichskommissar (1856 – 1918)
  • 08.02.1888 – 21.02.1891 Herrmann von Wissmann, Reichskommissar (1853 – 1905)
  • 14.02.1891 – 15.09.1893 Julius Freiherr von Soden, Gouverneur (1846 – 1921)
  • 15.09.1893 – 26.04.1895 Friedrich Radbod Freiherr von Scheele, Gouverneur (1847 – 1904)
  • 26.04.1895 – 03.12.1896 Herrmann von Wissmann, Gouverneur, s.o.
  • 03.12.1896 – 12.03.1901 Eduard von Liebert, Gouverneur (1850 – 1934)
  • 12.03.1901 – 15.04.1906 Gustav Adolf Graf von Götzen, Gouverneur (1866 – 1910)
  • 15.04.1906 – 22.04.1912 Georg Albrecht Freiherr von Rechenberg, Gouverneur (1861 – 1935)
  • 22.04.1912 – 14.11.1918 Dr. Albert Heinrich Schnee, Gouverneur (1871 – 1949)
Deutsch-Ostafrika, Daressaalam, Blick auf den Hafen, Kaiserstraße, Kaiser Wilhelm-Denkmal
Deutsch-Ostafrika, Daressaalam, Blick auf den Hafen, Kaiserstraße, Kaiser Wilhelm-Denkmal

Bevölkerung:

Mehr als 4 Millionen Einwohner. Wesentlichster Bestandteil sind die Bantu. Die Bantu des südlichen Teils des Schutzgebietes sind den Sulus verwandt. In den Steppen des Nordens bis in die Mitte des Schutzgebietes wohnen die republikanisch organisierten, von Norden eingedrungenen Massais (Hamiten mit der Sprache der Nilotischen Völker). Im Nordwesten, zwischen Victoria- und Tanganyika-See wohnen als herrschende Klasse inmitten von Bantu die hamitischen Wahuma oder Watussi. Zu den Sulustämmen des Südens gehören die monarchisch organisierten Wahehe (im Flussgebiet des Rufiyi) und die Mafiti, beide Stämme sind von Süden eingedrungen. Ein Mischvolk von Arabern und Eingeborenen sind die Suaheli. Neben den Eingeborenen wohnen an der Küste: Araber (Maskat- und Schihiriaraber), Beludschen, Inder, Parsi, Goanesen, Syrer, Ägypter, Türken, Europäer: 922, darunter 678 Deutsche.

Gruss aus Deutsch-Ost-Afrika
Gruss aus Deutsch-Ost-Afrika

Schutztruppe:

Am 1. April 1897: 2139 Mann, davon 1694 eigentliche Truppe, 445 Landespolizei. November 1896 gab es 41 Offiziere, 17 Ärzte, 119 Zahlmeister, Unteroffiziere etc., 10 farbige Offiziere, 123 farbige Unteroffiziere, 1694 reguläre und 238 irreguläre Askaris.

Exzellenz Staatssekretär Dernburg die Ehrenkompanie abschreitend, Dar-es-Salaam 1908, Deutsch-Ost-Afrika
Exzellenz Staatssekretär Dernburg die Ehrenkompanie abschreitend, Dar-es-Salaam 1908, Deutsch-Ost-Afrika

Kommandeure der Schutztruppe:

  • 01.04.1891 – 17.08.1891 Leutnant von Zelewski (1854 – 1891)
  • 1892 – 1893 Stelle nicht besetzt
  • 23.10.1893 – 25.03.1895 Oberst Freiherr von Scheele (1847 – 1904)
  • 25.05.1895 – 17.08.1897 Oberstleutnant von Trotha (1848 – 1920)
  • 22.09.1897 – 12.03.1901 Generalmajor von Liebert (1897 – 1901)
  • 12.03.1901 – 14.04.1906 Major Graf von Götzen (1866 – 1910)
  • 28.05.1907 – 13.04.1914 Oberstleutnant Kurt Freiherr von Schleinitz (1859 – 1928)
  • 1914 – 1918 Oberstleutnant Paul von Lettow-Vorbeck (1870 – 1964)
Deutsch-Ost-Afrika, Kaiserliches Bezirksamt in Dar-es-Salaam
Deutsch-Ost-Afrika, Kaiserliches Bezirksamt in Dar-es-Salaam

Regierungssitz:

Dar-es-Ssalam.

Daressalam, Stadtplan Hafen und Ort, 1910
Daressalam, Stadtplan Hafen und Ort, 1910

Das deutsche Schutzgebiet gliedert sich in 22 Bezirke: Kilimandscharo, West-Usambara, Tanga, Pangani, Saa-dani, Bagamoyo, Dar-es-Ssalam, Kissakki, Kilossa, Mpapwa, Kilimatinde, Tabora, Mwansa‚ Bukoba, Udjidji, Ukonongo, Iringa, Langenburg, Magwangwara, Kilwa, Lindi und Mikindani.

Deutsch-Ostafrika, Dar-es-Salaam, Kaiser Wilhelm-Denkmal und das Kaiserliche Bezirks-Amt
Deutsch-Ostafrika, Dar-es-Salaam, Kaiser Wilhelm-Denkmal und das Kaiserliche Bezirks-Amt

Stationen:

Von Norden nach Süden und Westen nach Osten geordnet.

  • Schutztruppe: Dar-es-Ssalam, Bukoba, Mwansa, Moshi, Marangu, Udjidji, Tabora, matinde, Pangani, Iringa, Mpapwa, Kilossa, Malangali, Kalinga, Dwangire, Ssongea.
  • Polizeitruppe: Kisswani, Wilhelmsthal, Masinde, Tanga (Ausgangspunkt der bis Muhesa fertiggestellten Eisenbahn nach Korogwe), Pangani, Saadani, Kissakki, Bagamoyo, Dar-es-Ssalam, Langenburg, Bari- kiwa in Donde, Kilwa, Lindi, Mikindani.
Deutsch-Ostafrika, Tanga, Boma, Bahnhof, D.O.A.G.
Deutsch-Ostafrika, Tanga, Boma, Bahnhof, D.O.A.G.

Briefmarken:

Die Deutsche Post ist seit dem 4. Oktober 1890 in Deutsch-Ostafrika vertreten. Kurze Zeit waren deutsche Postämter auch in Lamu (Stempel: LAMU – OSTAFRIKA) und Sansibar (Stempel: ZANZIBAR KAISERL DEUTSCHE POSTAGENTUR) in Betrieb. In Deutsch-Ostafrika wurden zunächst die Briefmarken (Adlerausgabe) der Reichspost verwendet und sind nur an den entsprechenden Stempeln (DAR-ES-SALAAM und TANGA) erkennbar. Das Schutzgebiet selbst gehörte seit 1891 dem Weltpostverein an. 1893 wurden Marken der Adlerausgabe mit Aufdruck in ostafrikanischer Pesa-Währung verwendet. Ab 1901 wurden eigene Briefmarken mit der Kaiserlichen Jacht Hohenzollern als Motiv zur Ausgabe gebracht.

Deutsch-Ostafrika 2 Pesa, 1893
Deutsch-Ostafrika 2 Pesa, 1893
Deutsch-Ostafrika 10 Pesa, 1893
Deutsch-Ostafrika 10 Pesa, 1893
Deutsch-Ostafrika 10 Pesa, 1893
Deutsch-Ostafrika 10 Pesa, 1893
Deutsch-Ostafrika 2 Pesa, 1896
Deutsch-Ostafrika 2 Pesa, 1896
Deutsch-Ostafrika 5 Pesa, 1896
Deutsch-Ostafrika 5 Pesa, 1896
Deutsch-Ostafrika 10 Pesa, 1896
Deutsch-Ostafrika 10 Pesa, 1896
Deutsch-Ostafrika 30 Heller, 1905
Deutsch-Ostafrika 30 Heller, 1905
Deutsch-Ostafrika 60 Heller, 1905
Deutsch-Ostafrika 60 Heller, 1905
Deutsch-Ostafrika 3 Rupien, 1905
Deutsch-Ostafrika 3 Rupien, 1905

Handel:

Ausgeführt werden unbearbeitetes Elfenbein, roher Kautschuk, Sesam, Kopal, fossiles und Baumharz, Kokosnüsse, Matten, einheimische Bauhölzer, Hörner, Kopra, Kaffee, Tee, Kakao, Flusspferdzähne, Tabak etc. Gesamtwert der Ausfuhr 1897: 3.736.197 Rupien oder 5.146.611 Mark und 36 Pfennig.

 

Deutsche Ost-Afrika-Linie Hamburg
Deutsche Ost-Afrika-Linie Hamburg

Eingeführt werden Baumwollwaren, geschälter Reis, Eisen und Eisenwaren, Wein, Mtama und Mawele, Butter, Schmalz, Käse, Schinken, Speck, Fleisch, Bier, Mineralöl, Gemüse und Obst, Mehl, Tabak, Spirituosen etc. Wert der Einfuhr 1897: 6.840.781 Rupien oder 9.423.106 Mark und 95 Pfennig.

Deutsch-Ost-Afrika, Zollhafen in Daressalam
Deutsch-Ost-Afrika, Zollhafen in Daressalam

Währung:

  • 1 Rupie = 64 Pesa
  • 1 Rupie = 100 Heller (ab 1905)

Kurs: 1 Rupie ≈ 1,33 Mark

Münzen und Banknoten in Deutsch-Ostafrika

Deutsch-Ostafrika 1 Rupie, 1906
Deutsch-Ostafrika 1 Rupie, 1906
Deutsch-Ostafrikanische Bank 5 Rupien, 1905
Deutsch-Ostafrikanische Bank 5 Rupien, 1905

Bodengestaltung:

Deutsch-Ostafrika ist ein Teil des sich von Abessinien bis Kapstadt erstreckenden Hochplateaus; dasselbe, vom Indischen Ozean landeinwärts ansteigend, gliedert sich durch mehrere meridional verlaufende Längsspalten (Gräben) und erhebt sich im Schutzgebiet zu einer Höhe von 1000—1500 m und darüber. An der Nordgrenze der doppelgipflige Kilimandscharo (westliche Spitze: Kibo, nach Dr. H. Meyer 6010 m, nach von Höhnel 6130 m, östliche Spitze: Mawensi, nach Dr. H. Meyer 5300 m, nach von Höhnel 5545 m) bedeckt eine Fläche von 3770 km² oder 67 deutschen Qudratmeilen.

Deutsch-Ost-Afrika, Masama, Deutsche Siedler am Kilimandscharo
Deutsch-Ost-Afrika, Masama, Deutsche Siedler am Kilimandscharo

Dem Kilimandscharo zunächst zur Linken des Pangani, das nach Westen steil abfallende Paregebirge, östlich davon nahe der Küste das Handeigebirge (Kaffeeplantagen). Als Fortsetzung des Paregebirges erscheint auf dem rechten Panganiufer die Terrasse von Useguha. Mit dem Gebirge von Nguru beginnt das durch Ussagara und Uhehe bis zum Nassa in einem Bogen sich fortsetzende, dem Lauf der Küste folgende Randgebirge. Auf der Grenze zwischen Ussagara und Uhehe die Rubeho-Berge. In den Nyassabergen Gipfel von 3000 m, am Nordostende des Nyassa das Livingstonegebirge.

Deutsch-Ost-Afrika, Usaa, Kirche und Schulhaus am Kilimandscharo
Deutsch-Ost-Afrika, Usaa, Kirche und Schulhaus am Kilimandscharo

Bewässerung: Das Hochplateau im Innern ist wasserarm. In den Indischen Ozean (in der Reihenfolge von Norden nach Süden) ergießen sich folgende Flüsse: der Umba. (Grenzfluss im Norden, der Pangani (Quelle auf dem Kilimandscharo), der Wami und Kingani münden Sansibar gegenüber, der Rufidji (mit dem Ulanga und Ruaha, am Ausfluss des Rufidji die Insel Mafia), der Ruvuma, Grenzfluss im Süden, entspringt auf den Nyassabergen. In den Tanganyika-See fließt der Mlagarassi, in den Victoria—Nyansa der Kagera, der südlichste Quellfluss des Nils, dessen Quellen (1899) noch nicht festgestellt sind.

Deutsch-Ost-Afrika, Strand in Lindi
Deutsch-Ost-Afrika, Strand in Lindi

Zum Teil zum deutschen Schutzgebiet gehören die drei Süßwasserseen Afrikas: der Victoria—Nyansa (1180 m über dem Meeresspiegel, 66.000 km² groß = Königreich Bayern), der Tanganyika (880 m über dem Meeresspiegel, 35.000 km² groß = Provinz Ostpreußen), der Nyassa-See (500 m über dem Meeresspiegel, 27.000 km² groß = Provinz Westpreußen).

Westlich vom Kilimandscharo befinden sich der Guassonyiro-, der Eyassi- und der Manyara—See. Der nordwestlich vom Nyassa befindliche lewa-See liegt 780 m hoch und bildet ein abflussloses Becken, das augenblicklich fast ganz ausgetrocknet ist.

Deutsch-Ostafrika, Hütte der Konde
Deutsch-Ostafrika, Hütte der Konde

Klima:

Deutsch-Ostafrika gehört in seiner ganzen Ausdehnung der tropischen Zone an. Vom Mai bis September weht der Südwestpassat, vom Dezember bis März der Nordostpassat. Die Winde tragen die Feuchtigkeit über das Festland und bestimmen die Regen- und Trockenzeit. Im Innern wechselt eine durchschnittlich 6 Monate währende Regenzeit mit einer ebenso langen Trockenzeit ab.

An der Küste tritt nach den Regenzeiten (Ende Dezember bzw. Ende April) eine kühle Periode ein, in welcher die Temperatur des Nachts auf 10° C sinkt, während sie bei Tage 35° C und mehr beträgt.

Deutsch-Ostafrika, Missionsschule, Dschagga-Kinder
Deutsch-Ostafrika, Missionsschule, Dschagga-Kinder

Geschichte:

16. September 1884
Ausschusssitzung der Gesellschaft für deutsche Kolonisation in Berlin, in welcher Dr. Carl Peters den Auftrag erhält, nach Afrika zu reisen, um Land für die Gesellschaft zu erwerben. Als Begleiter werden Dr. jur. Jühlke und Graf J. Pfeil ausersehen. Bald darauf reisen die drei Herren nach Sansibar ab, jedoch versuchen sie, das Ziel ihrer Reise zu tarnen, um die Engländer nicht frühzeitig auf ihr Vorhaben aufmerksam zu machen.

Carl Peters

Carl Peters

* 27.09.1856 Neuhaus an der Elbe, † 10.09.1918 Bad Harzburg. Dr. Carl Peter gilt als der Begründer der Kolonie Deutsch-Ostafrika. 1897 wurde er wegen verschiedener ihm zur Last gelegten Grausamkeiten gegen Einheimische zur Dienstentlassung verurteilt.

8. November 1884
Der deutsche Konsul William Oswald in Sansibar teilt Dr. Carl Peters mit, dass ihn die deutsche Regierung in einem Erlass angewiesen habe, dem p. p. Peters, wenn er wirklich in Sansibar eintreffen sollte, zu eröffnen, dass er dort weder Anspruch auf Reichsschutz für seine Kolonie, noch Garantie für sein eigenes Leben haben könne.

10. November 1884
Dr. Carl Peters landet mit seinen Begleitern Jühlke und Pfeil in Sadani an der Küste Ostafrikas.

10. November und 17. Dezember 1884
Dr. Carl Peters schließt in Begleitung von Dr. Jühlke und Graf Pfeil mit den Stammesführern des Hinterlandes von Sadani und Bagamoyo in Ostafrika Verträge (Carl Peters Vertrag) ab, die neben der Flaggenhissung die Rechtsgrundlage zur späteren Übernahme der Schutzherrschaft durch das Reich abgeben. Es sind die Landstriche zwischen Pangani und Kingani in einem Umfang, der dem Süddeutschlands etwa gleichkommt. Außerdem lässt sich Dr. Peters von dem Agenten des Sultans von Sansibar, Said Bargash, bestätigen, dass der Sultan in diesen Gebieten, speziell in Nguru und Usagara, keine Oberhoheit und Schutzrechte besitzt (26. November 1884). Am 17. Dezember ist die Expedition bereits zu Ende und Dr. Peters trifft am 5. Februar 1885 wieder in Berlin ein. Die Unkosten betragen nicht ganz 2000 Mark.

Dr. Karl Jühlke, Dr. Carl Peters, Joachim Graf Pfeil in Berlin 1884
Dr. Karl Jühlke, Dr. Carl Peters, Joachim Graf Pfeil in Berlin 1884

1884
Carl Peters schließt mit Sultan Usagara einen Schutzvertrag.

12. Februar 1885
Der Ausschuss der Gesellschaft für deutsche Kolonisation beschließt, ein Direktorium auf 15 Jahre zu ernennen. Mitglieder sind Dr. Peters, Graf Behr, Hofgartendirektor Jühlke, Dr. Lange und Konsul Roghe. Auf Antrag von Dr. Peters wird eine eigene Flagge angenommen. Die Flagge wurde von dem damaligen Sekretär der Gesellschaft und späteren Hauptmann A. Leue entworfen.

Flagge der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft
Flagge der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft

27. Februar 1885
Kaiser Wilhelm I. unterzeichnet den Schutzbrief für die ostafrikanischen Erwerbungen der „Gesellschaft für deutsche Kolonisation“.

2. April 1885
Die „Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft, Carl Peters und Genossen“ wird in das Handelsregister Berlin eingetragen.

Am 9. April erhält Dr. Peters Generalvollmacht von der Gesellschaft. A. Leue wird Sekretär; Dr. Jühlke ist in Sansibar Vertreter der Gesellschaft und wird vom Reichskanzler mit der Ausübung der Gerichtsbarkeit im Schutzgebiet beauftragt. Man plant dieses zu erweitern vom Kap Guardafui bis zum Rovuma, von den Komoren bis nach Madagaskar. Es werden zum Zwecke der Landerwerbung elf Expeditionen hinausgeschickt.

Postkutsche in Deutsch-Ost-Afrika
Postkutsche in Deutsch-Ost-Afrika

8. April 1885
Clemens Dehnhardt schließt in Gegenwart seines jüngeren Bruders Gustav und des Landwirtes Schunke einen Schutz- und Landkaufvertrag mit dem Sultan Achmed (genannt Simba = der Löwe) von Witu ab, durch den sich der Sultan von Witu unter die Schutzherrschaft des Deutschen Reiches (Deutsch-Witu) stellt und gleichzeitig Clemens Dehnhardt als seinen Bevollmächtigten ernennt. Unabhängig hiervon erwirbt Clemens Dehnhardt für die Witu-Gesellschaft durch Kauf ein Landgebiet von 25 qkm Umfang. Kaufpreis: 50 Gewehre, Tuch, Glasperlen und einige 1000 Maria-Theresien-Taler. Das Sultanat Witu war ungefähr zwei Drittel so groß wie das damalige Deutsche Reich.

27. Mai 1885
Bismarck teilt telegrafisch dem Generalkonsul Gerhard Rohlfs in Sansibar mit, dass das Deutsche Reich das Anerbieten des Sultans Achmed von Witu in Ostafrika, sein Land unter die deutsche Schutzherrschaft vorbehaltlich der Rechte Dritter zu stellen, an nimmt.

Deutsch-Witu, Landkarte
Deutsch-Witu, Landkarte

7. August 1885
Ein deutsches Flottengeschwader unter Konteradmiral Knorr erscheint vor Sansibar, da der Sultan den Deutschen Probleme bereitet, wobei er von England unterstützt wird. Sir John Kirk, englischer Konsul in Sansibar, ist Gegenspieler von Carl Peters.

1. November 1886
Deutsch-englischer Vertrag über die gegenseitigen Interessengrenzen in Sansibar und Ostafrika.

24. November 1886
Gründung der Deutsch-Ostafrikanischen Plantagengesellschaft Lewa durch die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft. Nachdem Versuche mit Tabakbau misslungen sind, wird mit Erfolg Kautschuk (Manihot Glac.) gepflanzt. Diese älteste Pflanzung (Leiter der Sumatrapflanzer Köhler) wird 1910 an eine englische Gesellschaft verkauft.

Unsere Marine. Du kennst mein Herz noch lange nicht!
Unsere Marine. Du kennst mein Herz noch lange nicht!

30. Dezember 1886
Festlegung der deutsch-portugiesischen Grenze. (Heutige Grenze zwischen Tansania und Mozambique.)

30. Juli 1887
Vertrag zwischen Sultan Said Bargash und Carl Peters als Vertreter der DOAG, welche am 26. Februar 1886 mit Karl von der Heydt als Vorsitzenden neu konstituiert war. Durch diesen Vertrag wird Peters die ganze Küste vom Umba bis zum Rovuma zwecks Weiterübertragung an die DOAG überlassen. 1888 scheidet Peters aus der DOAG-Leitung aus und unternimmt am 17. Juni 1889 die Emin-Pascha-Expedition (bis 6. Juli 1890).

Unsere Marine. Fahr mich hinüber schöner Schiffer!
Unsere Marine. Fahr mich hinüber schöner Schiffer!

28. April 1888
Die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft schließt mit dem Sultan von Sansibar einen Vertrag ab, nach welchem sie einen 10 Meilen breiten Streifen an der ostafrikanischen Küste von ihm pachtet.

2. Dezember 1888
Bismarck entschließt sich zu einer weiteren Hilfeleistung der bedrängten Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft. Es wird unter Mitwirkung eines englischen Geschwaders die Blockade gegen Waffeneinfuhr und Sklavenausfuhr über die ostafrikanische Küste verhängt.

Hermann von Wissmann
Hermann von Wissmann

Dezember 1888
Der so genannte „Araberaufstand“ unter Führung von Buschiri bricht aus.

2. Februar 1889
Veröffentlichung im Reichsgesetzblatt: „Der Reichskanzler wird ermächtigt, für Maßregeln zur Unterdrückung des Sklavenhandels und zum Schutz der deutschen Interessen in Ostafrika über eine Summe von zwei Millionen Mark zu verfügen und die Ausführung der erforderlichen Maßregeln einem Reichskommissar zu übertragen.

3. Februar 1889
Hauptmann Hermann Wissmann, welcher bereits seit dem 1. Januar dem Auswärtigen Amt zugeteilt war, wird zum Reichskommissar ernannt.

Hermann von Wissmann

Hermann von Wissmann

Reichskommissar 1888 – 1891, Gouverneure 1895 – 1896, * 04.09.1853 in Frankfurt/Oder, † 15.06.1905 in Weißenbach bei Liezen

8. Februar 1889
Bildung eines Stabes mit Wissmann als Kommandanten an der Spitze. Am 15. Februar tritt Wissmann die Ausreise an. Er begibt sich nach Ägypten zur Anwerbung von 650 Sudanesen, die um 350 Mann aus Mozambique verstärkt werden. Am 19. Februar wird die Kaiserliche Verordnung zur Bildung einer Polizeitruppe in Ostafrika erlassen.

1889/90
Die militärischen Operationen gegen die Aufständischen unter Buschiri und Banaheri beginnen. Am 8. Mai 1889 wird deren Lager erstürmt. Nachdem Buschiri bereits im Dezember 1889 gefangen und zu Tode verurteilt und auch Banaheri geschlagen wurde, ist die „Ruhe“ im Norden des Schutzgebietes wiederhergestellt.

Zanzibar, Askaritruppe
Zanzibar, Askaritruppe

Mai 1889
Bismarck teilt nach London mit, dass Dr. Peters, der in der Zeit von 1888 bis 1889 noch weitere Verträge mit eingeborenen Sultanen und Häuptlingen abgeschlossen bzw. dieselben veranlasst hatte, bereits mit England abgeschlossene Verträge zugunsten des Reiches rückgängig zu machen, ohne Auftrag der Regierung handele. Dies wird Dr. Peters in Sansibar mitgeteilt. Bismarck schreibt auf ein Aktenstück am 23. Juli die Randbemerkung: „Bisher brauchen wir England, wenn der Friede noch etwas erhalten werden soll.“ Damit sind die großen Pläne des Dr. Carl Peters endgültig gescheitert.

1. Juli 1890
Mit dem Helgoland-Sansibar-Vertrag zieht Deutschland seine Schutzherrschaft über Witu zugunsten von Großbritannien zurück. Unterzeichnet ist der Vertrag vom Reichskanzler von Caprivi und Legationsrat Krauel.

Reichspostdampfer Bürgermeister
Reichspostdampfer Bürgermeister

23. Juli 1890
Der erste deutsche Reichspostdampfer der neu gegründeten Deutschen Ostafrikalinie (DOAL.) tritt die Ausreise nach Deutsch-Ostafrika von Hamburg aus an. Der mit diesem Dampfer fahrende erste deutsche Fachpostbeamte eröffnet am 27. August eine Postagentur in Sansibar.

10. September 1890
Die Verlegung eines Seekabels Sansibar-Bagamoyo-Daressalam durch eine englische Gesellschaft, mit der ein Vertrag abgeschlossen ist, wird beendigt. Am 18. September tritt der Telegraf in Bagamoyo, am 22. in Daressalam in Tätigkeit. Am 4. Oktober werden in beiden Orten auch von Fachbeamten bediente Postagenturen eröffnet.

8. November 1890
Die Deutsche Reichsregierung erklärt England gegenüber, dass sie mit einer Entschädigung der durch den Aufstand in Witu schwer geschädigten Deutschen rechne. England gibt eine unklare Zusage, die nicht gehalten wird. (Die Aufgabe der Schutzherrschaft in Witu wurde von den Einheimischen als Verrat angesehen, wodurch die dort lebenden Deutschen in eine gefährliche Lage gerieten und teils niedergemacht, teils ihrer Habe beraubt wurden.)

Askari beim Exerzieren
Askari beim Exerzieren

20. November 1890
Das Deutsche Reich schließt einen Vertrag mit der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft, nach der die Verwaltung und Zollerhebung Ostafrikas auf das Reich übergeht gegen die Verpflichtung, jährlich 600.000 Mark für Amortisation und Verzinsung einer von der Gesellschaft aufzunehmenden Anleihe in Höhe von 10.556.000 Mark zu zahlen. Dafür hat die Gesellschaft ihrerseits die Verpflichtung, an den Sultan von Sansibar den Entschädigungsbetrag von 4 Millionen Mark für Abtretung des Küstenstriches zu zahlen.

1890
Verlegung des Gouvernementssitzes von Bagamoyo nach Daressalam.

1. Januar 1891
Deutsch-Ostafrika erhält für den zurückberufenen Reichskommissar einen Zivilgouverneur.

22. März 1891
Die Wissmanntruppe wird in eine reguläre Kaiserliche Schutztruppe umgewandelt, welche dem Reichsmarineamt untersteht. Zum Kommandeur wird am 9. April der Leutnant von Zelewski ernannt.

Barra Rasta Inder-Straße in Daresalam, Gruß von der Deutsch-Ostafrikanischen Ausstellung (in Leipzig) 1897
Barra Rasta Inder-Straße in Daresalam, Gruß von der Deutsch-Ostafrikanischen Ausstellung (in Leipzig) 1897

1890
Die Rinderpest bricht im Schutzgebiet aus.

17. August 1891
Vier Kompanien der Schutztruppe werden bei Rugaro auf dem Marsch von den Wahehe überfallen. Der Kommandeur der Schutztruppe von Zelewski gerät in einen Hinterhalt und kommt mit 9 Europäern und 150 Askari ums Leben.

5. Mai 1892
Die erste Telegrafenlinie Bagamoyo-Sadani wird eröffnet. (Bis 1892 zum Beginn des Ersten Weltkrieges waren 3000 km Leitungen im Betrieb.)

5. Dezember 1892
Die Regierungsschule in Tanga wird mit 50 Schülern in einem Kaufladen eröffnet. Schon 1895 kann der spätere Rektor Blank mit 100 Schülern in das Gouvernementsschulhaus ziehen.

Station Usungula mit den Pflanzungen, Gruß von der Deutsch-Ostafrikanischen Ausstellung (in Leipzig) 1897
Station Usungula mit den Pflanzungen, Gruß von der Deutsch-Ostafrikanischen Ausstellung (in Leipzig) 1897

1892/93
Die Rinderpest geht zurück. Erst um 1913 konnte der 1892/93 Viehbestand von der Zeit vor der Pest wieder erreicht, ja überschritten werden (nach Schätzung 12 Millionen Rinder, 5 Millionen Stück Kleinvieh).

1893
Es wird der erste erfolgreiche Versuch unternommen, die aus Mexiko eingeführte Sisalagave (Sisalhanf) zu kultivieren.

1893
Durch Stiftung eines Inders wird am Hafen von Daressalam das 1893 Sewa-Hadji-Krankenhaus für Einheimische und Inder erbaut.

1. Juli 1893
Postwertzeichen (Adlerzeichnung) mit schwarzem Aufdruck des Pesabetrages (1 Rupie e 64 Pesa) werden herausgegeben. 1896 erhalten 1. Juli die Marken, bis dahin mit waagerechtem Pesaüberdruck, einen schrägen Pesaüberdruck mit der Angabe „Deutsch-Ostafrika“. 1901 werden Marken mit Schiffszeichnung und Rupie- und Pesaangaben herausgegeben.

Briefmarken aus Deutsch-Ostafrika
Briefmarken aus Deutsch-Ostafrika

1893/94
Unterwerfung der Wahehe und Wadschagga durch Gouverneur von Scheele.

16. Oktober 1884
Die erste koloniale Eisenbahnstrecke von Tanga nach Pongwe wird eröffnet (14 km). Erst nach 11 Jahren wird die Bahn auf 129 km verlängert.

1895
Eröffnung des Gouvernementskrankenhauses in Daressalam.

5. Juni 1896
Die Kronlandsverordnung der Reichsregierung tritt in Kraft. Land, welches von der Schutzgebietsverwaltung an Europäer abgegeben wird, muss vorher nach Prüfung etwaiger Rechte Dritter zum Kronland erklärt werden.

1. Januar 1897
In Daressalam wird das Eingeborenenhospital, welches nach seinem Stifter, dem Inder Sewa Hadji benannt wird, in Betrieb genommen.

Deutsch-Ost-Afrika, Gouvernements-Krankenhaus in Dar-es-Salaam
Deutsch-Ost-Afrika, Gouvernements-Krankenhaus in Dar-es-Salaam

1897
Die Errichtung einer Zuckerfabrik am Pangani wird geplant, doch erst 1900/01 ausgeführt. Die erste Kampagne fällt in das Jahr 1901. (Das Unternehmen wird jedoch schon 1902 liquidiert, da man mit großen Verlusten arbeitet und nicht durchhalten will.)

19. Juli 1898
Sultan Quawa der Wahehe fällt. Damit ist der Waheheaufstand beendet.

1899
In Daressalam erscheint zum ersten Male die „Deutsch-Ostafrikanische Zeitung“, Herausgeber und Schriftleiter Wilhelm (Willy) von Roy-Quadendorf.

1. August 1899
Das Bezirksamt von Tanga führt den allgemeinen Schulunterricht für einheimische Jungen ein (täglich 2 Stunden Unterricht).

Deutsch-Ost-Afrika, Bergweg im Usambara-Gebirge
Deutsch-Ost-Afrika, Bergweg im Usambara-Gebirge

1900
Einführung der Kautschukkultur (Manihot Glaciovii), die sich jedoch erst ab 1905 stärker entwickelte.

1902
Einführung des Baumwollanbaues durch das kolonialwirtschaftliche Komitee, dessen mustergültige Organisation zum Vorbild für gleiche Einrichtungen in den englischen und französischen Kolonien Afrikas wird.

Juni 1902
Gründung des Kaiserlichen landwirtschaftlich-biologischen Institutes in Amani in Ostusambara (920 m hoch) als Ergänzung des in Daressalam bestehenden Kulturgarten.

Deutsch-Ost-Afrika, Mais stampfende Mädchen
Deutsch-Ost-Afrika, Mais stampfende Mädchen

1904
Aufhebung der Sklaverei. Es wird bestimmt, dass alle nach dem 31. Dezember 1905 geborenen Kinder der Sklaven entschädigungslos frei sein sollen. Die Haussklaverei soll nach dem Reichstagsbeschluss, der dieser Verordnung zugrunde liegt, im Jahre 1920 völlig aufhören.

1904
Die erste Baumwollversuchsstation wird in Mpanganya am Südufer des Rufijiflusses mit Schulbetrieb gegründet.

28. Februar 1904
Die Reichsregierung erlässt eine Verordnung über das Münzwesen in Deutsch-Ostafrika und setzt als Einheit die Rupie, in 100 Heller geteilt, fest. 1 Rupie erhielt den festen Kurs von 1,333 Mark. Es werden fortan nur Postwertzeichen mit Hellerangaben herausgegeben.

Deutsch-Ostafrika, Münzen
Deutsch-Ostafrika, Münzen

1. September 1904
Das Höhensanatorium Wugiri im Nordosten wird eröffnet, nachdem ein Kolonialfreund, Lienhardt, ein Kapital von 100.000 Mark dazu gestiftet hatte.

1. Oktober 1904
Mombo, von wo der Aufstieg nach Wilhelmstal in Westusambara erfolgt, erhält Stadtrechte (ab Februar 1905 erreicht der Eisenbahnbau von Tanga aus Mombo).

Januar 1905
Die Deutsch-Ostafrikanische Bank wird gegründet. Da ihr das Recht der Notenausgabe verliehen wird, gibt sie bereits im Dezember die ersten 5-Rupie-Noten heraus.

1905
Das Gouvernement von Deutsch-Ostafrika gibt gedruckte Auskünfte für Ansiedler in Westusambara und Moschi heraus, die die Auswanderungslustigen eher abschrecken als anziehen. Als Betriebskapital werden 9000 Mark verlangt.

Münzen aus Deutsch-Ostafrika
Münzen aus Deutsch-Ostafrika

1905
Erste Reise des Herzogs Adolf Friedrich zu Mecklenburg nach Deutsch-Ostafrika.

1905/06
Im Süden des Landes bricht der „Maji Maji-Aufstand“ aus. Ursache war u.a. eine Erhöhung der Steuer, wodurch die Einheimischen zur Plantagenarbeit gezwungen werden sollten. Es kommt zu zahlreichen, schweren Kämpfen der Afrikaner gegen die Schutz- und Polizeitruppe. Am Ende der Kämpfe schätzt die Kolonialbehörde die Zahl der einheimischen Toten auf rund 75.000. Auf deutscher Seite sind 345 Askaris und 23 Europäer zu Tote gekommen.

1907
Die Loslösung der Zivilverwaltungsaufgaben (Bezirksämter) von der Schutztruppe wird zum größten Teil durchgeführt.

Deutsch-Ostafrika, Hafeneinfahrt von Daressalam
Deutsch-Ostafrika, Hafeneinfahrt von Daressalam

12. Mai 1907
Herzog Adolf Friedrich zu Mecklenburg begibt sich nach Deutsch-Ostafrika, um eine Forschungsreise quer durch Afrika von Ost nach West anzutreten. Seine Begleiter sind Hauptmann Weiß und Oberleutnant von Wiese und Kaiserswaldau, außerdem eine Anzahl von Fachgelehrten. Die Expedition endigt 1908 erfolgreich.

19. August 1907
Eröffnung der Reichstelegrafenstation in Moschi.

23. September 1907
Die erste Privatreisegesellschaft des Reisebüros Carl Stangen kommt in das Schutzgebiet.

Vermessungsschiff Möwe und S.M.S. Königsberg vor Daressalam
Vermessungsschiff Möwe und S.M.S. Königsberg vor Daressalam

5. Oktober 1907
Eröffnung der Bahn von Daressalam-Morogoro bis zur Station 1907 Mikeke. Die ganze Strecke wird am 16. Dezember eröffnet. Der erste Spatenstich fand am 1. Februar 1905 in Daressalam statt.

23. November 1907
Um die Ausbreitung der Sisalhanfkultur besonders in Britisch-Ostafrika zu verhindern, wird ein Ausfuhrzoll für Sisalpflanzgut eingeführt.

1907 – 1910
Oberleutnant Paul Graetz durchquert als erster Afrika im Automobil 1907-1910 (für den Verlag Seherl). Oberleutnant Graetz gehörte der ostafrikanischen Schutztruppe von 1902-1904 an. Sein Kisuaheliname war „Bwana Tucke-Tucke“, dem Motorengeräusch nachgebildet. 1911/12 wiederholte er die Durchquerung im Motorboot, das allerdings weite Strecken geschleppt werden musste.

Französische Mission in Bagamoyo - Hospital in Bagamoyo
Französische Mission in Bagamoyo – Hospital in Bagamoyo

1908
Die Kironda-Goldminengesellschaft beginnt ihren Betrieb in Sekenke (200 km nördlich von der Zentraleisenbahn entfernt, daher sehr schwieriger Transport der Maschinen usw. Das Gold wird aus Quarzgängen gewonnen, je Tonne Erz durchschnittlich 45 g Gold, später nur 25 bis 14 g.)

1909 – 1911
Forschungsexpedition zur Ausgrabung von Riesensauriern am Tendaguruberge, nordwestlich von Lindi unter Leitung von Dr. W. Janensch sowie unter Mitarbeit der Herren Dr. E. Hennig, Dr. von Staff und Sattler. Die Arbeiten werden 1912 wieder aufgenommen.

Exzellenz Staatssekretär Dernburg's Empfang, Dar-es-Salaam 1908, Deutsch-Ost-Afrika
Exzellenz Staatssekretär Dernburg’s Empfang, Dar-es-Salaam 1908, Deutsch-Ost-Afrika

1900/10
Nach heftigen Pockenepidemien im Norden und im Gebiet der Zentralbahn, werden fast eine Million Pockenschutzimpfungen vorm genommen.

1910
Das Gouvernement von Britisch-Ostafrika kauft von diesem Jahre ab jährlich große Mengen der deutschen Schutzlymphe. Schon 1902 war es dem Stabsarzt Dr. Exner in Bismarckburg gelungen, im Schutzgebiet brauchbare Kälberlymphe herzustellen.

1911
Vertrag zwischen Deutschland und Belgien über die gegenseitigen Grenzansprüche in Deutsch-Ostafrika. Es wird der Kiwusee und der Lauf des Russissi als Grenze zwischen deutschem und belgischem Schutzgebiet festgelegt.

Dr. Albert Heinrich Schnee

Albert Heinrich Schnee

Gouverneur 1912 – 1918, * 04.02.1871 in Haldensleben, † 23.06.1949 in Berlin

1912/13
In Daressalam wird gerichtet ein Institut für Seuchenforschung eingerichtet.

1913
Seit dem Jahre 1903 wurde der Kampf gegen die Pocken durch Impfungen aufgenommen. Bis 1913 ist fast die Hälfte der Einheimischen geimpft worden.

9. März 1913
Gründung eines Freiwilligenkorps von Usambara unter Hauptmann a. D. von Prince in Wilhelmstal.

20. März 1913
In Daressalam wird eine Funktelegrafenstation eröffnet.

Deutsch-Ostafrika, Askaris
Deutsch-Ostafrika, Askaris

20. März 1913
Vereinbarung zwischen Deutschland und Portugal über die Rovuma-Inseln.

1. April 1913
Deutsche Maße und Gewichte werden im Schutzgebiet eingeführt.

1. Oktober 1913
Einführung der Zeit von Moschi am Kilimandscharo als Einheitszeit für das ganze Schutzgebiet.

3. Dezember 1913
Tanga erhält eine Städteordnung.

12. Dezember 1913
Oberstleutnant von Lettow-Vorbeck wird an Stelle des Oberstleutnants von Schleinitz Kommandeur der Schutztruppe von Deutsch-Ostafrika.

Paul von Lettow-Vorbeck

Paul von Lettow-Vorbeck

Kommandeur der Schutztruppe 1914 – 1918, * 20.03.1870 in Saarlouis, † 09.03.1964 in Hamburg

Deutsch-Ostafrika im Ersten Weltkrieg (1914 – 1918)

2. August 1914
Dem Gouvernement wird durch Kabel nach der Mobilmachung in Deutschland mitgeteilt, dass die Kolonie sich außer Kriegsgefahr befinde. Ein weiteres Kabelgramm wird angekündigt, kommt aber nicht an. Durch einen deutschen Dampfer wird dann das von Sansibar kommende Gerücht, dass auch mit England Kriegsgefahr bestehe, bestätigt. Die Kriegserklärung selbst erhält die Kolonie durch Funkspruch am 5. August früh 4 Uhr 45 Min.

Deutsch-Ostafrika, Askaris
Deutsch-Ostafrika, Askaris

August 1914 bis März 1916
Der erste Abschnitt des Krieges in dem Schutzgebiet.
Das ganze Schutzgebiet bleibt, abgesehen von kleinen unbedeutenden Gebäudeverlusten an den Grenzen, in deutscher Hand. Die Operationen im Ostteil werden von dem Kommandeur selbst geleitet, im Westteil (um den Viktoria-, Tanganjika-, Kiwu- und Njassasee) von General Wahle von dessen Hauptquartier in Kigoma aus.

17. August 1914
Der englische Kreuzer „Pegasus“ läuft Tanga an. Nach einem Abkommen mit den Engländern wird Tanga, wie am 8. August Daressalam, als offene Stadt erklärt. Im November wird das Abkommen von den Briten gekündigt.

S.M.S. Königsberg vor Daressalam
S.M.S. Königsberg vor Daressalam

7. September 1914
Gefecht einer deutschen Abteilung unter Hauptmann Schulz bei Tsavo an der Ugandabahn. Am 26. September greift die Abteilung in der Nähe stehende, aus Indern gebildete Truppen an, die dabei große Verluste erleiden.

September 1914
Eine kleine Abteilung in Bismarckburg greift Abercorn in Rhodesien.

14. September 1914
Im Westen des Viktoriasees besetzen die Engländer das Gebiet bis zum Kagera. Die Deutschen dringen am Ostufer in englisches Gebiet, müssen sich aber bei Kissi wieder zurückziehen.

September 1914
Die Deutschen wehren sich bis zum März 1916 erfolgreich gegen Angriffe der Belgier auf und am Tanganjikasee.

Der englische Kreuzer Pegasus wird von dem deutschen Kreuzer Königsberg bei Sansibar versenkt
Der englische Kreuzer Pegasus wird von dem deutschen Kreuzer Königsberg bei Sansibar versenkt

20.September 1914
Der Kreuzer S.M.S. Königsberg, Kommandant Kapitän zur See Looff, vernichtet den englischen Kreuzer „Pegasus“ vor Sansibar.

24. September 1914
Hauptmann Wintgens, Kommandant der im Sultanat Ruanda stationierten Truppen, greift die Belgier am Kiwusee an und besiegt sie.

25. September 1914
Die Briten greifen die 10. Kompanie unter Hauptmann Tafel am Engitoberg an.

S.M.S. Königsberg im Kampfe mit dem englischen Kreuzer Pagasus vor Sansibar
S.M.S. Königsberg im Kampfe mit dem englischen Kreuzer Pagasus vor Sansibar

Oktober 1914
Major von Stuemer erhält den Oberbefehl über die gesamte Schutztruppe am Viktoriasee; Bukoba wird Zentralkommandostelle. Verschiedene See- und Landgefechte finden in den nächsten Monaten statt.

1. Oktober 1914
Auf diesen Tag war die Einführung des Postsparkassendienstes in 1914 Deutsch-Ostafrika festgesetzt. Der Krieg verhinderte die Durchführung. (In Deutschland erst 1939 eingeführt.)

4. Oktober 1914
Belgische Truppen (4 Kompanien) erleiden eine völlige Niederlage bei Kissenji am Kiwusee. Auch einen zweiten noch stärkeren Angriff am 21. Dezember 1915 weist Hauptmann Wintgens ab. Am 26. Januar 1916 erfolgt ein dritter Angriff mit sehr überlegenen Kräften, der von Hauptmann Klinghardt abgewiesen wird.

8. Oktober 1914
Siebenstündiges Gefecht der Abteilung Major Baumstark bei Gazi (südlich Mombassa an der Küste) mit englischen Truppen. Das Gefecht wird auf deutscher Seite wegen Munitionsmangel abgebrochen.

Deutsch-Ostafrika, Askaritreue
Deutsch-Ostafrika, Askaritreue

2. November 1914
Der erste große Vorstoß der Briten beginnt. Zwei englische Kreuzer erscheinen vor Tanga und landen Truppen. Unter Kündigung des früheren Abkommens fordert der englische Kommandant die Stadt zur Übergabe auf. Nach Weigerung entwickelt sich die dreitägige Schlacht von Tanga. Von Lettow-Vorbeck steht am 2. November mit der Hauptmacht am Kilimandscharo, während nur einige Züge in Tanga stehen. Es gelingt, die Truppen aus dem Innern sowie das freiwillige deutsche Schützenkorps unter Hauptmann von Prince zur rechten Zeit von Usambara nach der Küste zu bringen. Das britische Landungskorps unter Generalmajor Aitken besteht aus einem englischen (Northlancashire) und acht indischen Regimentern sowie einigen Spezialtruppen.
Am 4. November, dem Hauptkampftag, besteht die deutsche Heeresmacht aus 1000 Mann mit 21 Maschinengewehren. Von Lettow-Vorbeck kam in der Nacht vom 3. zum 4. November in Tanga an. Am 4. November fällt von Prince („Bwana Sakkarani“). Die Schlacht endet mit einem Sieg der Deutschen. Am 6./7. November dampft die britische Flotte mit allen Truppen wieder ab.

Deutsch-Ostafrika, Schlacht von Tanga
Deutsch-Ostafrika, Schlacht von Tanga

3. November 1914
Britische Streitkräfte gehen gegen den nordwestlich vom Kilimandscharo gelegenen Longidoberg vor, wo sie von der Abteilung des Majors Kraut unter schweren Verlusten zurückgeschlagen werden.

28./30. November 1914
Beschießung Daressalams durch britische Kriegsschiffe.
Am 11. Dezember wird Tanga, am 16. Dezember Kilwa-Kisiwani beschossen.

10. Januar 1915
Die Insel Mafia, die von einem Offizier, zwei deutschen Unteroffizieren und 20 Askaris besetzt war, wird nach heftigem Beschuss von den Briten im Sturm genommen. Sie landeten zu diesem Zweck nicht weniger als sechs Kompanien indischer und schwarzer Truppen. Die Besetzung von Mafia hatte den Zweck, in der Bucht von Tirene einen geschützten Ankerplatz für die Schiffe und einen Stützpunkt für den Blockadedienst an der Küste zu gewinnen. Die Besetzung von Mafia war für die „Königsberg“ insofern ein herber Verlust, als sie hierdurch einer zuverlässigen Nachrichtenstation beraubt war.

Deutsch-Ostafrika 2,5 Heller, 1915 Mafia
Mafia Ausgabe von 1915 (Britische Besetzung). Im Januar und im Juli 1915 erschienen Marken von Deutsch-Ostafrika mit schwarzem, violettem oder grünem Aufdruck: Januar 1915: „G.R./Mafia“ , Juli 1915: „G.R./Post/6 Cents/Mafia“

18. Januar 1915
Gefecht bei Jassini nahe der Küste im Norden an der englischen Grenze (heutige Grenze zwischen Tansania und Kenia). Die britischen Truppen erleiden schwere Verluste und müssen kapitulieren. Nach diesem neuen misslungenen Versuch der Engländer, mit Hilfe von indischen Truppen vom Norden und der Küste her einzudringen, entsteht eine längere Pause in den englischen Landangriffen.

April 1915
Die von den Engländern gegen Deutsch-Ostafrika verhängte Blockade (1. März) wird von dem von der deutschen Marine ausgesandten Hilfsschiff „Rubens“ unter Führung des Kapitänleutnants d. R. Christiansen durchbrochen. Die „Rubens“ wird von den Engländern in Brand geschossen, doch gelingt es, Munition und Gewehre zu bergen.

20. Juni 1915
Die Briten besetzen Bukoba, müssen jedoch bald wieder zurückweichen, nachdem sie den Ort geplündert und die Funkstation zerstört haben.

S.M.S. Königsberg im Rufidji
S.M.S. Königsberg im Rufidji

11. Juli 1915
Der Kreuzer S.M.S. Königsberg wird in der Kikunjamündung des Rufijiflusses von überlegenen Kräften der britischen Marine blockiert und auf Befehl des schwerverwundeten Kommandanten Looff gesprengt. Die Besatzung wird, ebenso wie vorher die des Vermessungsschiffes „Möwe“ (Kommandant Korvettenkapitän Zimmer), den Truppen Lettow-Vorbecks eingereiht.

19. August 1915
Britische Kriegsschiffe greifen Tanga an, ziehen sich jedoch bald wieder zurück. Bereits am 29. Juli erscheinen die Engländer in Lindi und beschießen am 17. August Daressalam, welches inzwischen mit ausgedehnten Verteidigungsanlagen versehen worden ist. Die Geschütze der „Königsberg“ fanden dabei Verwendung. Auch die Truppe ist durch die Marine bedeutend verstärkt. Insgesamt sind 54 Offiziere und 884 Unteroffiziere und Mannschaften von der Marine in die Truppe übernommen.
Bis zum Februar 1916 bleibt es an der Küste im ganzen ruhig.

S.M.S. Königsberg nach der Versenkung
S.M.S. Königsberg nach der Versenkung

17 Januar 1916
Am Kagera auf dem westlichen Kriegsschauplatz finden verschiedene Gefechte (16. Februar bis Juni) statt, als die von Westen vordringenden Belgier die Bukobaabteilung zum Abzug zwingen.

März bis September 1916
Der zweite Abschnitt des Krieges im Schutzgebiet umfasst die Zeit des Vordringens der weit überlegenen Ententemächte bis zum Verlust der Zentralbahn und damit des größten Teiles der Kolonie. Ende September befinden sich im wesentlichen nur noch die Gebiete südlich des Rovuma sowie der westlich angrenzende Mahengebezirk in deutschem Besitz. Bereits im Januar erfolgt der erste große Vorstoß. Am 9. Januar erscheinen die ersten britischen Landflugzeuge im Norden über Taveta. Vorher hatten die Briten nur zwei Marineflugzeuge im Endgefecht gegen die „Königsberg“ verwendet. Auch tauchen am 22. Januar bei Taveta die ersten Panzerautos auf. Den britischen Oberbefehl führt der Burengeneral Smuts, sein Stabschef ist der englische Brigadegeneral Collyer. Die Gesamtstärke der Gegner (Engländer, Belgier, Südafrikaner und Portugiesen) beträgt ungefähr 100.000 Mann.

S.M.S. Königsberg, im Vordergrund die Grabstätte der Gefallenen
S.M.S. Königsberg, im Vordergrund die Grabstätte der Gefallenen

8. März 1916
Der Vormarsch der britischen Haupttruppen unter General Smuts auf Taveta beginnt. Das Ziel ist, die deutsche Hauptmacht, welche zwischen dem Kilimandscharo und dem Paregebirge steht, anzugreifen und gleichzeitig dieselbe von der Usambarabahn (Kahe) abzuriegeln. Am 11. März kommt es am Reataberg zum Kampf. Die deutschen Truppen müssen sich zurückziehen, auch Neumoschi wird geräumt.

Jan Christiaan Smuts

Jan Christiaan Smuts

General der südafrikanischen Armee, * 24.05.1870 auf der Farm Bovenplaats, Kapkolonie, † 11.09.1950 in Irene bei Pretoria

15. März 1916
Das Hilfsschiff „Marie“ unter Führung des Kapitäns Sörensen durchbricht die britische Blockade und läuft unbemerkt in die Sudibucht im Süden ein, wo es Kriegsmaterial löscht, darunter sechs Geschütze, eine Anzahl Maschinengewehre und 2000 Karabiner. Auch bringt das Schiff Postwertzeichen, da die vorhandenen inzwischen ausgegangen sind. Die Postverwaltung hat bereits in der Missionsdruckerei in Wuga bei Mombö Aushilfsmarken drucken lassen, die nun nicht mehr zur Ausgabe gelangen. Der Abtransport der Ladung macht 50.000 Trägerlasten für den mehr als drei Wochen dauernden Marsch nach der Zentralbahn erforderlich.

April 1916
Die große belgische Offensive im Nordwesten am Kiwusee setzt ein. Hauptmann Wintgens ist gezwungen, sich kämpfend vor den zahlenmäßig weit überlegenen Gegner zurückzuziehen. Auch die Briten drängen vom Südwesten und Süden her gegen Tabora vor.

Mai 1916
Das deutsche Kommando nimmt für den Fall, dass das Gebiet nördlich der Zentralbahn nicht gehalten werden kann, den Rückzug nach Süden auf Mahenge in Aussicht. Die Hauptmacht (4000 Askari) unter von Lettow rückt von Dodoma auf Kondoa-Irangi vor, es kommt zu einem verlustreichen Gefecht.

Deutsch-Ostafrika, Aufziehen der Wache. Tabora
Deutsch-Ostafrika, Aufziehen der Wache. Tabora

23. Juni 1916
Britische Marinetruppen besetzen Pangani und am 1. August 1916 Sadani.

1. August 1916
Die Briten dringen bis zur Zentralbahn vor.

16./17. August 1916
Nachdem die deutsche Hauptabteilung sich auf Kilossa und Morogoro an der Zentralbahn unter mehreren Gefechten zurückziehen musste, wird bei Morogoro ein neuer Angriff der Briten zurückgewiesen. Der Gouverneur, der bis dahin seinen Sitz in Morogoro hatte, geht mit seinem Stabe südlich nach Kissaki, auch von Lettow nimmt am 25. August dort Quartier. Am 26. August besetzen die Briten Morogoro.

Deutsch-Ostafrika, Kigali Wacht Parade
Deutsch-Ostafrika, Kigali Wacht Parade

4. September 1916
Die Engländer besetzen Daressalam, nachdem die letzten deutschen Truppen dort abgezogen sind.

7. September 1916
Die Briten greifen bei Kissaki die deutschen Truppen von Westen und Südwesten her an, werden aber unter erheblichen Verlusten zunächst zurückgeschlagen. Auch der Angriff einer anderen Brigade vom Norden her bleibt vorerst ohne Erfolg. Es folgen weitere Gefechte in deren Folge Kissaki geräumt werden muss. Die großen Vorräte an Lebensmitteln usw. werden verbrannt. Am 15. September besetzen die Briten Kissaki.
Es tritt eine längere Gefechtspause ein, da die Truppen erschöpft sind. Die Briten lagern nördlich des Mgetaflusses, die deutschen Truppen halten die Stellungen am südlichen Ufer.

13./14. September 1916
Gefecht bei Itagaberg nördlich von Tabora. General Wahle bringt den Belgiern zwar große Verluste bei, muss sich dann aber am 18. September 1916 zurückziehen. In drei Kolonnen wird auf Iringa zu marschiert.

Die Belgier besetzen am 19. September 1916 Tabora. Es kommt zu schwere Ausschreitungen und Misshandlungen gegen die Zivilbevölkerung. Frauen, Kinder und Zivilgefangene werden quer durch Afrika nach Frankreich transportiert.

Deutsch Ostafrika, 15 Rupien, 1916
Da Deutsch-Ostafrika während des Ersten Weltkrieges (1914 – 1918) vom Mutterland abgeschnitten war und akuter Mangel an Zahlungsmitteln herrschte, wurde 1916 in Tabora aus ostafrikanischem Rohgold und Elektrolytkupfer zirka 15.000 Münzen zu 15 Rupien (Au 750 7,168 g) geprägt.

September 1916 bis November 1917
Der dritte Abschnitt des Krieges bis zur Räumung des Schutzgebietes durch die Reste der Schutztruppe und der Übergang derselben über den Rovuma in portugiesisches Gebiet.

November 1916
Die drei Westabteilungen des Generals Wahle, der Iringa schon besetzt findet und daher nach dem Süden weitermarschieren lässt, liefern sich mit den den Feinden verschiedene Gefechte und können sich schließlich bei Lupembe, welches von Hauptmann Wintgens vergeblich angegriffen wird, vereinigen. Die Kolonne unter Oberstleutnant a. D. Hübener findet den Anschluss nicht, wird am 24. November bei Ilembule eingekreist und muss nach zweitägigen Kämpfen kapitulieren. Die Abteilung des Majors Kraut, die in der Gegend von Mahenge verschiedene Gefechte zu bestehen hat, wird von General Wahle Ende Dezember zurückgenommen.

Deutsch-Ost-Afrika, Dar-es-Salaam, Akazienstraße
Deutsch-Ost-Afrika, Dar-es-Salaam, Akazienstraße

1. Januar 1917
Eine erneute große Offensive der Briten an der Mgeta-Kiderengwa-Front setzt ein. Die deutschen Truppen gehen über den Rufiji zurück.
General Smuts verlässt Deutsch-Ostafrika, den Oberbefehl übernimmt General Hoskins. Smuts, der nach London geht, glaubt, dass der Feldzug zu Ende sei. Der größte Teil der südafrikanischen Truppen wird abtransportiert. Britische und mit ihnen verbündete Truppen besetzt das Rufijidelta und den Süden des Bezirks Daressalam.

21. April 1917
Mpanganja muss von den Deutschen geräumt werden. Die Regenzeit behindert die Operationen auf beiden Seiten, auch die Waldgebiete behindern die Briten im Vorgehen, so dass sie nun ihre Haupttruppen von der Küste her ansetzen.

Juni 1917
Im englischen Oberbefehl tritt ein neuer Wechsel ein. Hoskins wird von dem Burengeneral van Deventer abgelöst.

Deutsch Ost-Afrika, Wagaya-Stamm
Deutsch Ost-Afrika, Wagaya-Stamm

19. Juli 1917
In einem Gefecht bei Narungombe gelingt es Hauptmann von Liebermann mit 95 Europäern und 850 Askari 2 Geschütze und 15 Maschinengewehre die britischen Truppen aufzuhalten und fügt ihnen schwere Verluste zu. Die britische Offensive stockt hierdurch bis zum September 1917. Dann werden die deutschen Truppen in ständigen schweren Gefechten zurückgedrängt.

29. Juni 1917
Die Abteilung Wintgens versucht sich vom Viktoriasee aus nach Südwesten durchzuschlagen. Nachdem Wintgens schwer an Typhus erkrankt ist, wird er den Briten anvertraut, die ihn auch behandeln. Hauptmann Naumann übernimmt die deutsche Truppe, ergibt sich aber nach einem halben Jahr den Briten.

15. bis 18. August 1917
Viertägige Schlacht (neben Tanga das größte Gefecht des ganzen Feldzuges) bei Mahiwa im Lukuledital. Die Abteilung Wahle wird von den Briten angegriffen, von Lettow-Vorbeck eilt zu Hilfe. Es gelingt ihm die zahlenmäßig weit überlegen Briten zurückzuschlagen.

Deutsch-Ostafrika, Straße in Tanga
Deutsch-Ostafrika, Straße in Tanga

9. Oktober 1917
Die telegraphische Verbindung zwischen der den Westtruppen unter Hauptmann Tafel bei Mahenge ist unterbrochen. Die Westtruppen marschieren weiter nach Süden, müssen sich aber am Einfluss des Bangala in den Rovuma wegen völligen Mangels an Lebensmitteln den Engländern am 28. November ergeben mit Ausnahme einer größeren Patrouille unter Hauptmann Otto, der weiter nach Süden marschiert. 110 Deutsche, 1220 Askari und 2000 Träger ergeben sich.

21. November 1917
In Bulgarien (in Jambul bei Burgas) steigt der deutsche Zeppelin L 59 mit einer Ladung von Munition, Medikamenten usw. für die ostafrikanische Schutztruppe auf. Am 22. November über Chartum erhält der Kommandant durch Funkspruch den Befehl zur Umkehr. Der Urheber dieses Befehls ist unbekannt geblieben.

Deutsch-Ostafrika, Askari
Deutsch-Ostafrika, Askari
Mit L59 nach Afrika
Mit L59 nach Afrika

25. November 1917
Die deutsche Schutztruppe geht nahe der Einmündung des Ludjenda über den Rovuma und tritt damit nach Portugiesisch-Ostafrika (Mozambique) über. (278 Europäer, 1600 Askari, 4000 Träger und 1000 Askarifrauen und Askariboys.)

Der vierte Abschnitt des Feldzuges vom Übergang über den Rovuma bis zum Waffenstillstand.

Nach Übergang über den Rövuma wird das portugiesische Fort Ngomano erstürmt; es wird viel Kriegsmaterial erbeutet. Die Verpflegung der Truppe wird aber trotzdem immer schlechter. Im Laufe der nächsten Monate werden noch weitere kleine Forts der Portugiesen eingenommen. Nach der Regenzeit, Anfang April 1918, beginnt ein ständiges Wanderleben der Truppe.

Deutsch-Ost-Afrika, Daressalam, Robert-Kochstraße
Deutsch-Ost-Afrika, Daressalam, Robert-Kochstraße

22. Mai 1918
Nach einem schweren Gefecht mit den Briten bei Mopelia, nordwestlich von Nanungu, am 5. Mai erleiden die deutsche Truppe am Timbaniberg große Verluste an Munition, Gepäck, Geld usw. Am 1. Juli gelingt es jedoch den Deutschen den Portugiesen und Engländern größere Bestände abzunehmen, die eine Wiederausstattung der deutschen Truppen ermöglichen. Der Marsch wird fortgesetzt, wobei es dauernd zu Gefechten kommt, so u. a. am 3. Juli bei Nhamacurra.

28. September 1918
Fortwährend kämpfend, geht die deutsche Truppe, bei der sich General Wahle und der Gouverneur befinden, wieder auf deutsches Gebiet (Tansania) zurück. Die Truppe hat unter Erkrankungen aller Art sehr zu leiden. In den zehn Monaten, welche die Schutztruppe in Portugiesisch-Ostafrika (Mozambique) zubrachte, hat sie 2500 km zurückgelegt.

31. Oktober 1918
Die Truppe marschiert durch die Bezirke Iringa und Langenburg und überschreitet die deutsch-rhodesische (Tansania – Sambia) Grenze bei Fife. In Ubena fand am 17. Oktober ein kleineres Gefecht statt; General Wahle ist so schwer erkrank, dass er zurückgelassen werden muss.

12. November 1918
Letztes Gefecht im Feldzug nördlich von Kasama.

Einzug der Ostafrika-Kämpfer in Berlin
Einzug der Ostafrika-Kämpfer in Berlin

14. November 1918
Lettow-Vorbeck muss auf Befehl aus Berlin bei Kasama die Waffen nach 41/2jährigem Kampf strecken. Am 13. November erhält die Truppe zum ersten Mal genaue Nachrichten über die Vorgänge in der Heimat. Übergabe der Truppe bei Abercorn in Rhodesien (heutiges Sambia) an die Briten unter General Edwards. Die Truppe zählt 30 Offiziere, 125 Unteroffiziere und Mannschaften, 1168 Askari, 1522 Träger und einige hundert Frauen. Am 8. treffen die Deutschen in Daressalam ein. Grippeerkrankungen fordern noch 11 Todesopfer.

17. Januar 1919
Abtransport auf dem Dampfer der DOAL. „Feldmarschall“ über Großbritannien und Holland nach Deutschland.

Anfang 1919
Die Reichpost in Berlin gibt am Sammlerschalter die letzten Deutsch-Ostafrika-Briefmarken aus.

2. März 1919
Einzug der deutschen Schutztruppe mit Gouverneur Schnee, Generalmajor von Lettow-Vorbeck und Kapitän zur See Looff durch das Brandenburger Tor in Berlin.

Einzug der Ostafrika-Kämpfer in Berlin
Einzug der Ostafrika-Kämpfer in Berlin

7. Mai 1919
Das Deutsche Reich verliert mit dem Versailler Vertrag nun auch völkerrechtlich die Kolonie in Ostafrika an Belgien und Großbritannien.

1920/23
Ruanda und Burundi, seit 1916 von Belgien besetzt, werden offiziell belgisches Völkerbundsmandat.

Deutsch-Ostafrika, Vignette
Deutsch-Ostafrika, Vignette
Deutsch-Ostafrika, Vignette
Deutsch-Ostafrika, Vignette

1945
Großbritannien übernimmt Tanganyika als Treuhandgebiet. Ruanda und Burundi werden belgisches Treuhandgebiet.

9. Dezember 1961
Proklamation der Republik Tanganyika, Nyerere wird erster Premierminister.

1. Juli 1962
Ruanda erlangt die Unabhängigkeit, erste Republik unter Präsident Grégoire Kayibanda.

10. Dezember 1963
Die Insel Sansibar (seit 1890 britisches Protektorat) wird unabhängig.

26. April 1964
Zusammenschluss von Tanganyika und Sansibar zur Vereinigten Republik Tansania mit (Verfassung von 1965).

Quellenhinweise:

  • „Deutschlands Kolonien“ von Rochus Schmidt Verlag des Vereins der Bücherfreunde Schall & Grund 1898
  • „Großes Lehrbuch der Geographie“ E. von Seydlitz, Königliche Universitäts- und Verlagsbuchhandlung Breslau 1902
  • „Harms Vaterländische Erdkunde“ 7. Auflage Braunschweig und Leipzig Hellmuth Wollermann 1906
  • „Konversationslexikon“, Leipzig und Wien 1909
  • „Die deutschen Kolonien“ Geographie, E. von Seydlitz – Königliche Universitäts- und Verlagsbuchhandlung Breslau 1910
  • „Deutschlands Kolonien“ von W. Scheel Verlagsanstalt für Farbfotographie Weller & Hüttich 1912
  • „Die deutschen Kolonien“ Herausgegeben von Kurd Schwabe Nationalausgabe – Band I/II 1914
  • „Deutsches Kolonial-Lexikon“ Leipzig 1920
  • „Der Kampf um unsere Schutzgebiete – Unsere Kolonien einst und jetzt“ von P. Jos. M. Abs Düsseldorf 1926
  • zeitgenössische Postkarten mit ihren originalen Bildunterschriften.
Im Sinne der Wiederherstellung des Deutschen Reiches aus https://deutsche-schutzgebiete.de/wordpress/kolonien-blog/ am 03.03.2020 entnommen.



Deutsche Schutzgebiete

Deutsch-Ostafrika_Strand in Lindi

Deutsche Kolonien

Deutsche Schutzgebiete, die Kolonien des Deutschen Reichs

Ich werd' ein Deutscher - muss ein Deutscher sein
Ich werd‘ ein Deutscher – muss ein Deutscher sein.

Auf dem Höhepunkt der kolonialen Erwerbungen nach dem Jahr 1900 umfasste der deutsche Kolonialbesitz 2.597.180 km² mit rund 12 Millionen Einwohnern.

Deutsch-Ostafrika, Wappen (Entwurf)
Deutsch-Ostafrika
Deutsch-Südwestafrika, Wappen (Entwurf)
Deutsch-Südwestafrika
Kamerun, Wappen (Entwurf)
Kamerun
Togo, Wappen (Entwurf)
Togo
Deutsch-Neuguinea, Wappen (Entwurf)
Deutsch-Neuguinea
Samoa, Wappen (Entwurf)
Samoa
Kiautschou
Kiautschou

Bis 1884 besaß Deutschland gar keine Kolonien; allerdings hatten die Kaufmannsfamilien Ehinger und Welser 1528–55 einen Teil Venezuelas (Neuvenedig) von der spanischen Krone als Familienlehen erhalten. Auch der Große Kurfürst von Brandenburg hatte einen Kolonisationsversuch gemacht und von den Dänen eine Faktorei auf der westindischen Insel St. Thomas gepachtet. Am 1. Januar 1683 hisste der Major von der Gröben in Afrika bei dem Kap der drei Spitzen die brandenburgische Flagge mit dem roten Adler auf weißem Felde und legte den Grundstein zu der Feste Großfriedrichsburg. Jedoch gerieten die Unternehmungen unter Friedrich Wilhelms Nachfolger in Verfall und wurden 1718 ganz aufgegeben.

Kolonie des Großen Kurfürsten "Großfriedrichsburg"
Kolonie des Großen Kurfürsten „Großfriedrichsburg“

Auch Friedrich II. war grundsätzlich ein Gegner von Kolonien. Die alte Festung Großfriedrichsburg steht noch heute, ein massiver Bau mit Zinnen und Kanonen, einem Herrenhaus und Kasematten, nur wenige Autostunden von Accra, der Hauptstadt der Republik Ghana, entfernt. Trotzdem Deutschland im 19. Jahrhunderte viele Tausende von Auswanderern jährlich übers Meer ziehen ließ (an der Besiedelung der Vereinigten Staaten von Amerika sind mindestens 5 Millionen Deutsche beteiligt), gestatteten ihm die politischen Verhältnisse keinerlei koloniale Betätigung. Zwar gab es unter den Auswanderungsvereinen auch Kolonialgesellschaften, die neben der Fürsorge für die Auswanderer die Kolonisation ins Auge fassten und den Auswandererstrom nach bestimmten Gegenden hinzulenken suchten.

Deutsche Erde (Kolonien und Auswanderung), 1908
Deutsche Erde (Kolonien und Auswanderung), 1908

Sie trugen meist einen philanthropischen Charakter, indem sie Armen und Arbeitslosen ein Unterkommen verschaffen wollten, während doch eine Kolonie außer Intelligenz auch Kapital verlangt. Teils aus diesem Grunde, teils wegen des Fehlens einer politischen Macht war die Wirksamkeit jener Vereine meist erfolglos. Erst nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 begann die deutsche Kolonialbewegung einen wesentlichen Aufschwung zu nehmen. Doch beschränkte sich der Reichskanzler Fürst Bismarck zunächst darauf, mit unabhängigen Herrschern (Tonga, Samoa etc.) Handels- und Freundschaftsverträge abzuschließen und die Häfen Saluafata (Samoa), Jaluit (Marshallinseln) und Mioko (Neubritannia-Archipel) als Kohlenstationen zu erwerben.

Von der Reichstagswahl. Ein schwarzer Landsmann aus unseren Kolonien gibt als Reichstagswähler seine Stimme ab.
Von der Reichstagswahl. Ein schwarzer Landsmann aus unseren Kolonien gibt als Reichstagswähler seine Stimme ab.

Nachdem aber der Reichstag 1880 die Samoavorlage abgelehnt hatte (die Gründung der Deutschen Kolonialgesellschaft war die nächste Folge), entschloss sich die Reichsregierung erst 1884 dazu, neue Kolonialunternehmungen unter ihren Schutz zu nehmen und sie gegen fremde, besonders britische Anfechtungen zu verteidigen. Das Telegramm des Reichskanzlers vom 24. April 1884, das amtlich die Schutzerklärung der von dem Bremer Kaufmann Adolf Lüderitz bereits 1883 in Südwestafrika vollzogenen Erwerbungen verkündete, bezeichnet den Geburtstag der neuen deutschen Kolonialpolitik. In demselben Jahre wurden auch die Handelsniederlassungen Hamburger Kaufleute in Kamerun (14. Juni 1884) und Togo (5. Juli 1884) unter deutschen Schutz gestellt.

Uniformen der Schutztruppen v.l.n.r.: Südwest-Afrika: 3 Reiter und Offizier, Ost-Afrika: Offizier und Sudanese, Kamerun und Togo: Offizier und Unteroffizier im Drell– und weißen Anzug. Nach einem Aquarell von Richard Knötel (1857–1914)
Uniformen der Schutztruppen v.l.n.r.: Südwest-Afrika: 3 Reiter und Offizier, Ost-Afrika: Offizier und Sudanese, Kamerun und Togo: Offizier und Unteroffizier im Drell– und weißen Anzug. Nach einem Aquarell von Richard Knötel (1857–1914)

Gleichzeitig erwarb Carl Peters im Auftrag der Gesellschaft für deutsche Kolonisation, der späteren Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft, das Hinterland von Sansibar, während Otto Finsch für die Neuguinea-Kampanie die Nordostküste von Neuguinea nebst der Insel Neupommern (Neubritannien), fortan Bismarck-Archipel sicherte. 1885 wurden auch noch die Salomonen (6. April) und die Marshallinseln (15. Oktober) unter deutschen Schutz gestellt und die Erwerbungen jener beiden Gesellschaften durch einen kaiserlichen Schutzbrief vom 27. Februar und 17. Mai 1885 anerkannt. Dem Geschick des Fürsten Bismarck gelang die friedliche Verständigung mit Großbritannien und Frankreich über die Abgrenzung der deutschen Gebiete, während die Hinterlandsfrage durch folgende Verträge gelöst wurde, die den deutschen Schutzgebieten, wie sie amtlich heißen, ihre endgültige Gestalt und Größe gaben.

Deutsch-Südwestafrika 3 Pfennig, 1900
Deutsch-Südwestafrika 3 Pfennig, 1900
Deutsch-Ostafrika 30 Heller, 1905
Deutsch-Ostafrika 30 Heller, 1905
Kamerun 20 Pfennig 1900
Kamerun 20 Pfennig 1900
Togo 25 Pfennig, 1900
Togo 25 Pfennig, 1900
Kiautschou 2 1/2 Dollar, 1905
Kiautschou 2 1/2 Dollar, 1905
Marianen, 5 Mark, 1901
Marianen, 5 Mark, 1901
Deutsch-Neu-Guinea, 10 Pfennig, 1901
Deutsch-Neu-Guinea, 10 Pfennig, 1901
Samoa 40 Pfennig, 1900
Karolinen, 30 Pfennig, 1900
Karolinen, 30 Pfennig, 1900
Marshall-Inseln, 5 Pfennig, 1900
Marshall-Inseln, 5 Pfennig, 1900

Es wurden begrenzt:

Jung-Deutschland
Jung-Deutschland
Mein zartes Fräulein darf ich’s wagen

Am 1. April 1899 ging der Besitz der Neuguinea-Kompanie gegen eine Entschädigung von 4 Millionen Mark und eine Landabfindung von 50.000 Hektar an das Deutsche Reich über. Zu diesen älteren Besitzungen sind noch folgende Erwerbungen hinzugekommen:

  • durch Vertrag vom 6. März 1898 das bereits im November 1897 besetzte und durch kaiserliche Verordnung vom 27. April 1898 zum deutschen Schutzgebiet erklärte Pachtgebiet Kiautschou (China),
  • durch Kaufvertrag mit Spanien vom 30. Juni 1899 die in der Folge dem Gouverneur von Neuguinea unterstellten Karolinen-, Palau- und Marianeninseln (ohne Guam), auf denen der deutsche Handel schon längst maßgebend war, und durch das deutsch-englisch-amerikanische Samoa-Abkommen vom 8. November 1899 die westlichen Samoa-Inseln Upolu, Manono, Apolima und Sawaii.
Unsere Marine. Du kennst mein Herz noch lange nicht!
Unsere Marine. Du kennst mein Herz noch lange nicht!
Unsere Marine. Fahr mich hinüber schöner Schiffer!
Unsere Marine. Fahr mich hinüber schöner Schiffer!
Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen!
Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen!
O wie herrlich, o wie schön ist ein solches Wiederseh'n!
O wie herrlich, o wie schön ist ein solches Wiederseh’n!

Dieser Vertrag regelte zugleich die Aufteilung des sogenannten neutralen Salagagebietes (zwischen Togo und der Goldküstenkolonie) an Deutschland und Großbritannien und sprach letzterem die bis dahin deutschen Salomonen mit Ausnahme von Buka und Bougainville zu. In dieser Ausdehnung umfasst der deutsche Kolonialbesitz 2.597.180 km² mit rund 12 Millionen Einwohnern.

Die Deutschen Kolonien im Größenvergleich
Die Deutschen Kolonien im Größenvergleich

Anmerkung zur Grafik:

Adolf Lüderitz
Adolf Lüderitz
Gustav Nachtigal
Gustav Nachtigal
Karl Peters
Karl Peters
Hermann von Wissmann
Hermann von Wissmann

Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges (1914 – 1918) verlor Deutschland alle seine Kolonien. Am 7. Mai 1919 werden der deutschen Regierung die Bedingungen des Versailler Vertrages bekannt gegeben. Der Artikel 119 derselben lautet: „Deutschland verzichtet zugunsten der hauptsächlichsten Alliierten und Assoziierten Mächte auf alle seine Rechte und Ansprüche bezüglich seiner überseeischen Besitzungen.“ Die dort ansässigen Deutschen wurden meist interniert, enteignet und ausgewiesen; lediglich in Südwestafrika durften sie bleiben und so leben im heutigen Namibia noch ca. 20.000 Deutsche.

Die Deutschen Schutzgebiete - Das Deutsche Kaiserreich - Die Kaiserliche Marine

Quellenhinweise:

  • „Deutschlands Kolonien“ von Rochus Schmidt Verlag des Vereins der Bücherfreunde Schall & Grund 1898
  • „Großes Lehrbuch der Geographie“ E. von Seydlitz, Königliche Universitäts- und Verlagsbuchhandlung Breslau 1902
  • „Harms Vaterländische Erdkunde“ 7. Auflage Braunschweig und Leipzig Hellmuth Wollermann 1906
  • „Konversationslexikon“, Leipzig und Wien 1909
  • „Die deutschen Kolonien“ Geographie, E. von Seydlitz – Königliche Universitäts- und Verlagsbuchhandlung Breslau 1910
  • „Deutschlands Kolonien“ von W. Scheel Verlagsanstalt für Farbfotographie Weller & Hüttich 1912
  • „Die deutschen Kolonien“ Herausgegeben von Kurd Schwabe Nationalausgabe – Band I/II 1914
  • „Deutsches Kolonial-Lexikon“ Leipzig 1920
  • „Der Kampf um unsere Schutzgebiete – Unsere Kolonien einst und jetzt“ von P. Jos. M. Abs Düsseldorf 1926
  • zeitgenössische Postkarten mit ihren originalen Bildunterschriften.
Im Sinne der Wiederherstellung des Deutschen Reiches aus https://deutsche-schutzgebiete.de/wordpress/kolonien-blog/ am 03.03.2020 entnommen.



Kolonialbehörden (Deutsches Kaiserreich)

Schaubild zum Verhältnis zwischen Reichsgebiet und Kolonien

Zur Zeit des Deutschen Kaiserreichs verwalteten die Kolonialbehörden die Deutschen Kolonien und Schutzgebiete.

Gliederung

Die oberste Kolonialbehörde war der Reichskanzler. Unter ihm führte die Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes die gesamte Verwaltung der Kolonien und Schutzgebiete (ab 1907 das Reichskolonialamt). Als Beirat der obersten Organe fungierte der Kolonialrat. An der Spitze der Organisation in den Kolonien standen Gouverneure, auf den Marshallinseln ein Landeshauptmann. Ihnen waren Kanzler (zur Vertretung und Rechtspflege), Sekretäre und sonstige Beamte beigegeben.

Die Stationen wurden durch Bezirksamtmänner verwaltet, denen teilweise Nebenstellen unterstanden. Dazu kamen Schutztruppen in Deutsch-Ostafrika, Kamerun und Deutsch-Südwestafrika, militärisch organisierte Polizeitruppen und nach dem Vorbild der Konsulargerichte geschaffene Schutzgebietsgerichte. Ihre oberste Instanz war das Reichsgericht in Leipzig.

Das deutsche Pachtgebiet Kiautschou wurde durch das Reichsmarineamt verwaltet, also nicht wie die Schutzgebiete durch das Auswärtige Amt beziehungsweise das Reichskolonialamt.

Gesellschaftsschutzgebiete

Anfänglich wollte das Reich, dass private Gesellschaften die Gebiete verwalteten. Diese Form der Verwaltung hatte jedoch nur wenige Jahre Bestand, so dass auch die Gesellschaftsschutzgebiete in Ostafrika und im Pazifik in sogenannte Kronschutzgebiete umgewandelt wurden.[1] Die Gebiete Deutsch-Westafrikas standen hingegen von Anfang an unter direkter Verwaltung der Kolonialbehörden.

Literatur

  • Erhard Georg Schippel: Die Stellung der Schutzgebietsgerichte in der deutschen Rechtspflegeordnung. Dissertation, 1909, GoogleBooks

Weblinks

WiktionaryWiktionary: Kolonialbehörde – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen